Am D7. Juni hebt einer der Höhepunkte des Musikprogramms der Wiener Festwochen zum Abflug an: Daniel Barenboim startet an diesem Tag mit der Staatskapelle Berlin sein wagemutiges Unterfangen, im Zeitraum von elf Tagen alle neun Symphonien Anton Bruckners im Großen Saal des Musikvereins in chronologischer Reihenfolge zu spielen. Der monumentale Romantik-Marathon liegt im Jahr des 200-jährigen Bestehens der Gesellschaft der Musikfreunde nicht zuletzt deshalb nahe, da fünf der Werke im Musikverein uraufgeführt wurden. "Das ist ein Zyklus der Superlative, den wir uns eigentlich nur in einem solchen Jubiläumsjahr leisten wollen", hatte Musikvereinsintendant Thomas Angyan bei der Präsentation unterstrichen. Barnboim mit Parallelen zu Bruckner "Bruckner war nach dem Krieg nur in Wien populär. In Amerika und England, wo ich sehr aktiv war, und auch in Frankreich wurde er kaum gespielt", erinnert sich Barenboim im dpa-Gespräch. Seit einigen Jahren werde der Oberösterreicher aber verstärkt akzeptiert. Was ihn selbst an Bruckner fasziniere, sei die Verbindung von der harmonischen Sprache aus der Zeit nach Richard Wagner mit der mittelalterlichen Atmosphäre: "Man hat das Gefühl, dass man Musik über sechs Jahrhunderte spielt."
Liebe zu Wien Hinzu komme für ihn die starke Bindung an die Bundeshauptstadt: "Wien war die erste europäische Hauptstadt, in der ich gespielt habe - Ende dieses Jahres werden es seitdem 60 Jahre sein", freut sich Barenboim. Zugleich sei ihm die Stadt zunächst sehr fremd vorgekommen: "Ich habe aber alles begierig aufgenommen, das Musikleben war unglaublich." Zwar sei seine Heimatstadt Buenos Aires damals ein internationales Musikzentrum gewesen. "Es kamen die großen Dirigenten, der Spielplan des Teatro Colon wurde von Fritz Busch und Erich Kleiber geprägt." Doch in Österreich habe er mit den Wiener Philharmonikern erstmals ein Spitzenorchester gehört.
Versöhnung mit Österreich und Deutschland Eine Einladung des Dirigenten Wilhelm Furtwängler in Salzburg, bei den Berliner Philharmonikern aufzutreten, habe sein Vater ausgeschlagen. "Mein Vater empfand das als eine große Ehre, lehnte aber ab. Neun Jahre nach dem Holocaust war es für eine jüdische Familie, die nach Israel übergesiedelt war, zu früh, um nach Deutschland zu gehen." Er habe seinen Vater gefragt, warum dieser sich gegen Deutschland und für Österreich entschieden habe. "Er sagte mir, dass die Österreicher behaupteten, dass sie Opfer der Deutschen gewesen waren. Ganz überzeugt davon war er aber nicht." In Wien gehört Musik zum Alltag "Ich war damals eigentlich sehr kurz in Wien, aber es hat einen Eindruck hinterlassen, wie keine andere europäische Hauptstadt. In Wien gehört Musik zum Alltag. Der Hotelportier weiß, was in der Oper gespielt wird, der Taxichauffeur kennt das Konzertprogramm." Und dann noch der Klang, "diese Geschmeidigkeit der Wiener Philharmoniker. Das kann man nicht nachmachen - und sollte es auch nicht." Auch heute noch sei er gerne in Wien - vor allem in der warmen Jahreszeit. "Als leidenschaftlicher Zigarrenraucher sind mir Mai und Juni lieber. Dann kann man draußen sitzen und rauchen.
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