"Gut gegen Nordwind"
Wortwitz-Revue aus dem Cyber-Space
04.05.2009
Premiere in den Wiener Kammerspielen für Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“.
Ein Roman als Theaterstück, das allein aus E-Mail-Konversationen besteht? Daniel Glattauers Bühnenfassung seines Buches Gut gegen Nordwind funktioniert auch am Theater, doch die vorgetragenen Briefwechsel hätte man aus Rücksicht auf die textbedingte Monotonie durchaus straffen können.
Intensive Schriftwechsel
Die Geschichte um Emmi (Ruth
Brauer-Kvam) und Leo (Alexander Pschill), die sich durch ein Missverständnis
via E-Mail kennenlernen, gipfelt in immer intensiveren Schriftwechseln voll
emotionaler (und erotischer) Spannung, die vor allem in der ersten Hälfte
des Stücks zu unterhalten vermögen.
Solide, aber ideenlos
Die Visualisierung des E-Mail-Verkehrs
geriet dagegen wenig experimentierfreudig: Auf der Bühne trennt eine Wand
die Wohnräume der Figuren, die abwechselnd, einer E-Mail-Konversation
entsprechend, ihre Texte vortragen. Solide, aber ideenlos. Dank Glattauers
pointierter Sprache ist Gut gegen Nordwind über weite Strecken
dennoch eine Wortwitz-Revue (E-Mail-Flirts seien „wie Telefonsex ohne
Telefon und ohne Sex“).
Mit Leben gefüllt
Regisseur Michael Kreihsl füllt das Stück
mit Leben, weil er seine beiden Darsteller (vor allem Ruth Brauer-Kvam) zu
hingebungsvollen, schwärmerischen, sehnsüchtig intonierten E-Mail-Vorträgen
anstiftet.
„Gut gegen Nordwind“, Kammerspiele Wien. Infos: 01-42 700-300.