Oasis-Legende Liam Gallagher und John Squire von den Stone Roses machen jetzt gemeinsame Sache. Mit Hit-CD und Mini-Tour. Wir waren beim Konzert in Mailand.
59 Minuten inklusive Intro und elendig langer Zugabe-Pause. So wirklich überarbeitet haben sich Oasis-Rüpel Liam Gallagher und John Squire, der Gitarrist der legendären Stone Roses, am Samstag in Mailand nicht. Zum ersten gemeinsamen Album, das sofort an die Spitze der britischen Charts schoss, lieferte man im Rock-Club Fabrique für 79 Euro einen intensiven, aber doch recht kurzen Rock-Exzess! ÖSTERREICH war beim Konzert-Quickie live dabei.
Maracas als Geschenke ins Publikum geworfen
Vom Opener „Just Another Rainbow“, zu dem Liam Messias-Gleich im dicken dunkelblauen Parka und Fan-Hände-abklatschend auf der Bühne erschien, bis zu „Raise Your Hands“, wo er nach ein paar Autogrammen seine Maracas als Geschenke ins Publikum warf und damit fast eine Massenschlägerei auslöste, zündete man auch zum Finale der kurzen Europa-Tour alle 10 Album-Songs in abgeänderter Reihenfolge. Und setzte als einzige Zugabe noch eine brachiale Version des Rolling Stones Klassikers „Jumpin‘ Jack Flash“ drauf.
Liam erwies sich dabei für 3.100 Fans (ausverkauft) in der gewohnten Hände-hinterm-Rücken-Kopf-gegen-Himmel-Pose, die er gerne für ein paar wankende Aufallsschritte unterbrach, einmal mehr als die nach wie vor kräftigste Stimme einer Generation.
Squire hielt sich in Bühnen-Flanke versteckt
Squire hielt sich auch beim von psychedelischen Licht-Effekten begleiteten Rock-Trance-Epos „Love You Forever“ dezent in der rechten Bühnen-Flanke versteckt. Die Mitmusiker Barrie Cadogan (Bass), Joey Waronker (Schlagzeug) und Chris Madden (Keyboards) wurden meist besser beleuchtet. Der Licht-Techniker war in Mailand ohnedies schräg unterwegs: Die Spots auf Liam wurden nämlich nur bei seinen Gesangs-Passagen gesetzt. Bei den Soli tappte er im Dunkeln.
Gemeinsame Interaktion? Fehlanzeige. Auch Wortspenden von Squire gab es keine. Damit hielt sich auch das sonst so schlagfertige Rock-Großmaul Liam ungewohnt dezent zurück.
Ein Kurzes „Hello“, die Zwischenansage „Ich habe den Blues noch nie so sehr gefühlt wie heute“ und die Aufforderung „Brüder und Schwestern: Erhebt eure Hände“ vor „Raise Your Hands“. Das wars.
Rau, dreckig und heftig
Stattdessen ließen die beiden Legenden, die den Britpop-Sound wie keine Zweiten geprägt haben, die Musik sprechen. Und das rau, dreckig und heftig. Deutlich markanter als auf der CD. Und auch spielfreudiger: So wurde der von Jimi Hendrix inspirierte Groove-Rocker „Love You Forever“ auf weit über 6 Minuten ausgedehnt.
Das Zeug zur globalen Hymne war aber auch in der energischen Live-Version bei keinen der 10 Songs zu erkennen, „Mars To Liverpool“, das Jam-lastige Blues-Juwel „I‘m A Wheel“, oder „You’re Not The Only One“, wo Liam sein Tamburin an ein Fan-Girl spendierte, wurden vom gewohnt feurigen italienischen Publikum dennoch wie ein Champions League Sieg von Inter oder AC gefeiert. „Ole, Ole, Ole! Liam! Liam‘l
Songs aus der berühmten Band-Vergangenheit gab‘s übrigens keine. So wie im Jahr 2011, als Liam ja bei seiner ersten Tournee mit seiner Zweitband Beady Eye auch auf die Oasis-Hymnen verzichtete. Die lässt er dann ab 1. Juni wieder vom Stapel. Mit einer Jubiläums-Tour zum 30. Geburtstag von „Definitely Maybe“, die Hits wie „Live Forever“ oder „Cigarettes & Alcohol“ liefert und am 9. August auch beim Sziget Festival in Budapest stoppt.