Säkular ist sie, die Götterwelt bei Christof Loy, und zutiefst profan: Am 12. November hat mit "Alceste" das erste Werk von Christoph Willibald Gluck an der Wiener Staatsoper seit knapp 22 Jahren seine Premiere gefeiert. Das Ensemble und das Freiburger Barockorchester als Gäste im Graben wurden ungeteilt mit Applaus bedacht. Regisseur Loy musste allerdings die ortsüblichen Buhs für seine inhaltlich gewagte Interpretation einstecken. Profanes Familiendrama Bei Loy transformiert das Spiel um Königin Alceste, die sich dem Orakel der Götter gemäß für ihren Mann, König Admeto, opfert, letztlich aber von Herkules gerettet wird, zum profanen Familiendrama. Die beiden Liebenden fungieren als Oberhäupter einer großen Sippe, während das um den Landesvater besorgte Volk bei Loy zur Kinderschar mutiert.
Jugend ohne Gott Dabei schickt der Regisseur eine Jugend ohne Gott auf die Bühne - es bleibt in der Familie: Die Schatten der Unterwelt imaginiert Alceste im Fieberwahn des heraufziehenden Todes, die Schilderungen der Höllenlandschaften mutieren zur Metapher für das Leid an sich. Das Ehepaar streitet, wer sterben darf, um nicht ohne den anderen leben zu müssen, während die Götter von den Volks-Kindern lediglich gespielt werden, die am Dachboden entsprechende Kostüme ausgemacht haben. Der Schwachpunkt dieses an sich durchaus konzisen Konzepts ist das eindimensionale Bühnenbild von Dirk Becker, der für alle drei Akte das gleich minimalistisch stilisierte Wohnzimmer mit dahinterliegendem Schlafzimmer vorsieht.
Meyer entstaubt "Alceste" "Alceste" ist nach Händels "Alcina" 2010 erst der zweite Ausgriff von Staatsopern-Intendant Dominique Meyer in die Zeit vor der Wiener Klassik. Das letzte Mal wurde das Werk - damals in deutscher Übersetzung - 1957 am Haus gegeben. Überhaupt lag die letzte Aufführung einer Gluck-Oper mit "Iphigenie en Aulide" auch bereits knapp 22 Jahre zurück. Die aktuelle Inszenierung ist dabei eine Koproduktion mit dem Festival in Aix-en-Provence, wo sie 2010 Premiere feierte und danach im Frühjahr an den zweiten Kooperationspartner, das Kopenhagener Opernhaus, wanderte.
Hervorragende Besetzung Bereits in Aix-en-Provence in der Rolle des Admeto zu hören war der kanadische Tenor Joseph Kaiser, der bei seinem Hausdebüt am Ring trotz einer gewissen gutturalen Verengung in der Höhe überzeugte. Herausragend aus dem insgesamt guten Ensemble mit kristallklarem Sopran präsentierte sich allerdings Veronique Gens, ebenfalls mit ihrem ersten Auftritt in der Staatsoper. Freiburger Barockorchester verzauberte Mit dem Freiburger Barockorchester - ebenso 2010 in Aix-en-Provence mit von der Partie - hat man sich Originalklangspezialisten der Sonderklasse ans Haus geholt. Ivor Bolton streicht entsprechend konsequent die barocken Seiten Glucks hervor und negiert mit straffem Regiment die Verankerungen in der Vorklassik. Ein überzeugender Wiedereinstand des Reformopernkomponisten im Haus am Ring.
(Von Martin Fichter-Wöß/APA)
Info "Alceste" von Christoph Willibald Gluck wird noch in der Wiener Staatsoper am 15., 18., 22. und 26. November aufgeführt. Alle Informationen sowie Tickets erhalten SIe unter www.staatsoper.at.
Diese Seite verwendet Cookies. Für eine uneingeschränkte Nutzung der Webseite werden Cookies benötigt.
Sie stimmen der Verwendung von Cookies durch Anklicken von "OK" zu.
Nähere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen und unter dem folgenden Link "Weitere Informationen".
Wir nutzen Cookies dazu, unser Angebot nutzerfreundlich zu gestalten,
Inhalte und Anzeigen zu personalisieren und die Zugriffe auf unserer Webseite zu analysieren.
Marketing Cookies Wir setzen Marketing Cookies ein, um unseren Usern relevante und nützliche Werbung präsentieren zu können.
Statistik Cookies Wir setzen Statistik Cookies ein, um nützliche Erkenntnisse darüber zu gewinnen,
wie unsere Sites genutzt werden, sodass wir sie in Folge weiter verbessern können.
Technisch notwendige Cookies
Diese Cookies sind für die grundlegenden Funktionen der Website zwingend erforderlich und können nicht deaktiviert werden.