Kinderstück

Burgtheater reist "In 80 Tagen um die Welt"

19.11.2012

Annette Raffalt gelingt mitreißende Inszenierung des Jules Verne-Klassikers.

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© APA/Roland Schlager
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 Eine Aufsehen erregende Reise mit einem Ballon - war da nicht kürzlich etwas? Im Burgtheater ist es erfreulicherweise nicht Felix Baumgartner, der mit seinem Ballon in die Stratosphäre aufsteigt, sondern der gute alte Phileas Fogg, der im Jahre 1872 zu seiner Reise "In 80 Tagen um die Welt" aufbricht. Die Premiere des von Annette Raffalt inszenierten Familienstücks nach dem Roman von Jules Verne wurde heute, Sonntagnachmittag (18. November), lautstark akklamiert.

Über zweieinhalb Stunden lange Reise
Zweieinhalb Stunden dauert die farbenfrohe, rasante Reise von London über den Suez-Kanal in den indischen Dschungel Richtung Hongkong, Japan und die USA, auf die der Erzähler (und gleichzeitig Foggs Diener Passepartout) Sven Dolinski die Kinder und Erwachsenen im Burgtheater mitnimmt. Und die Zeit vergeht, nun ja: wie im Flug. Annette Raffalt kitzelt aus Jules Vernes Roman zahlreiche Anspielungen auf das 21. Jahrhundert und nimmt selbst die Ausstattung der eigenen Inszenierung auf die Schaufel.

Der Glaube an die Zukunft
"Etwas unhandlich", stöhnt da etwa der übereifrige Detektiv Mr. Fix (Andre Meyer), wenn er eine rote englische Telefonzelle aus den Kulissen zieht, um bei Scotland Yard anzurufen. Doch mit dem Londoner Kult-Wahrzeichen ist es genauso wie mit Eiffelturm und Freiheitsstatue: Sie waren im Jahre 1872 noch Zukunft, worauf Dolinski im Laufe des Abends immer wieder augenzwinkernd verweist. Doch was wäre Jules Vernes Reise ohne den Glauben an die Zukunft und ihre Erfindungen? Eben. Und so brechen Mr. Phileas Fogg (grandios akkurat: Peter Knaack) und Passepartout mit einem Heißluftballon Richtung Ägypten auf und grüßen aus sagenhaften 300 Metern Höhe (es müssen nicht immer 30 Kilometer sein)französische Cancan-Tänzerinnen, Tiroler Schuhplattler oder venezianische Gondolieri.

Kostüme farbenfroh
Dass die Inszenierung eines historischen Stoffs nicht ohne die stereotypen Darstellungen verschiedenster Völker auskommt, muss man wohl als gegeben hinnehmen. Umso mehr erfreut die Umsetzung der Kostüme (Ele Bleffert) und des Bühnenbilds (Bernhard Kleber): Den Rahmen der verschiedenen Stationen zwischen Mumbai und New York bilden hauptsächlich Projektionen auf eine gigantische halbrunde Leinwand, die jeweiligen landestypischen Trachten und Accessoires wirken stets exemplarisch und überzeugen durch ihre liebevolle Ästhetik. Starke Effekte erzielt die Hebebühne, die Mal ein Schiff, mal ein Gefängnis simuliert.

Perfekte Besetzung

Und so sind es vor allem die feinen Londonder Club-Herren, die als Karikaturen ihrer selbst zum Handkuss kommen. Ihnen geben Marcus Kiepe, Hans Dieter Knebel, Daniel Jesch und Michael Masula die nötige Portion Schnöseligkeit. Liliane Amuat verleiht dem Geschehen als anmutige wie selbstbewusste Prinzession Aonda viel Glanz. Annette Raffalt ist im Burgtheater eine mitreißende, zu keinem Zeitpunkt kindische oder gar klamaukige Inszenierung gelungen, die die jungen Zuschauer sehr ernst nimmt. Diese dankten mit vor Begeisterung offenen Mündern und anhaltender Aufmerksamkeit. Da war der nicht enden wollende Jubel am Ende der zweieinhalb Stunden nur mehr die ohnehin zu erwartete Zustimmung.

(Von Sonja Harter/APA)

Info
Jules Vernes  "In 80 Tagen um die Welt". wird noch am  20. und 21. 11. sowie 2., 6, 15., 23. und 26.12., jeweils um 16 UhrIm Burgtheater aufgeführt. Alle Informationen sowie Tickets für das Theater-Highlight für Kinder erhalten Sie unter www.burgtheater.at.

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