Ex-Politiker Matthias Strolz zeigte sich am Donnerstag in Wien als Musiker auf die Bühne. Eine schräge Show im Electro-Punk-Rhythmus mit vielen Verkleidungen und noch mehr Wortanteil.
2018, knapp nach dem Polit-Abschied, wagte sich Ex-Neos Chef Matthias Strolz im Wiener Flex mit dem Musik-Debut "Lost in Space" zum ersten Mal auf eine Konzertbühne. Am Donnerstag gab‘s in der Simm City das Wiener Live Comeback an der Seite von Mash-Up-Künstler Kurt Razelli. Ein „Schaumbad für die Seele“ hat Strolz dafür im ÖSTERREICH-Interview angekündigt. Und „eine andere Art zu feiern“. Er sollte recht behalten.
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Mit „Ich fühle mich irgendwie zwischen Erstkommunion, Hochzeit und erster Parlaments Rede und bin nicht der beste Sänger, aber das werdet ihr schon noch merken“ angekündigt lieferte Strolz für 500 Besucher, darunter VIPs wie Paulus Manker, Volkshilfe Chef Erich Fenninger, GNTM Starlet Lou-Anne und ihre Mutter Martina oder Philipp Hochmair unter dem Motto „Back To Earth“ einen viel zu wortlastigen Mix aus Electro-Punk, (Propagada)-Reden und Theater. Einen Maskeball ja sowieso!
Ausgerüstet mit eigenem Requisiten-Koffer zeigte sich Strolz in Wien zu trendigen und vornehmlich im recht anständigen Englisch dargebotenen Electro Rhythmen wie „Brothers of Regression“ oder „Life is a comma“ nämlich auch mit Daft-Punk-artigen Helm, Harlekin-Maske, Mozart-Jacket oder blonder Perücke. Dazu zog er sich zum Martialischen Rock-Stampfer „Ich muss siegen“ sogar die Uniform an.
Musik-Mastermind Razelli, zum Entree rund um „A Place called Hope“ ebenfalls noch mit Daft Punk Helm adjustiert, dann wie üblich hinter der Schwarzenegger-Maske versteckt, hielt sich dabei hinter Synthesizer und Drumm Computer dezent im Hintergrund.
Die Arme oft Minutenlang verschränkt und nicht an Tasten oder Reglern, weil Strolz sich in minutenlange Reden, auch über den Ukraine-Krieg, sein Retreat in Goa („Um mich in die Welt zurück zu schütteln, aber dabei hat mich der Weltschmerz getroffen“) oder Ghandi verlor. Dass dabei die Schlange bei den Bierständen deutlich länger wurde war nicht weiter verwunderlich. Mit der Mitsing-Hymne „What would Love do?“ und der Tekkno-lastigen Zugabe „Das ist nicht OK“ sowie der „Ich Muss Siegen-Überarbeitung „Ich will Frieden“ setzte man dann jedoch ein umjubeltes und auch spannendes Finale.
In Summe ein schräger, durchaus nicht unsympathischer, aber von den Ansagen her deutlich zu langatmiger Auftritt. Nach 90 Minuten, von denen es 55 auch getan hätten, bleibt die Erkenntnis: Die Konzert-Bühne ist nun mal nicht die Polit-Bühne.