Belgisch-irakischer Regisseur von Jury für "Romeo und Julia" ausgezeichnet.
Mokhallad Rasem erzählt, wovor Shakespeare sich gedrückt hat." So formulierte Juror Michael Köhlmeier die Empfehlung der fünfköpfigen Jury, den "Young Directors Award 2013" an den belgisch-irakischen Regisseur zu vergeben, und zwar für die freie Bearbeitung des Klassikers "Romeo und Julia". Das vom Schreibgeräte-Hersteller Montblanc finanzierte "Young Directors Project" (YDP) der Salzburger Festspiele hat heuer zum zwölften Mal stattgefunden und ist mit einem Preisgeld von 10.000 Euro sowie dem "Montblanc Mozart Pen" dotiert.
Schwere Entscheidung
Neben Köhlmeier wurden die insgesamt vier Theaterprojekte von Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Schauspielerin Brigitte Hobmeier, Galerist Thaddäus Ropac und dem Berliner Theater-Impresario Ulrich Khuon beurteilt. Die Entscheidung fiel für "Romeo und Julia" in der Regie von Mokhallad Rasem, obwohl sich der Titel "nicht auf Anhieb" erschlossen habe: "Dass Liebe und Hass in einer Beziehung nicht nur nebeneinander existieren, sondern mitunter in einer einzigen Regung, einem Blick, einem Wort, gleichzeitig wirksam sein können, ja dass sie einander brauchen, dass die stärksten Gefühle aufeinander angewiesen sind, wenn zwei Menschen gegen eine Welt des Schreckens bestehen wollen, an diese Einsicht führt uns der irakisch-belgische Regisseur heran", so Köhlmeier im Namen der Jury.
Körperbetonter und visueller Stil
Mokhallad Rasem wurde 1982 in Bagdad geboren und arbeitete zunächst als Regisseur am irakischen Nationaltheater, bevor er sich 2006 in Antwerpen niederließ. "Für die erste Produktion, die er in seiner neuen Heimat herausbrachte, engagierte er Schauspieler, die er zufällig auf der Straße traf – die einzigen Mitarbeiter, die er finden konnte", schreibt YDP-Dramaturg David Tushingham in einer Kurz-Biografie. "Sein Theater zeichnet sich durch einen ausgesprochen körperbetonten und visuellen Stil aus. Seine Stücke sind oft in mehreren Sprachen geschrieben – ein Spiegelbild jener Welt, in der er – und wir – leben." Nach freien Produktionen wie Monde.com und Iraqi Ghosts wurde ihm in Antwerpen eine feste Position als Regisseur am renommierten Toneelhuis angeboten. "Romeo und Julia" war dort seine Debüt-Produktion.
Die Mitbewerber
Rasems Mitbewerber um den Young Directors Award waren die englische Regisseurin Suzanne Andrade mit "The Animals and Children took to the Streets", der Deutsche Sebastian Kraft mit seinem trashig-urbanen "Jedermann" sowie die tschechische Theatertruppe um Jan Mikulasek mit ihrem radikal-gesellschaftskritischen Stück nach Luis Bunuel mit dem Titel "Der diskrete Charme der Bourgeoisie".