Im Krippenmuseum in Mindelheim wurde Statue entdeckt.
Im deutschen Allgäu ist eine seltene spätgotische Jesusfigur aus der berühmten Ulmer Schule entdeckt worden. Die etwa 40 Zentimeter große Figur habe schätzungsweise einen Wert von einer Million Euro, sagte Mindelheims Kulturamtsleiter Christian Schedler. Vor wenigen Monaten sei auf einer großen Kunstmesse eine vergleichbare, allerdings etwas größere Figur für mehrere Millionen Euro angeboten worden.
Durch Zufall entdeckt
Die Entdeckung der Figur des Künstlers Michel Erhart war dabei ein Zufall. Das Jesuskind wurde bereits fast ein viertel Jahrhundert lang im Schwäbischen Krippenmuseum in Mindelheim gezeigt, ohne die genaue Herkunft zu kennen. Schedler vermutete nun in der Figur ein kostbares Kunstwerk und bat einen Experten um ein Gutachten. Der Experte fand eindeutige Hinweise an der Skulptur auf die Werkstatt von Erhart, der Ende des 15. Jahrhunderts in Ulm wirkte und unter anderem am Chorgestühl des Ulmer Münsters mitgearbeitet hatte.
Nonnen entfernten Zipferl
In der Vergangenheit war das Jesuskind aus Mindelheim mit einem blauen Kleid verhüllt ausgestellt worden. Bei der Untersuchung der Figur wurde entdeckt, dass dem Buben nachträglich das Geschlechtsteil entfernt wurde. Laut Schedler sind die Menschen in der Barockzeit prüde geworden und haben dann Skulpturen von nackten Menschen oft verstümmelt - besonders Nonnen hätten dies getan. "Unsere Figur stammt mit Sicherheit aus einem Frauenkloster", sagte der Kulturamtsleiter. "Bei etwa 90 Prozent der Jesuskinder in Frauenklöstern wurde damals das Zipferl abgeschnitten." Die Figur wird derzeit restauriert und soll ab Herbst wieder im Museum gezeigt werden - mit rekonstruiertem "Zipferl".