60.000 Fans feiern den Boss

Servus Wien! Springsteen ließ das Happel beben

18.07.2023

Konzert des Jahres. Der Boss rockte am Dienstag alles in Grund und Boden. 60.000 Fans im Happel Stadion feiern sein 169 minütiges Hit-Feuerwerk voller Emotionen. Ein Abend für die Ewigkeit.

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© Zeidler-Künz
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„Wien: Ihr habt gerade die herzzerreißende, bahnbrechende, weltbewegende, hart rockende, Hintern schüttelnde, Erdbeben erschütternde, Liebe machende, Viagra nehmende, Geschichte schreibende, legendäre E Street Band gesehen!“ Witzige Schlussansage hinter ein absolutes Sensations-Konzert. Nach viel zu langen elf Jahren Wien-Pause brachte Bruce Springsteen am Dienstag endlich wieder das Happel Stadion zum Beben. 60.000 Fans und VIPs wie Marc Janko oder Angelika Niedetzky feierten den Boss.

Frühstart. Nachdem Springsteen beim letzten Österreich-Stopp anno 2012 bei einer Rekord-Konzertlänge von 3 Stunden und 41 Minuten auch gegen die vorzeitig eingeschaltete Stadion-Beleuchtung kämpfen musste, legte er diesmal einen Frühstart hin. Bereits um 19.04 Uhr ertönte die simple Begrüßung „Servus Wien: eins, zwei, drei, vier!“ und der Klassiker „No Surrender“.

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Emotionen. Der Auftakt zu einer dreistündigen Werkschau, bei der er in Wien mit Hymnen („The River“), Hits („Glory Days“) Raritäten („Out In The Street“) und dem Commodores-Cover „Nightshift“seine auch schon 58-jährige Erfolgs-Karriere in 26 Songs skizzierte und bei Publikumsfavoriten wie „Kitty’s Back“ oder „Because The Night“ seiner famosen E Street Band auch immer viel Raum für ausufernde Soli ließ.

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Ein musikalischer Leckerbissen, für den Springsteen auf einem vorgelagerten Steg auch immer wieder viel Publikumsnähe suchte. Abklatschen und sogar eine verschenkte Mundharmonika inklusive. Nur die vielen Fan-Schilder mit Songwünschen ignorierte er. Somit gabs bei uns anders als in Zürich oder Oslo leider keine einzige Tour-Premiere. Dafür ein Handy-Lichter-Meer zu „Thunder Road“.

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Als emotionales Highlight erinnerte sich Springsteen vor „Last Man Standing“ auch mit deutschen Untertiteln an seine allererste Band The Castiles. „Ich bin jetzt der einzig Überlebende!“ Da kämpften im Stadion selbst hartgesottene Rocker mit den Tränen. Auch als er bei "Tenth Avenue Freeze-Out" Bilder seiner verstorbenen Band-Kollegen Danny Federici und Clarence Clemons zeigte.

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Geschichte. „Bruce will damit eine Geschichte erzählen, so wie bei seiner Broadway-Show. Es ist seine emotionale Zeitreise, die wenig Spielraum für Überraschungen lässt,“ erklärt Gitarrist Little Steven die eher starre Tour-Setlist, die auch im Happel Stadion mit einem unglaublichen, bei vollem Stadionlicht gezündeten Zugaben-Furioso rund um „Born To Run“, „Bobby Jean“, „Glory Days“, wo er mit der Ansage „Ich glaube es ist Zeit heim zu gehen“ für kollektive Entrüstung sorgte, oder „Dancing In The Dark“, nach dem er Publikumswirksam sein Hemd zerriss und den Oberkörper zeigte ein Grande Finale erlebte.

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Danach stimmte Springsteen als Rausschmeißer sogar noch mit den Worten „Wir lieben euch“ eine Solo-Akustik-Version von „I’ll See You In My Dreams“ an. In Summe zwei Stunden und 49 Minuten Gänsehaut-Stimmung, Mitsing-Garantie und nur glückliche Gesichter. Da kann man es auch verzeihen, dass der Kracher „Born In The USA“ leider aus blieb.

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Platzsperre. Springsteen war für sein grandioses Wien-Comeback bestens erholt: Seit Sonntag hatte er seine Eck-Suite im 3. Stock des feudalen Rosewood Hotel kein einziges Mal verlassen. Dazu ließ er vor der Abfahrt zum Soundcheck sogar eine Platzsperre am Petersplatz verhängen! Zwei Dutzend Fans wurden von der Polizei rigoros fast bis zum Graben verdrängt. Sie erhaschte nur einen Blick aus der Ferne: der Boss, cool mit blauem etwas zu kurzem Hemd und Sonnenbrille unterwegs, winkte immerhin zurück. Am Donnerstag wird dort ein ähnliches Chaos erwartet: Gegen 14 Uhr will Springsteen auschecken. Um 15 Uhr soll sein Privatjet, eine Boeing 757, von Schwechat Richtung Hockenheim Ring abheben.

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