CD & Wien-Konzert

Judas Priest: "In der Musik denkt man nicht!"

07.03.2024

Am 1. April holt ÖSTERREICH die Hardrock-Giganten von Judas Priest in die Stadthalle. Als Einstimmung gibt's ab Freitag das neue Album "Invincible Shield" und das große ÖSTERREICH-Interview: Bassist Ian Hill über Metal, Mythos und Mode. 

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© Barracuda Music
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Am Freitag kommt ihr neues neues Album "Invincible Shield".
Ian Hill:
Es sind einige große Schritte nach vorne. Denn wir wollen uns ja nicht wiederholen. Durch Corona hatten wir ja alle extrem viel Freizeit. Vor allem unser Gitarrist Richie Faulkner hat die gut genützt und das hört man auch: Es klingt viel dichter als "Firepower". Und es hat auch verdammt viel Spaß gemacht das aufzunehmen. Schwieriger wird da schon die Setlist für die Tour zusammenzustellen.

© Sony Music

Was wollen Sie der Welt mit "Invincible Shield" also dem "Unbesiegbaren Schild" sagen?
Hill:
Das sollten Sie besser Rob Halford fragen. Das war seine Idee. Leute haben uns ja schon mit den irrsten Dinge konfrontiert. Von Klagen bis Drohungen. Doch wir haben das alles an uns abprallen lassen. Deshalb ist der Titel Unbesiegbares Schild irgendwie auch eine Metapher. Musikalisch wird sich wohl sowieso niemand über dieses Album beschweren. Es klingt laut und trendig. Wir bewegen uns noch immer in die richtige Richtung. 

Die neuen Songs schreien ja förmlich nach der Bühne!
Hill:
Das macht es ja so schwer, denn die Leute die ein Konzert-Ticket gekauft haben kommen ja wegen der Klassiker. Wegen ihrer Favoriten. Und für jeden neuen Song muss man ja quasi einen Publikums-Lieblings streichen. Keine leichte Entscheidung. Und deshalb wird es wohl auch nur drei vier neue Songs auf der Tour geben. 

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Am 1. April – kein Scherz – rocken Priest das große ÖSTERREICH-Konzert mit Saxon und Uriah Heep in der Stadthalle
Hill:
Wir kennen Saxon und Heep schon ewig und sind gut befreundet. Bei so einem Package geht’s aber nicht nur darum wenn man mag, sondern wer gerade Zeit hat. Und als man uns die beiden vorschlug waren wir sofort Feuer und Flamme. Das wird ein großer Abend nicht nur für die Fans, sondern auch für uns.

Warum sind Judas Priest nach all den Jahren noch immer so populär?
Hill:
Weil wir uns immer weiterentwickeln. Und uns auch nicht vor technischen Neuerungen verwehren. Wir versuchen musikalisch immer spannend zu bleiben. Denken immer nach vorne. Das hält frisch und jung. Und das macht es auch spannend: Wir wollen ja nicht in der Vergangenheit leben und uns auf den Lorbeeren ausruhen. Deshalb kommen auch immer viele Junge Fans zu unseren Konzerten. Vielleicht ja weil sie durch ihre Väter oder Großväter auf uns aufmerksam wurden. Und dann hat man seinen Job richtig gemacht: Wenn man mehrere Generationen unterhalten kann.

 

Ist es denn ein Job?
Hill:
Ja sicher. Aber einer den man liebt. Man sagt ja wenn man einen Job findet, denn man liebt, dann braucht man sein ganzes Leben nicht zu arbeiten. Dann ist es mehr Urlaub als ein Job. Wir müssten das längst nicht mehr machen, aber wir wollen es. Weil wir es so sehr lieben. Es ist eine wunderbare Reise und noch lange nicht vorbei.

Wie überlebt man über 50 Jahre Rock N‘ Roll?
Hill:
In dem man es liebt. Auch die frühen Zeiten, wo man bei Minus-Graden im Nirgendwo von Norwegen im Van übernachten musste. Das war mühsam, aber besser als arbeiten. Und wir haben damals jedes Konzert-Angebot angenommen. Das hat uns gestählt. Zum Glück sind die Tourneen heutzutage etwas angenehmer.

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Wie halten sie sich auf Tour fit?
Hill:
Gar nicht (lacht). Die Bühne ist das Fitness-Programm. Bei einer zwei Stunden Show verliert man schon einige Kilos. Und erst recht auf den vielen Flughäfen, da spult man schon seine Kilometer ab. Und die wenigen freien Tage nützt man dann wirklich zum Erholen. Da denkt man dann an alles andere als ein Fitness-Center.

Sie sind als einziger bei allen Priest-Alben dabei. Nie ans Aussteigen gedacht?
Hill:
Nein. Wenn man etwas beginnt, dann zieht man das auch durch. Man will ja nicht wirklich noch einmal ganz neu anfangen (lacht). Dann ist man wieder bei Minus-Graden im Nirgendwo von Norwegen im Van und wer will das schon. Ich war zum Glück immer so geistig auf der Höhe, dass ich das nicht gemacht habe (lacht).

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Wie geht es ihrem Gitarristen Glenn Tipton, der ja an Parkinson leidet? Kommt er mit auf Tour?
Hill:
Es geht ihm den Umständen entsprechend. Er ist aber nicht fit genug um auf Tour zu gehen. Er könnte bei dem einem oder anderen Konzert mitspielen. Vielleicht bei den Zugaben. Aber wir halten das sehr transparent: Niemand soll ein Ticket kaufen in der Hoffnung, dass Glenn mitspielt, denn das wird eher die besondere  Ausnahme sein. Er macht was er kann. Natürlich würde er liebend gerne die komplette Tour mitspielen, aber das erlaubt die Krankheit nicht.

Im Studio dürfte er jedoch die treibende Kraft sein.
Hill:
Natürlich. Mit seinen Ohren ist ja alles ok. Und er liefert, wie immer, auch großartige Ideen. Sehr wertvolle Inputs für dieses Album. Darauf wollen wir nie verzichten.

Judas Priest setzten nicht nur mit der Musik, sondern auch mit der Nieten und Leder-Mode Trends
Hill:
Wir wollten uns von all den anderen Bands der 70er Jahre, die nur Samt, Satin und High-Heel-Schuhe trugen, unterscheiden. Dazu passen die Nieten ja perfekt zu unserer Musik: Das lässt uns gefährlicher wirken. Das ist aber keine Faschings-Verkleidung, sondern kommt aus voller Überzeugung.

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Je gedacht, dass man das so viele Jahre lang machen kann?
Hill:
In der Musik denkt man nicht (lacht). Man macht einfach. Von Tag zu Tag. Und plötzlich werden 55 Jahre draus.

Wie lange werden Priest noch rocken?
Hill:
Bis wir umfallen! Solange unsere Konzerte Qualität haben. Wir denken nicht ans Aufhören: Ganz im Gegenteil. Mit diesem Album sind wir jetzt mindestens bis Ende 2025 auf Tour und dann wollen wir wieder ins Studio, denn wir fühlen uns gerade im dritten Frühling.

Wenn sie heute neu starten müssten, was würden sie anders machen?
Hill:
Nichts! Ich würde alles ganz genau so machen. Eine Veränderung kann ja nur anders sein und nicht unbedingt besser. Und ich bin mit meinem Leben mehr als happy.

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Wie knapp stand es um Priest als ihr Sänger Rob Halford in den 90er Jahren ausstieg?
Hill:
Es wäre das einfachste Ding der Welt gewesen damals den Hut draufzuhauen. Aber wer will schon einfach, deshalb haben wir uns nach einem neuen Sänger umgesehen. Und Tim Owens hat seine Sache wirklich gut gemacht.

Was wurde aus Sex, Drugs & Rock N Roll?
Hill:
Das haben wir alles in den 80er Jahren gelassen (lacht).

© zeidler

Ian Hill beim Zoom-Interview mit ÖSTERREICH-Reporter Thomas Zeidler-Künz
  

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