Das Gesicht aus Facebook nehmen, das Handy abdrehen, wieder einmal einen Brief schreiben statt mailen, Celebrity-Schwachsinn in Medien ignorieren - Paul Weller fordert mit seinem neuen, am 16. April erscheinenden Album "Wake Up The Nation" (Universal) zum Umdenken auf. "Das Titelstück ist als Weckruf an die Nation zu verstehen", lässt der "Mod-Vater" im Booklet der CD wissen.
"Es wäre wieder einmal Zeit für eine Revolution, und ich spreche nicht von bewaffnetem Straßenkampf, sondern von einer kulturellen Revolution. Musik, Kunst. Aus dem Koma aufwachen und etwas anschieben", präzisierte der 51-Jährige im Gespräch mit dem "Rolling Stone" (deutsche April-Ausgabe). Nach "22 Dreams" von 2008, einem Doppelalbum über Träume, Gott und die Natur, gibt der Brite nun wieder den Kämpfer. Arbeiterklasse sei eine Haltung, betonte Weller in dem Blatt: "Egal, wie reich man wird, wie viel Geld ich jetzt mit meiner Musik verdiene, welchen Luxus ich mir vielleicht leiste, meine Lebenseinstellung ändert sich dadurch überhaupt nicht."
"Wake Up The Nation" ist ein starkes Statement, inhaltlich wie musikalisch. Entstanden sind die Songs erneut mit dem Produzenten Simon Dine. "Ich habe eigentlich nicht einmal daran gedacht, ein weiteres Album aufzunehmen", lässt der Ex-Sänger von The Jam und Style Council seine Fans wissen. Nach "22 Dreams" habe er außer ein paar Fragmente keinerlei Songideen übrig gehabt. "Der ganze Prozess war anders. Es war fast so, als würde ich ganz von null beginnen."
Neben dem Titelsong ortet das Label mit "No Tears To Cry" und "Fast Cars/Slow Traffic" zwei weitere potenzielle Singles. Tatsächlich strotzt die Platte vor mitreißenden Rock 'n' Roll-Stücken, die Weller in Hochform präsentieren. Der vom britischen Magazin "NME" unlängst verliehene Preis "Gottähnliches Genie" kommt nicht ohne Grund. Mit Kollegen wie Kevin Shields (My Bloody Valentine), dem Session-Drummer Clem Cattini und Mitgliedern seiner Tourband hatte der Künstler die richtige Unterstützung im Studio.
Weller noch einmal über das zentrale Motiv der LP, das wohl nicht nur für sein eigenes Land gilt: "Wir sollten uns gegen die Mittelmäßigkeit auflehnen (...). Die Medien, Fernsehen, Musik, Politik - das alles ist nichtssagend geworden." Und weiter: "Es gibt keine echte Demokratie mehr. Vor dem Irakkrieg sind Millionen Leute dagegen protestieren gegangen. Und es hat überhaupt nichts bewirkt."