Theo Fransz erzählt Liebesgeschichte zwischen Mädchen und Werwolf.
Es muss nicht immer "Twilight" sein. Auch im Dschungel Wien berichtet die neueste Jugendtheaterproduktion zwar nicht von Vampiren, aber doch "von Menschen, Wölfen und Verwandlungen". Im Mittelpunkt des Zwei-Personen-Stückes, einer internationalen Koproduktion mit dem niederländischen "het MUZtheater", steht die Liebe zwischen einem Mädchen und einem Werwolf. Die 70-minütige Uraufführung von "Wolf" durch Theo Fransz, aus dessen Feder auch das Stück stammt, wurde am 17. April vom Publikum bejubelt, hinterließ jedoch nicht nur bei Menschen, die Wolfgang, Wolf-Dieter oder Wolfram heißen, so manche Frage.
Mix aus düsterem Märchen, Horrorfilm und Schauergeschichte
Auf der Bühne liegt ein großer Sandhaufen, um ihn herum ist ein weißer Rundprospekt gehängt, der zu Beginn von den beiden jungen Darstellern Michele Rohrbach und Florian Hackspiel mit roter Farbe in ein großes Schüttbild verwandelt wird. "Keine Aufregung", sagen sie. "Das ist nicht der Anfang. Das ist das Ende." Und Sie beginnen, ihre Liebesgeschichte zu erzählen - meist direkt ins Publikum. Die Love Story ist eine Mischung aus düsterem Märchen, Horrorfilm und Schauergeschichte: Der junge Mann ist ein Wolf, der als Welpe mitansehen musste, wie sein ganzes Rudel getötet wurde. Er hat als einziger überlebt, wurde in einen Menschen verwandelt und wird nur dann erlöst, wenn er seinerseits die Jäger samt ihrer Familie tötet. Die von ihm geliebte junge Frau ist allerdings die Tochter eines der Jäger, die er bereits alle umgebracht hat. Der Lover entpuppt sich als Mörder. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf.
Mädchen vielbts sich in Werwolf
"Ich bin der Wolf", knurrt der junge Mann widerstrebend, als es gilt, der Wahrheit ins Auge zu schauen. "Und ich das Rotkäppchen", erhält er die fröhliche Antwort der ihn naturgemäß nicht ernst nehmenden, verliebt turtelnden Freundin. Theo Fransz, der zu den wichtigsten Kinder- und Jugendtheatermachern in den Niederlanden zählt, setzt in seiner Inszenierung nicht auf Schauereffekte, sondern auf Kindlichkeit, lässt die blutige Story nicht im dunklen Wald, sondern gleichsam in der Sandkiste spielen. Denn die junge Frau ist, wie schon ihre Mutter und Großmutter vor ihr, die "Sandstreuerin" des Dorfes, die Sand auf die Gräber der Toten streut, um diese - so der Volksglaube - mit dem Zählen der Sandkörner von weiteren Mordtaten im Dorf abzuhalten.
Fazit
Irgendwie passt das alles nicht so recht zusammen, und um die Wolfsnatur des Menschen darzustellen, hat es schon wesentlich überzeugendere Versuche gegeben. Immerhin ist das Blut, das am Ende fließt, weder Menschen- noch Wolfsblut. Ein Entrinnen aus dem Verhängnis scheint möglich. "Keine Aufregung. Das ist nicht das Ende. Das ist erst der Anfang."
Info
"Wolf. Von Menschen, Wölfen und Verwandlungen" von Theo Fransz, Uraufführung, Regie: Theo Fransz, Ausstattung: Mareile Krettek, Musik: Jan-Willem van Kruyssen, Mit Michèle Rohrbach und Florian Hackspiel. Dschungel Wien, Weitere Vorstellungen: 17.-19., 22.-24.4., jeweils 10.30 und 19.30 Uhr, Karten: 01 / 522 07 20 20. www.dschungelwien.at.