Provokante Premiere
Luziwuzi: Theater-Aufreger um Conchita, Kaiser und Sisi
16.02.2024Die Geschichte vom schwulen Kaiser-Bruder „Luziwuzi“ liefert im Rabenhof viel Zündstoff.
Sisi als hysterische Wuchtbrumme mit Rapunzel-Haar, ein Post-sortierender Kaiser in Strumpfhaltern und Erzherzog Ludwig Viktor, der sich reihenweise den Männern hingibt. Bis zur Verbannung vom Hof. Neuer Theater-Aufreger in Wien mit Tom Neuwirth, der ja 2014 als Conchita den Song Contest gewann, in der Hauptrolle.
„Luziwuzi“ liefert im Rabenhof unter der Regie von Ruth Brauer-Kvam die Geschichte von Erzherzog Ludwig Viktor, dem schwulen Bruder von Kaiser Franz Josef, als provokante Avantgarde-Aufführung mit reiner Männer-Besetzung - auch die Kaiserin -, übertriebenen Operetten-Einlagen („Hast du die Lippen mir geküsst?“), schrägen Electronic-Sounds, Witz („Es gibt zwei Dinge die wichtig sind Leben: und das sind alte Frauen und junge Weine.“) und royalen Zündstoff: Luzi, von Mama Sophie verhätschelt, wird von seinen Brüdern Maximilan und Karl Ludwig zu den „schönsten Weibern“ also den Dirnen vom Spittelberg geschleppt. Eine niederschmetternde Domina-Erfahrung („Er hat ja ka Pulver ned“ ) die in ihn nicht wie gewünscht zur Hochzeit führt („Ane schiacher wie die andere.“) sondern zu den Männern treibt.
Am Hof ist „Ficktor“ unten durch: nur Sisi, die von Bühnen-Musiker Kyrre Kvam als „schönste, eleganteste und atemberaubendste Frau der Welt“ angekündigt wird und sich dann - Schenkelpracker-Alarm - als schwarz-gekleidete hysterische Wuchtbrumme mit Rapunzel-Haar entpuppt, hat den Habsburger-Außenseiter lieb gewonnen. So lange bis er ihr größtes Geheimnis in die Welt hinausschreit: „Die Kaiserin ist schwanger!“
Sisi als Wuchtbrumme (o.) Kaiser in Socken (u.)
Jetzt hat er nur mehr den Kaiser, der sich stets in Strumpfhaltern zeigt und die Post sortiert, als Verbündeten. Bis die Gerüchte auch zu Zeitungs-Schlagzeilen werden. Luzi hat sich mit einem Soldaten im Bründlbad vergnügt. Als er sich dann beim Hofball auch noch als Kaiserin Luzi im rosa Kleid zeigt ist sein Schicksal besiegelt. Luzi wird er vom Hof verbannt und letztendlich sein Hab und Gut versteigert. Oder war alles nur ein Fieber-Traum?
In Summe liefert „Luziwuzi“ eine schräge, teilweise anstrengende Avantgarde-Provokation, mit der sich Neuwirth/Conchita durchaus für weitere Theater-Rollen empfiehlt. Ein charismatisches Debüt, bei dem er nicht nur beim Gesang brillierte („Die Fledermaus“), sondern auch im Schauspiel Akzente setze.