Fahrlässige Tötung
Michael Jacksons Arzt: "nicht schuldig"
09.02.2010
Fans fordern Gerechtigkeit: "Conrad Murray ist ein Mörder".
Der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte frühere Leibarzt von Michael Jackson, Conrad Murray, hat sich "nicht schuldig" bekannt. Dem Gerichtstermin in Los Angeles am Montagnachmittag (Ortszeit) wohnten Jacksons Eltern Joe und Katherine sowie mehrere Geschwister des Sängers bei. Laut Anklage hat der Mediziner seine Sorgfaltspflicht verletzt und fahrlässig den Tod des Sängers herbeigeführt. Er habe aber nicht vorsätzlich gehandelt.
Darf weiter Patienten behandeln
Dem Internetdienst Tmz.com
zufolge setzte der Richter eine Kaution in Höhe von 75.000 Dollar (54.845
Euro) fest. Die Staatsanwaltschaft habe 300.000 Dollar gefordert, in
vergleichbaren Fällen seien 25.000 Dollar üblich, hieß es. Auf Anordnung des
Gerichts muss Murray seinen Pass abgeben. Er darf keine Betäubungsmittel
mehr besitzen oder verschreiben. Der Kardiologe darf aber weiter Patienten
behandeln. Die nächste Anhörung soll am 5. April stattfinden. Im Falle eines
Schuldspruchs drohen Murray bis zu vier Jahre Haft.
Forderung nach harter Bestrafung
Jackson-Fans forderten vor dem
Gerichtsgebäude "Gerechtigkeit" und eine harte Bestrafung des
Arztes. Eine junge Frau hielt ein Plakat hoch mit der Aufschrift "Murray
ist ein Mörder". Jacksons Bruder Jermaine sagte beim Betreten des
Gerichtsgebäudes, dass eine Anklage
wegen fahrlässiger Tötung "nicht genug" sei.
Jacksons Familie drängt seit langem auf eine harte Bestrafung Murrays. Der
Leibarzt habe derart leichtfertig gehandelt, dass eine Anklage wegen
Totschlags angebracht sei, sagte Familien-Anwalt Brian Oxman kürzlich dem
Sender CBS.
Jackson: Tod durch "akute Vergiftung"
Nach dem
überraschenden Tod des 50 Jahre alten Popstars am 25. Juni vergangenen
Jahres hatte Murray eingeräumt, den unter Schlafstörungen leidenden Sänger
mit starken Medikamenten - darunter das Narkosemittel
Propofol - behandelt zu haben. Dem Totenschein zufolge starb der "King
of Pop" an einer "akuten Vergiftung" mit Propofol. Allerdings
hätte nichts von dem, was er Jackson gegeben hatte, diesen töten dürfen,
erklärte der Arzt. Die Anklage dagegen wirft ihm vor, "ohne die
nötige Vorsicht und Umsicht" vorgegangenen zu sein, als er Jackson
Propofol verabreichte.
Tmz.com veröffentlichte am Montag den vollständigen Befund der Gerichtsmediziner, der in Auszügen bereits im August bekanntgeworden war. Danach wurde Propofol in Jacksons Haus unsachgemäß verabreicht. Das Narkosemittel wird normalerweise nur vor Operationen oder auf der Intensivstation im Krankenhaus gespritzt und erfordert die ständige Überwachung des Patienten.
Kein Honorar als Leibarzt
Der Kardiologe war der Letzte, der
Jackson lebend sah. Er stand seit dessen plötzlichem Tod im Zentrum der
Ermittlungen. Damals bereitete sich der 50-jährige Jackson auf eine Serie
von Comeback-Konzerten in London vor. Murray sollte ihm dabei als Leibarzt
zur Seite stehen. Der Mediziner hatte für die mit 150.000 Dollar (110.000
Euro) dotierte Stelle bei Jackson seine Praxen in Houston und Las Vegas
geschlossen, um sich voll auf die Betreuung Jacksons zu konzentrieren und
ihn auf Reisen zu begleiten. Im November erklärte sein Anwalt Edward
Chernoff dazu, Murray habe für die Zeit als Jacksons Arzt kein Honorar
bekommen. Der Mediziner habe seit sieben Monaten kein Geld mehr verdient,
und es sei fraglich, ob er weiter sein Haus behalten und seine Familie
ernähren könne.
Seit sich die Hinweise auf eine Anklageerhebung gegen den Arzt in der vergangenen Woche verdichteten, ging es vor allem um die Frage, ob sich Murray der Justiz selbst stellen kann oder ob er von der Polizei in Handschellen vorgeführt wird. Seine Anwälte wollten es Murray ersparen, vor einem Millionenpublikum - einschließlich potenzieller Geschworener für den Prozess - in Handschellen aufzutreten. Am Montag wurde Murray zwar von Beamten vorgeführt, musste aber keine Handschellen tragen.
Murrays Anwälte rechnen nach eigenen Angaben mit einem langen Verfahren. Es werde "Bände von Beweismitteln und Zeugenberichten" der Anklage geben, die von eigenen Experten analysiert werden müssten, stellte Anwalt J. Michael Flanagan im Interview mit der US-Zeitschrift "People" vorige Woche in Aussicht. Murray war gleich nach dem Tod Jacksons ins Visier der Polizei geraten. Die Ermittler durchsuchten wiederholt Praxisräume des Arztes und konfiszierten dabei Computer und Unterlagen.