Sorgerechtsstreit

Jackson: Kampf um die Kinder

11.07.2009

Sie durften ihre Mutter nur alle 45 Tage sehen, waren keinen einzigen Tag ihres Lebens in der Schule. Das bizarre ­Leben der Jackson-Kinder.

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© Reuters
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Es war ein Auftritt, der die Welt rührte – oder ratlos zurück ließ.
Staples Center, Los Angeles, Dienstag der vergangenen Woche, 21.40 Uhr. Ein hübsches Mädchen zupft ihr Kleidchen zurecht, nestelt am Täschchen. Dann ein kleiner Schubs der Tante und sie steht vor dem Mikrofon. Eine Milliarde Menschen schaut zu, als sie anhebt: „Ich will nur sagen, ich liebe ihn so sehr“, schluchzt sie, dreht sich weg, weint.

Ein Bild für die Ewigkeit wie die Mondlandung, berührend wie das Lady-Di-Begräbnis – würde nicht der Jackson-Clan in diesem Augenblick um Paris Jackson (11) stehen wie Bodyguards. Am Tag danach fragt sich die Welt: Wird hier wieder ein Jackson-Kind der Karriere willen zum Opfer gemacht?

Schon kursiert das Gerücht, Paris möchte einen ­Erinnerungs-Song an ihren Dad aufnehmen.

Keine Kindheit
Bisher sah man von den drei Kids des „King of Pop“, Prince Michael (12), Paris und Blanket (7), nur bizarre Bilder. Verhüllt hinter Schleiern trabten sie neben ihrem Daddy her, der weniger anmutete wie ein Vater, sondern eher wie ein großer, durchgeknallter Bruder. Ein Teenager im Mann.

Eine echte Jugend konnte er seinen Kindern nicht bieten, eine normale zumindest nicht. Die zwei Buben und das Mädchen lebten in einem goldenen Käfig. Sie waren keinen einzigen Tag ihres Lebens in der Schule (es gab Privatlehrer). Sie hatten keinen einzigen Freund aus der Nachbarschaft. Sie schliefen alle im selben Zimmer, kannten nur Menschen, die ihr Vater nach „Neverland“ anschleppte.

Nacht-Shopping
Um seine Kinder bei Laune zu halten, arrangierte Michael öfters Mitternachts-Shopping in L.A. Geschäfte für Mode und Spielzeug sperrten einzig für die Jacksons auf. Zwischen 2 und 3 Uhr früh erschienen die Teens, bekamen kaum die Augenlider auf.

2007 ließ Jacko Teile des „New York New York“-Hotels in Las Vegas sperren, damit er mit seinen Kindern Videogames spielen und Hochschaubahn fahren konnte. Allein, nur sie.

„Michael, Paris und Blanket waren sein Leben“, sagt Dieter Wiesner, ein langjähriger Freund von Michael. „Er machte ihnen Frühstück, ließ sich für alle von „Kentucky Fried Chicken, seinem Lieblingslokal, Essen bringen. Es ist eine Seite, die ­niemand von ihm kannte.“

Wohl auch deshalb sagt jeder, der den Kids bisher nahe kam. Sie sind gut erzogen, nicht die „übliche Hollywood-Brut“. Michael lehrte ihnen Verantwortung. Als die 6-jährige Paris einmal Essen ausspuckte, maßregelte er seine Tochter. „Wir ehren unser Essen und reden nicht schlecht über Menschen in unserem Haus.“

Als die Kinder im Tonstudio Popcorn verstreuten, kniete sich der Multi-Millionär hin und sammelte es auf. „Ich glaube nicht, dass man das bei Madonna gesehen hätte“, sagt ein Freund.

Video-Überwachung
Aber dann gibt es auch die andere Seite. Die Kinder wurden ständig videoüberwacht, ein Team von sechs Nannys und sechs Krankenschwestern kümmerte sich rund um die Uhr um den Nachwuchs. Das Tag-Team war für Ausbildung zuständig, die Nacht-Mannschaft las oder sang ihnen Lieder vor. Die Luftqualität der Kinderzimmer wurde jede Stunde überprüft, Spielzeug aus Hygienegründen nach einmaligem Gebrauch weggeworfen. Jackson soll sogar seinen Kindern verboten haben, in den Spiegel zu schauen (weil er seinen Körper hasste).

Die Mütter der Kinder spielten im Leben keine Rolle. Debbie Rowe, 50, die Erzeugerin von Michael und Paris (die Mutter von Blanket ist unbekannt), musste die Babys sofort nach der Geburt abgeben. Auch das ist bizarr: Jacko schnappte sich Paris, wickelte das Neugeborene in ein Tuch, hastete heim. Die Plazenta fror er ein.

„Ich will die Kinder“
Jetzt, mit einem Mal, könnte Debbie, Krankenschwester und ehemalige Assistentin von Jacko-Hautarzt Arnold Klein (siehe Kasten rechts) im Leben ihrer Kinder doch eine wichtige Rolle spielen. Am 20. Juli will das Gericht entscheiden, wer das Sorgerecht für die drei Erben erhält. „Ich will meine Kids“, sagte Rowe in einem NBC-Interview. Sie würde auch für den jüngsten Jacko-Sohn sorgen und ist bereit, für ihr Recht zu kämpfen. Böse Gerüchte besagen, dass sie für einige Millionen Dollar zum Verzicht überredbar wäre.

Im Testament hat Jackson das Sorgerecht seiner Mutter Katherine, 79, übertragen, im Falle ihres Todes an Diana Ross, 65. Damit hätte Prügel-Vater Joe Jackson, 79, wieder Zugriff auf die Kids.

Es geht um viel Geld. 20 Prozent des Jacko-Erbes sollen die Kinder erhalten, somit 200 Millionen Dollar plus den Anteil an den zukünftigen Einnahmen. Elvis macht 32 Jahre nach seinem Tod 41 Mio. Umsatz im Jahr.

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