Wiener Kammerspiele

'Ziemlich beste Freunde' feierten Premiere

21.03.2014

Gampe brachte die Bühnenfassung des Films zur Erstaufführung.

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 Einen großartigen Film auf die Theaterbühne zu bringen, ist immer ein etwas riskantes Unternehmen. Selbst wenn das sehr gut klappt, ist das Original mitunter einfach besser. So geht es einem mit den "Ziemlich besten Freunden", die seit gestern in den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt zu sehen sind. Sie sind ziemlich gut geworden. Aber sie begeistern nicht.

Top-bestezte Premiere
Michael Dangl in der Rolle des querschnittsgelähmten Philippe und Nikolaus Okonkwo als seinem raubeinigen Pfleger Driss ist nichts vorzuwerfen. Sie haben bloß den Überraschungseffekt nicht auf ihrer Seite, denn die Handlung dürfte weitgehend bekannt sein - den französischen Film "Intouchables" von Oliver Nakache und Eric Toledano haben auch hierzulande sehr viele Menschen gesehen. Und sie haben mit Francois Cluzet und Omar Sy übermächtige Rollen-Vorbilder.

Auf drei Personen konzentriert
Der deutsche Drehbuchautor Gunnar Dreßler hat den auf der Autobiografie des beim Paragliding verunglückten reichen Adeligen Philippe Pozzo di Borgo basierenden Filmerfolg zu einem ziemlich gradlinigen Stück verknappt. Regie-Routinier Michael Gampe hat die Österreichische Erstaufführung inszeniert und sich in einem etwas zu glamourhaften, wie das Foyer eines großstädtischen Casinos aussehenden Bühnenraum von Erich Uiberlacker auf drei Personen konzentriert.

Dangl: Spezialist für besondere Aufgaben  
Michael Dangl erweist sich nach seiner Darstellung des sprachbehinderten englischen Königs George VI. in "The King's Speech" (2012) erneut als Spezialist für besondere Aufgaben. Einen buchstäblich alle Stückeln spielenden hypermodernen Rollstuhl nur mit dem Mund steuernd, ist er zur Interpretation seiner Rolle ganz auf Mimik und Stimmführung angewiesen. Sein Philippe kämpft mit sparsamen Mitteln um eine Normalität, die Menschenwürde bedeutet: "Kein Mitleid!" Nikolaus Okonkwo gibt als Driss mit viel Gelenkigkeit, Mutterwitz und Bodenständigkeit das ideale Kontrastprogramm.

Tosender Applaus für "Ziemlich beste Freunde"
Während die Reibung zwischen den beiden zentralen Charakteren die nötigen Funken schlägt, bleibt das Knistern zwischen Driss und der energischen Privatsekretärin Magalie (Silvia Meisterle, zwischen sexy und unnahbar) ein wenig Behauptung. Bis auf Ljubisa Lupo Grujcic, der als überengagierter und überforderter Aushilfspfleger gefällt, hätte man auf die Mini-Nebenrollen (Oliver Huether als Philippes Bruder, Alexandra Krismer als Galeristin sowie Katrin Eberl und Elisabeth Kofler als Prostituierte gerne verzichtet - und statt dessen mehr von Dangls Ohren gesehen. Die sind nämlich, so lernt der staunende Driss, die erogene Zone des gelähmten Arbeitgebers, der immer mehr zum ungleichen Lebensfreund wird. Und so ist auch die beste Pointe des zweistündigen Abends, der etwas mehr Witz und Tempo vertragen hätte, ein Allerweltsspruch, den man so schlüpfrig noch nie wahrgenommen hat: "Halt die Ohren steif!" Am Ende gab es viel Beifall des Premierenpublikum. Einen Extra-Applaus bekam Dangl für eine ganz und gar simple und dennoch für manche unerreichbar bleibende Handlung. Zum Schlussapplaus stand er nämlich auf und machte ein paar Schritte.

Info
Gunnar Dreßler nach dem gleichnamigen Film von Oliver Nakache und Eric Toledano: "Ziemlich beste Freunde", Österreichische Erstaufführung, Kammerspiele des Theaters in der Josefstadt, Regie: Michael Gampe, Bühnenbild: Erich Uiberlacker, Kostüme: Birgit Hutter, Weitere Vorstellungen: 21.-23.3., 10.-15.5., Karten: 01 / 42 700-300, www.josefstadt.org

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