Wohin Scarlett ihr Köpfchen legt

Sie sang schon für Barack Obama - und das mit Leidenschaft. In dem Gospel zu dem Kandidaten-Slogan "Yes, we can!" war sie zu hören, nun offenbart uns das aufstrebende Schauspiel-Sternchen Scarlett Johannson, was noch alles in ihr steckt. Ihr erstes Album "Anywhere I lay my head", eine verschroben indie-lastige Hommage an Tom Waits, erscheint bei dem Label Warner am 20. Mai und kommt somit auch in den österreichischen Handel.

Tom Waits übergibt an Scarlett Johannson
Auf den ersten Blick so gar nicht verwandt wirken der 58-jährige Waits, der auf eine lange Karriere zurückblicken kann, und die 23-jährige Johannson, die mit Filmen wie "Die Schwester der Königin" oder "Der Pferdeflüsterer" auffallend schnell zur Kultfigur der neuen weiblichen Hollywood-Heroen wurde.

Waits ist und bleibt allerdings eine sich selbst spielende Kunstfigur, die gerne "versoffene, rauhe und originelle" Stücke von sich gibt und das menschliche Elend in all seinen Facetten zelebriert. Scarlett, offenbar Fan dieser Lebenseinstellung, schmiedete, natürlich mit Hilfe etlicher Produzenten, einen kühnen Plan und vollzog stakkatoartig einen Imagewandel mit dieser CD. Das "weg vom Kommerz und hin zu einer avantgardistischen Leidensfähigkeit" - kommt vielleicht nicht von ungefähr. Zu lange für ihr Alter ist sie im brutalen Geschäft der Kommerzialität, seit 1994 hält sie ihren Kopf hin für allerlei Filme, die wahrscheinlich nicht mal vollständig ihrer Seele entsprachen.

Johannson wandelt nun auf den Spuren des großartigen Ambientkünstlers Waits, dessen Filmmusik zum Beispiel den Jarmusch-Film "Coffee and Cigarrets" beglückte. Mit ihren jungen 23 Jahren wirkt sie bei der Neuinterpretierung dennoch nicht einmal unglaubwürdig. Aber nicht nur alte Stücke werden von der blonden Mimin neu interpretiert, Mr. Waits himself schrieb für Johannson extra "Song for Jo", einen brandneuen Track für die CD.

Scarlett Johansson: Anywhere I Lay My Head (Warner), ab 20. Mai im Handel