Das Interview zum ÖSTERREICH-Konzert. Dave Stewart über seine Eurythmics-Show am 25. November im Konzerthaus, das aktuelle Musik-Business, die Drogen-Zeit und seine Wien-Erinnerungen.
Was darf man von Ihrem ÖSTERREICH-Konzert erwarten?
Es wird eine große Show. Eine Reise durch die verschiedenen Welten von Eurythmics. Mit überdimensionalen LED-Screen, Filmen und drei Sängerinnen, die unglaublich sind. Vanessa Amorosi ist pures Dynamit, RAHH auf ihre Weise genial und meine Tochter Kaya sorgt für die emotionalen Momente mit viel Soul.
In Ihrer Band sind generell nur Frauen…
Deshalb herrscht eine ganz andere Atmosphäre. Ich kann es nicht genau erklären, aber es ist etwas anderes als eine klassische Rock’n’Roll-Party. Songs wie „I Saved The World Today“ oder „When The Day Goes Down“ sind sehr empfindlich und klingen in diesem Kontext großartig. Die Mädels touren mit ihrem eigenen Bus, den „Girls Bus“, und haben eine großartige Zeit.
Nur Annie Lennox ist leider nicht dabei…
Es ist ihr einfach zu viel Stress, dauernd herumzureisen und dauernd müde zu sein. Bei jedem Interview muss ich mich dazu verteidigen, aber ich respektiere einfach ihren Wunsch, nicht gemeinsam zu touren. Sie hat mir aber den Segen für diese Projekt und diese Tour gegeben.
Dafür singt Ihre Tochter Kaya mit
Sie ist Annies Patentochter. Die Eurythmics-Songs haben sich schon sehr früh in ihrem Gehirn festgesetzt und blieben dort verhaften. Sie ist eine fantastische Sängerin und ist eine der ganz wenigen Personen, die „There Must Be An Angel“ so gut wie perfekt singen kann.
„Sweet Dreams“ hat Ihr Leben fundamental verändert. Froh, dass Sie damals schon über 30 waren und kein Teenager mehr?
Definitiv, denn ansonsten hätte ich mich mit Drogen umgebracht. Von 18 bis 24 war ich sehr arg in dieser Welt unterwegs. Dann traf ich Annie und sie hat mir ungemein dabei geholfen, davon wegzukommen. Elton John gab mir 1970 eine unglaubliche Menge an Geld für einen Vertrag. Ich habe mir gleich vier Akustikgitarren am selben Tag gekauft und 1000 Kapseln voller Mescalin. Drei Monate lang ging es wirklich wild um. Aber glücklicherweise hat das bei mir in den 80er-Jahren aufgehört. Als Eurythmics bekannt wurden, war es vorbei. Ich nahm davor LSD, Kokain und noch alles andere. Als die 80er-Jahren starteten, war ich 29 und von dem Zeug schon weg. Das hat sich bis heute gehalten. Zum Glück war ich damals so klar, dass ich meine Abhängigkeit auf das Songschreiben und Aufnehmen ummünzte. Das ist mitunter der Grund, warum wir in so kurzer Zeit so viele Alben aufnahmen.
Was halten Sie eigentlich vom aktuellen Musikbusiness?
Heute ist es alles einfach furchtbar. Mir tun all die jungen Musiker unheimlich leid, viel schlimmer könnte es gar nicht sein. Jeden Tag werden Hunderttausende Songs auf Spotify hochgeladen und niemand verdient mehr etwas damit. Alle haben unzählige Fans auf ihren Social-Media-Plattformen, aber viele sind irgendwelche Fake-Accounts aus Thailand. Ich gebe den Ratschlag, sich alles zu erarbeiten wie früher. Spiele in deiner Stadt, dann in der nächsten, dann wieder in der nächsten. Arbeite dich vor.
Gibt es eine Chance, dass es vielleicht doch noch ein Eurythmics-Album gibt?
Man sollte niemals nie sagen und nichts ausschließen. Ich weiß es aber nicht. Ich weiß auch nicht, wie es klingen würde, mir fehlt dafür gerade die Vorstellungskraft. Auch wenn wir immer älter werden, könnte ich mir gut vorstellen zu Annie zu sagen, wir sollten ein völlig abgespactes, elektronisches Album zusammenstellen. (lacht)
Ihre Wien Erinnerungen?
2004 habe ich mit Rudi Klausnitzer im Raimund Theater das Musical „Barbarella“ umgesetzt. Das hat viele Leute geschockt, denn das das war eine ziemlich S&M-Version von „Barbarella“: Es ging um verschiedene Geschlechter und das Thema der Genderfluidität – es würde perfekt in den heutigen Zeitgeist passen, damals war es aber etwas gewagt. Ich liebe das Essen bei euch und habe damals die Stadt wie ein Tourist besucht. Ich bin viel spazieren gegangen, war in den kleinen Bäckereien und habe mir viel Süßes reingestopft. Wien ist eine wunderschöne Stadt und ich freue mich schon richtig auf das Konzert.