Ganz normaler Wahnsinn

Hebamme erzählt: 'Ein Vater hat mal die Nabelschnur durchgebissen'

31.03.2021

Hausgeburtshebamme Margarete erzählt von ihrem ungewöhnlichen Arbeitsalltag und wie es in Corona-Zeiten läuft.

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© privat, www.manuguerra.at
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Hausgeburtshebamme  – ist das nicht ein Job bei dem man Hippies oder alternativen Paaren von Räucherstäbchen umnebelt und singend bei der Geburt ihrer Kinder hilft?
Mitnichten, wie die Wiener Hausgeburtshebamme Margarete Wana erzählt.

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Die Wiener Hebamme Margarete Wana bei der Arbeit - hier hört sie die kindlichen Herztöne ab

Run auf Hausgeburtshebammen während Pandemie 

Die schwangeren Frauen, die von ihr betreut werden, gehören ganz unterschiedlichen Berufsgruppen und sozialen Schichten an: „Von der Anwältin, die sich eine selbstbestimmte Geburt  wünscht, über die Ärztin, die mich engagiert, weil sie die Tücken der Geburtshilfe im Krankenhaus kennt, bis hin zur Studentin, für die kein anderes Szenario in Frage kommt; sie alle wollen mit mir zu Hause ihre Kinder bekommen.“ Was die Corona-Pandemie in der Geburtshilfe ausgelöst hat, erklärt Wana so: „Plötzlich haben meine Kolleginnen und ich zwei, drei Anfragen mehr pro Tag bekommen! Im März, April 2020 war das so. Die Verunsicherung bei den Schwangeren war groß, weil am Anfang gar nicht klar war, unter welchen Umständen im Krankenhaus geboren werden kann: Mit Maske, ohne Partner im schlimmsten Fall. Da wollten plötzlich viel mehr Frauen dann lieber zu Hause bleiben und ihr Baby in den eigenen vier Wänden gebären.“

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Geburt via Skype? "Ja, hatte ich schon"

Ein paar gute Aspekte hat Corona mit sich gebracht. So klappt die telemedizinische Betreuung viel besser als früher und nur wirklich nötige Untersuchungen werden durchgeführt. Margarete Wana: „Ich habe meine Familien mit Waagen ausgestattet, damit sie regelmäßig selber prüfen konnten, ob die Babys gut zunehmen. So war es dann oft nicht nötig, dass ich persönlich vor Ort anwesend sein musste, sondern wir den Nachsorgebesuch telefonisch oder via Videochat abgehalten haben. Und zur Not hatte ich die Gewissheit, dass eine Geburt auch via Skype klappen könne, wenn es denn gar nichts anders möglich sei. Einmal habe ich schon eine solche Geburt betreut, weil die Frau weggezogen ist und trotzdem mich als Hebamme behalten wollte.“

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Pandemie ist gar nichts gegen meinen Alltag

Ist so eine Pandemie das skurrilste, das Hausgeburtshebamme Margarete jemals erlebt hat? „Aber nein! Diese Gesundheitskrise hat für mich gar keinen so großen Unterschied im Alltag gemacht. Hände waschen, desinfizieren, das mache ich alles sowieso. Doch das Homeschooling hat auch mich als arbeitende Mama sehr beschäftigt. Den Babys ist es egal, ob draußen grade die Welt in Scherben liegt – die müssen immer geboren werden. Aber skurril oder besonders? Da gibt es andere Geschichten…“

Hebamme packt aus: 'Ein Vater hat mal die Nabelschnur durchgebissen' 

Wie zum Beispiel: „Einmal hat ein Papa es so eilig gehabt mit dem Abnabeln seines Kindes, da hat er die Nabelschnur einfach durchgebissen, das war schon eher schräg. Sehr berührt hat mich das Schicksal einer jungen Somalierin. Sie wurde als Kind an den Genitalien verstümmelt und wünschte sich trotzdem eine natürliche, selbstbestimmte Geburt. Eine lustige Episode war, als ich meine Tochter zu einer Hausgeburt mitnehmen musste, weil kein Babysitter verfügbar war und sie dann quasi von zwei Hausschweinen betreut wurden. Die Tiere sind sogar mal beim Supertalent aufgetreten.“

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Buchtipp

Diese und noch viel mehr lustige, abenteuerliche und skurrile Geschichten der Wiener Hebamme lest ihr in „Zu Hause geboren 2 – Noch unglaublicherer Erlebnisse der Hebamme Margarete“ geschrieben von Judith Leopold, erschienen bei edition riedenburg.

Auf Instagram gibt die Hebamme auch mal Tipps für Plazentashakes

 

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