Ganz neue Töne von den Toten Hosen. Im Dreiklang mit Gerhard Polt und den Well Brüdern lieferte man am Mittwoch eine „Kulturelle Zumutung“ im Theater im Park. 1.500 Fans rockten und lachten mit. Donnerstag gibt‘s das zweite Konzert.
Scherze über Weihwasser-Pipelines, Gabalier oder die SPÖ, Ausdruckstanz zu Mozart-Improvisationen und Rock-Hymnen im Schenkelpracker-Sound. Ein schräger kulturübergreifender Dreiklang der Toten Hosen mit Kabarettist Gerhard Polt und den Well-Brüdern in Wien. Am Mittwoch zündete man für 1.500 Besucher in Niavaranis Theater am Park den pointierten Liederabend Forever eine Kulturelle Zumutung. Am Donnerstag steigt die wohl mindestens so kultige Zugabe.
Von einem Eröffnungs-G‘stanzl bei dem man aus dem Publikum gleich typisch wienerisch mit „Campino du geile Sau“ begrüßt wurde und zudem viel Lokalkolorit bewies („Wir sind in Wien, wo man von einer Baustelle in die andere kimmt und wo bei der SPÖ die Excel-Tabelle ned stimmt. Und der Kickl, der kleine Braune und Wurmkur-Spezialist, warnt vorm Untergang vom Abendland!“) bis zum Finale rund um die Liverpool-Hymne „You‘ll Never Walk Alone“ ließ man knapp zwei Stunden lang den Schmäh rennen. Eine richtige Gaudi zwischen Granteln (Polt) und unverstärktem Punkrock. Das alles bei kaum 70 Dezibel.
Campino, der schon früh auch als Animateur durch das Publikum zog aber generell eher schaumgebremst agierte, griff neben den wenigen, außerwählten Hosen-Hits wie „Wünsch Dir Was“, „Liebeslied“ oder „Laune der Natur“ mitunter auch zu Alphorn und Trompete. Seine Band-Kollegen sogar zu Zither, Brummtopf, Ukulele und Hackbrett.
In Wien, wo man die Bühne abwechselnd in das Violett der Austria oder das Grün von Rapid erleuchtete, wurde Volksmusik und Polit-Satire im bayerischen Dialekt in den Vordergrund gestellt. Und dabei auch über Körndlfresser („Beim Anblick eines Wiener Schnitzel muss man dann wohl gleich zum Psychologen.“), Gabalier („Alpen-Schrott“), Klimakleber („Wir haben den Kleber früher wenigstens noch geschnüffelt!“), das Alten („Ein Heim ist das Beste was es gibt auf dieser Welt.“) und Tiroler Tourismusmanager gescherzt. Mit Kalauern wie „Suchst du die ewige Ruh dann steig auf den Berg mit den Stöckelschuh“ oder „ Es sind Menschen umgekommen, aber auch Touristen.“
Als witziges Highlight textete man den Hosen- Klassiker „Wannsee“ auf den Villacher Silbersee um: „Dort wo ja Karl May einst den Schatz im Silbersee schrieb“. Dazu legte man als spontane Zugabe noch den Mitgröl-Hit „Eisgekühlter Bommerlunder“ drauf. Ein launiger, gelungnere Abend und ganz sicher keine Zumutung!