Clarissa Stadler und Eva Wannenmacher moderieren; Autor Josef Winkler hält Eröffnungsrede
Vier österreichische Autoren sind unter den insgesamt 14 Teilnehmern der "Tage der deutschsprachigen Literatur" von 24. bis 28. Juni in Klagenfurt und lesen dort um den 33. Bachmann-Preis. Durch die Wiederverlängerung haben sie heuer wieder drei Tage Zeit für das "berühmt-berüchtigte Wettlesen", wie der Kärntner ORF-Landesdirektor Willy Haslitzer bei einer Pressekonferenz sagte. Caterina Satanik, Linda Stift, Philipp Weiss und Andrea Winkler gehen neben sieben Autoren aus Deutschland sowie je einem aus der Schweiz, Spanien und Frankreich ins Rennen.
Nationalitäten-Melange
Wenn man die Nationalitäten auch
heuer gar nicht so genau zuordnen kann, wie Organisatorin Michaela Monschein
erklärte. "Ein Schweizer aus Barcelona, eine Deutsche aus Paris"
- und auch das Label der "jungen Autoren" trifft bei einer Spanne
von Geburtsjahren zwischen 1982 (Philipp Weiss) bis 1954 (der in Barcelona
lebende Karl-Gustav Ruch) nicht wirklich zu. Ralf Bönt, Katharina Born,
Karsten Krampitz, Lorenz Langenegger, Christiane Neudecker, Jens Petersen,
Bruno Preisendörfer, Karl-Gustav Ruch, Gregor Sander, Caterina Satanik,
Andreas Schäfer, Linda Stift, Philipp Weiss und Andrea Winkler lautet die
Gesamtliste der Autoren.
Auch Überraschungen dabei
Während mit Andrea Winkler
(Jahrgang 1972), die 2008 sowohl "Hanna und ich" bei Droschl
veröffentlichte als auch mehrere Auszeichnungen erhielt, und mit Linda Stift
(Jahrgang 1969), die mit den Romanen "Kingpeng" und "Stierhunger"
bei Deuticke vertreten ist, zwei bekanntere Namen des heimischen
Literaturlebens nach Klagenfurt geladen sind, stehen mit Philipp Weiss und
Caterina Satanik zwei Überraschungen auf dem Programm.
Jüngster Teilnehmer ist 27
Weiss, der bisher "Egon"
im Passagen Verlag sowie einige kürzere Texte veröffentlichte, in Wien
Germanistik, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studierte und derzeit
an einem Roman und einem Theaterstück schreibt, ist mit 27 der jüngste
Wettbewerbs-Teilnehmer. "Ich muss mich beeilen mit meinem Roman. Wenn
man in Klagenfurt fertig gemacht wird, kann man nicht mehr schreiben, wenn
man bejubelt wird, kommt man nicht mehr dazu", meinte er im
APA-Gespräch. Bisher völlig unveröffentlicht darf auch die von Burkhard
Spinnen ins Rennen geschickte Caterina Satanik mit Spannung erwartet werden.
Satanik wurde 1976 in Wien geboren und lebt in Höflein a.d. Donau. Seit 2001
unterrichtet sie Religion und Spanisch an verschiedenen Gymnasien und macht
eine Ausbildung zur Psychotherapeutin.
Neue Gesichter gibt es im Team in der Lesearena
ORF-Kulturmoderatorin
Clarissa Stadler führt erstmals durch den Wettbewerb und löst damit Dieter
Moor nach nur einer Ausgabe ab. "Er war so dominant, dass sich die Jury
ein bisschen in die Reserve zurückgezogen hat", so Haslitzer.
Stadler könnte sich vorstellen, "dass es nicht schlecht ist, wenn
da zum ersten Mal eine Frau zwischen den Fraktionen vermittelt". Die
Klagenfurter Rede zur Literatur am 24. Juni hält Josef Winkler.
Jurorenrunde
Jury-Vorsitzender Burkhard Spinnen wird von der
Jurorenrunde des vergangenen Jahres nur Ijoma Mangold und Alain Claude
Sulzer wiedersehen, neu sind Meike Feßmann, Hildegard Elisabeth Keller,
Karin Fleischanderl sowie Paul Jandl. Nach Protesten der Jury im vergangenen
Jahr über die Zusammenlegung des Wettbewerbs mit direkt anschließender
Entscheidung am Samstagabend, wurde nun zum alten Modell zurückgekehrt. "Es
ist natürlich ein legitimes Anliegen der Juroren, dass sie Zeit zum
Nachdenken haben", so ORF-3sat-Redaktionsleiterin Margit Czöppan. Neben
dem mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis haben die Nominierten
auch die Chance auf den Kelag-Preis in der Höhe von 10.000 Euro, den
3sat-Preis (7.500 Euro), den Ernst-Willner-Preis (7.000 Euro) sowie den Hypo
Group-Publikumspreis (7.000 Euro).
Gesamtablauf wird lockerer
Weil aber trotz längerer Dauer nur 14
Autoren lesen, wird der Gesamtablauf der Literaturtage lockerer und bietet
Platz für ausgiebiges Rahmenprogramm. Dieses widmet sich heuer etwa dem
verstorbenen Gert Jonke oder Ingeborg Bachmanns Briefwechsel mit Paul Celan.
Von 21. bis 25. Juni findet wieder der Klagenfurter Literaturkurs im
Musil-Haus statt und am 21. Juni werden die Übersetzerstaatspreise an Doreen
Daume und Jurko Prochasko verliehen. Übersetzt in mittlerweile zwölf
Sprachen werden auch die Wettbewerbsbeiträge und so direkt im Internet in
ganz Europa zugänglich - für die Publikumswahl zum Kelag-Preis, für die am
27. Juni von 15 bis 20 Uhr Stimmen abgegeben werden können, kommen die "Juroren"
daher "aus aller Herren Länder", betonte Haslitzer.