Interview

Pogo: »Charts sind mir egal, achte nur noch auf Wahlen!«

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Das Interview zum neuen Turbobier-Album ''Live im Volkstheater''. Polit-Punk Marco Pogo über Konzert, Bier, Pläne und eigene Vertriebswege fernab von Amazon. 

Nach Politik und Kabarett machen Sie jetzt wieder Musik: Am 23. Juni kommt die neue Turbobier CD "Live im Volkstheater".
Marco Pogo:
Ich bin sehr froh, dass ich wieder mehr Zeit für Musik habe und mich meinem Herzensprojekt widmen kann.

Können Sie sich überhaupt noch an diese Konzerte erinnern?
Zum Glück haben wir alles aufgezeichnet. Das war irgendwann rund um den gefühlten 8. Lockdown. Danach war ja wieder vieles verboten. Im Publikum gibt's auch einige Fans mit Maske. Ein echter Flashback, wenn man sich das heute ansieht.

Warum sollte man sein wohlverdientes Geld für diese Box ausgeben?
Weil es ein ganz besonderes Konzert war. Mit Backgroundsängern, einem Streichorchester, theatralischen Einlagen und illustren Stargästen. Es sind ja auch Thomas von der EAV, Paul Pizzera, Christopher Seiler, Alle Achtung, Sascha Madsen und die großartige Päm mit dabei.

Wie köderte man die? Mit jeder Menge Bier?
So viel Bier wie nur ging. Wenn solch hochkarätige Gäste kommen, muss man ihnen schon auch etwas bieten können. Dazu war natürlich auch der Rahmen ganz besonders.

Punk im Volksteater. Das ging sich aus?
Das geht sich aus, wenn es einen Intendanten gibt, der selbst ein alter Punk ist. Kay Voges liebt den Grenzgang und öffnet sein Haus gerne auch für andere Dinge als die Hochkultur. Zudem gehört Turbobier ja längst zum Volksgut und passt somit perfekt in ein Volkstheater.

Warum gibt es dieses Album nur bei Ihnen im Turboshop und nicht im Handel zu kaufen?
Man muss schauen, wo man bleibt und darf dabei den amerikanischen Großkonzernen wenig bis gar nichts den in den Rachen werfen! Die Fans wissen ja, wo sie meine Musik bekommen. Also ist es sinnvoll, die Leute in den eigenen Shop zu holen. Das machen auch immer mehr andere Bands so, denn es schadet auf keinen Fall, wenn man sich als Musiker im Jahr 2023 auch auf die eigenen Beine stellt. Es gibt Krisen. Es wird alles schwieriger und man merkt, dass sich das Kaufverhalten ändert. Weil die Leute immer weniger Geld haben.

Spüren Sie die Krise?
Ich merke es vor allem im Gespräch mit anderen Veranstaltern. Weil das Konzert-Überangebot natürlich auch ausufernd ist, aber das Leben immer mehr kostet. Es ist zu befürchten, dass das alles noch ein bisschen schlimmer wird, und ich hoffe, dass die Branche das halbwegs übersteht.

Durch den Eigenvertrieb scheiden Sie nun allerdings für die Charts aus
Inzwischen sind mir die Charts relativ egal. Ich achte nur noch auf Wahlen! Nein, Scherz! Es ist natürlich schade, dass es nicht in die Charts reinfällt, aber das ist mir auch herzlich egal. Ob ich damit auf Platz 1 lande oder auf Platz 30, macht das Album ja nicht besser und auch nicht schlechter.

Hegen Sie noch Polit-Ambitionen oder sehen Sie das alles längst nur mehr als Kasperltheater?
Was da in den letzten Wochen passiert ist, war natürlich sehr unterhaltsam. Aber natürlich habe ich weiterhin politische Ambitionen. Ich bin ja Bezirksrat in Simmering und ich werde das tun, was sich für mich richtig anfühlt, und das werde ich zum gegebenen Zeitpunkt auch verkünden.

Jetzt stellen Sie aber wieder die Musik in den Vordergrund?
Das ist mein Beruf und meine Berufung. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich von dem, was ich mache, leben kann. Dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Das passiert ja nicht vielen Musikern.

Ist der Hunger noch so groß wie am ersten Tag?
Jetzt, wo die Festivals nach dieser langen Phase wieder losgegangen sind, habe ich gemerkt, wie sehr das Feuer noch immer da ist. Musik ist wie Radfahren, das verlernt man zum Glück nie.

Werden durch Politik und Kabarett jetzt mehr Leute auf Ihre Musik aufmerksam?
Natürlich befruchtet sich das. Aber wenn man jetzt eine große Musikkarriere anstrebt, dann sollte man vielleicht nur Musiker sein und nicht so viele andere Dinge nebenbei machen.

Wie sieht's mit neuen Turbobier-Songs aus?
I
ch bin schon relativ weit mit dem vierten Turbobier-Album. Aber ich habe eben noch so viele andere Jobs zu erledigen, deshalb wird es wohl noch ein bisschen dauern: In der zweiten Jahreshälfte 2023 werden gute Dinge passieren.

Vorher wird aber noch das Live-Album gefeiert ...
Es gibt ein Release-Fest am 23. Juni in der Roten Bar. Und da kann man sich das ganze Konzert sogar noch einmal anschauen. Aber nur dort und nur einmal. Ein selbstzerstörender Film quasi, der in seiner Gesamtheit sicher nur im Volkstheater gezeigt wird. Oder vielleicht noch bei den Wiener Festwochen.

 
 

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