Das musikalisch wohl beeindruckendste Konzert des Herbstes ging am Montag im Volkstheater über die Bühne. Paul Weller festigte mit lässiger Werkschau den Ruf als ''Godfather de Britpop'' und ließ sich dabei selbst von massiven technischen Problemen nicht beirren.
Metropol, Konzerthaus, Museumsquartier und sogar in der Staatsoper. Wann immer Paul Weller zuletzt in Wien aufspielte, dann war auch der Rahmen elitär. So auch am Montag im ehrwürdigen Volkstheater wo natürlich alle 832 Plätze belegt waren: seit Wochen ausverkauft! Nach sechsjähriger Österreich-Pause, bedingt auch durch zahlreiche Corona-Absagen bzw. Verschiebungen, bestätigte Weller bei uns mit einem bereits europaweit erprobten Best-Of-Programm und kurzem Konzert-Stopp wegen technischen Problemen den Ruf als "Godfather des Britpop".
Weller lieferte lässig erfrischende Zeitreise
Vom Opener "Cosmic Fringes“ bis zum Finale rund um den Jam-Klassiker „That‘s Entertainment“ lieferte Weller, den man dem im Mai gefeierten 65er weder optisch noch musikalisch anmerkte, eine lässig erfrischende Zeitreise durch seine auch schon 51-jährige Karriere. Von den Anfängen bei den Mod-Legenden The Jam bis zu den Highlights aus dem aktuellen Trend-Wurf "Fat Pop, Volume 1“.
Mit „My Ever Chaning Moods“ tauchte er dabei schon früh in seine glorreichen Vergangenheit mit The Style Council ein. An die erste Erinnerung an The Jam musst das artige Wiener Publikum jedoch fast bis zum Ende des regulären Sets warten. Wurde dafür aber mit einer rotzigen Version von „Start!“ mehr als entschädigt. Da kannte Wien dann kein Halten mehr.
Weller, der sich im Volkstheater bald der braunen Rockerlederjacke entledigte und im schlichten schwarzen T-Shirt aufspielte, nahm u.a. für den Klassiker „Stanley Road“ auch am Piano Platz. Das war beim schwachen Bühnenlicht jedoch nur zu erahnen. Dazu veredelte er „Saturns Pattern“ gar zur Psychedelic-Hymne von Pink-Floyd-Format und lieferte mit „Jumble Queen“ bereits eine Vorschau auf das nächste Album. „Das habe ich mit Noel Gallagher geschrieben. Natürlich.“
Gitarren-und Monitor-Probleme
Nur bei „Fat Pop“ wurde es etwas Problematisch: seine sechs-köpfige, beherzt aufspielenden Band hatte mit massivsten Gitarren-und Monitor-Problemen zu kämpfen. 20 Minuten lang überspielte man das mit Bravour. Erst als das Feedback zu störend wurde unterbrach Weller dann doch die Show und ließ den bereits verzweifelt schwitzenden Roadie in Ruhe das Problem bekämpfen. Nach kurzer Pause ging‘s unter tosendem Applaus mit „Shout To The Top“ extra rockig weiter. Mit jugendlichem Elan und viel Spielwitz tobte er durch das Hit-Finale mit u.a „Into Tomorrow“ und „Peacock Suite“ und setzte dann sogar noch 6 Zugaben drauf. Auch die Tour-Raritäten „You Do Something To Me“, „That‘s Entertainment“ und „The Changingman“.
Ein Ereignis, auch wenn die übliche Abschieds-Hymne "Town Called Malice“ überraschenderweise ausblieb. Hoffentlich dauert es nicht wieder 6 Jahre bis zum Wiedersehen.