Mit dem ersten "Popfest Wien" (6.-9. Mai) soll die jüngste "Blüte" der Wiener Popmusik präsentiert werden: Bei zehn Gratis-Konzerten auf einer "Seebühne" am Karlsplatz sowie weiteren Veranstaltungen in benachbarten Kunstinstitutionen wollen die Veranstalter, die Initiative "karlsplatz.org", "so viele gute Gigs wie möglich" zeigen, hieß es am Mittwoch bei einem Pressegespräch.
Ebenso soll weiterhin dazu beigetragen werden, dass der Karlsplatz "nicht nur als Verkehrshölle wahrgenommen wird", sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Mailath-Pokorny sieht die Location auch durch die Nähe zu den "Hochburgen der klassischen Musik", Musikverein und Staatsoper, als besonders geeignet für das Popfest: Denn das zeitgenössische Wiener Popschaffen soll "gleichberechtigt neben die klassische Musik" gestellt werden, es sei "wichtig zu zeigen, wie sich Wien neu erfindet". Knapp vor Eröffnung der Wiener Festwochen (14.5.-20.6.) soll der "Popmusik eine Plattform gegeben" werden.
Programmiert werden sollen die Auftritte vom heimischen Exportmusiker und Musikexperten Robert Rotifer, der beim heutigen Pressegespräch erste Künstler (u.a. "Der Nino aus Wien") nannte und im April das gesamte Line-up präsentieren will. Es sei erstaunlich, wie sich das heutige Wien im Popbereich "von jenem unterscheidet, das ich in den 90er Jahren verlassen habe", so Rotifer, der am Mittwochabend in Wien auch seinen Tourauftakt zum aktuellen Album "The Children on the Hill" feiert. Die Wiener Szene beschränke sich nicht mehr auf das Nachvollziehen angloamerikanischer Popströmungen und sei "alles außer einer Szene", so der in England lebende Rotifer, der eine "Normalisierung der Wiener Popkultur" ortet. Beim Erstellen des Line-ups würden auch die Musiker und Lables einbezogen werden, um etwa neue Kooperationen entstehen zu lassen.
Das "Popfest" soll auch die aktuellen Entwicklungen im Popbereich (etwa mit Begleitprogramm im Wien Museum, Live-Visuals und dem "Web 2.0.") auseinandersetzen. "Pop beinhaltet immer Erneuerung", sagte Christoph Möderndorfer von "karlsplatz.org". So ergeben die Aufwertung des Karlsplatzes und die Erneuerung der österreichischen Popmusik eine "ideale Verbindung". Testlauf für den Karlsplatz als Veranstaltungsort sei die Fußball-Europameisterschaft 2008 gewesen, der Begriff "Seebühne" für die Bühne im Wasser sei "natürlich ironisch", so Möderndorfer.
Von der Stadt Wien kommen 150.000 Euro Förderung (und 30.000 Euro Ausfallhaftung). Dass das Popfest als Wahlzuckerl an die jungen Wiener in Konkurrenz zum ÖVP-Stadtfest gesehen werden könnte, weist Mailath-Pokorny im APA-Gespräch zurück: "Die jungen Leute in Wien sind zu gescheit, als dass das als Wahlzuckerl durchgeht." Sowohl die künstlerische Wiederbelebung des Karlsplatzes als auch die aufstrebende Wiener Popszene seien bereits "lange Entwicklungen".