Harry Styles ließ im Sommer das Happel Stadion ausflippen. One Direction Kollege Louis Tomlinson sorgte am Mittwoch in der Stadthalle für Kreisch-Alarm. Mit Durchschnitts-Pop und hoch motivierten Fans.
In Frankreich gab es einst den Sonnenkönig Louis den 14. Bei uns gibt's, zumindest für alle die dort waren, jetzt wohl den Stadthallen-König Louis den Ersten. Louis Tomlinson, von 2010 bis 2015 der Unscheinbarste der Boyband One Direction, sorgte am Mittwoch für Massenhysterie in Wien. 7.000 Fans, viele davon waren schon in den frühen Morgenstunden vor der Halle, feierten den tätowierten Schnuckel als neuen Pop-Messias! Vielleicht aber auch nur weil er ja mal mit Harry Styles in einer Band war.
Nach einer voraufgezeichneten Ansage der Spielregeln, wo Louis ersuchte, dass keine Gegenstände auf die Bühne geworfen werden und auf den medizinischen Notdienst sowie Wasserspender hinwies, ging um 21.09 Uhr das Licht aus. Und der Kreischalarm los: Bei einem Frauenanteil von mindestens 95 Prozent etwas sehr Ohrenbetäubendes! Ein erstes Zucken der Video-Screens: Kreisch. Die Musiker entern die Bühne: Noch mehr Kreisch. Louis erscheint am Screen und schreibt „Faith In The Future“ auf einen Spiegel. Megakreisch. Louis erscheint livehaftig. Im weißen Ripp-Shirt und mit Kappe. Ultra-Ultra-Kreisch!
Schilder Hochhalten, LGBT-Fahnen schwingen und Handy-Filmen
Schon beim Opener „The Greatest“ ging Vielen die Puste aus. Dabei gab es neben dem Mitsingen und „Louis! Louis!! Louis!!!“-Schreien über 90 Minuten lang noch viel zu tun: Lichter-Schwenken bei „Kill My Mind“ etwa. Schilder Hochhalten. LGBT-Fahnen schwingen („She Is Beauty We Are World Class“) und natürlich Handy-Filmen. Sich. Die beste Freundin. Dann wieder sich. Und schon auch Louis. Wenn er mal wieder verträumt dreinblickte, („Lucky Again“), wenn neben ihm die Feuersalven gezündet wurden („We Made It“) und natürlich wenn er in die One Direction Vergangenheit abtauchte. Zwei Mal war das in Wien der Fall. Nach knapp 35 Minute mit „Night Changes“ und zur Zugabe „Where Do Broken Hearts Go“: Da wurde wieder ganz ganz viel gekreischt. Also noch mehr als sonst.
Neben dem Kreischen gab’s auch Musik. Gleich alle 14 Song der aktuellen CD „Faith In The Future“, die netten belanglosen Wegwerfpop bietet und auch in der rockigerem Live-Inszenierung nicht an die Hit-Magie von Kollege Harry Styles rankamen. Und ein formidables Arctic-Monkey-Cover („505“), das wohl die 5 % männliche Besucherschaft ansprechen sollte. In Summe eine etwas sektenhafte, aber kurzweilige und unterhaltsame Pop-Messe. Tomlinson hat damit den Sprung vom Gasometer in die Stadthalle mit Bravour geschafft. Bis in das für Harry Styles prädestinierte Happel Stadion wird er es aber wohl nicht so bald schaffen.