"Blick auf die Alpen"

Bei Kreisky brodelt es wieder im Untergrund

21.03.2014

Neues Album erschien am 21. März und wird von einer Tour begleitet.

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© Ingo Petramer
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Drei Jahre haben sich Kreisky Zeit gelassen, um dem umjubelten "Trouble" einen Nachfolger zu verpassen. Mit "Blick auf die Alpen" erschien am 21. März das vierte Album des heimischen Quartetts, das sich gewohnt weit aus dem Fenster lehnt - und teils gar etwas weiter geht. "Wir hatten schon das Gefühl, dass wir ab jetzt alles zulassen können", meint Sänger Franz Adrian Wenzl über die neuen Stücke. Mit oe24.at können Sie zwei  "Blick auf die Alpen"-Alben und je 2x2 Tickets für das Kreisky-Konzert am 24.4 in der Arena Wien gewinnen.

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Hier eine Hörprobe "Pipelines"



Band hat sich gefunden
"Wir haben unseren Stil gefunden, ausgebaut und mit der letzten Platte zugespitzt. Jetzt haben wir tatsächlich den Eindruck, dass wir uns freigeschwommen haben, dass wir ein Vokabular aufgebaut haben, mit dem wir uns gut artikulieren und weiter vorwagen können", fasst Wenzl im Gespräch mit der APA die neue, leicht verschobene Grundstimmung der Platte zusammen. Einen humoristischen Seitenhieb kann er sich nicht verkneifen: "Wir haben das Gottesgeschenk der Beschränktheit in unserem Können und Denken. Insofern lässt sich das alles wieder als Kreisky erkennen."

Kantiger Rock und schräger Pop  
Auf dieser musikalischen Rundreise durch die Alpen finden sich letztlich kantiger Rock, schräger Pop und die stets pointierten Texte Wenzls. Und trotzdem fühlen sich Stücke wie "Wir Unterhaltenen", ein bitterböser Abgesang auf den medialen Wahnsinn unserer Tage, oder das konsumkritische "Rinderhälften" anders an. Wenzl und seine Mitstreiter Klaus Mitter (Schlagzeug), Martin Max Offenhuber (Gitarre) und Gregor Tischberger (Bassist) gestalten die Songs offener und geben sich gänzlich uneitel, wenn es um ausgefallene Melodien oder Instrumentierung geht.

"Mehr Farben und Zwischentöne"  

"Wir haben die Scheunentore schon weit aufgestoßen und viel Luft reingeblasen", findet Mitter. Wirkten die Songs auf "Trouble" bisweilen "klar und knöchern", gebe es nun "mehr Farben und Zwischentöne". Und Offenhuber ergänzt: "Gerade bei dieser Produktion haben wir gemerkt, dass irrsinnig viele Gräben aufgerissen waren und wir ganz viel Musik zum Schreiben hatten." Aus dem Überangebot ist die Idee zu einer Vorab-EP entstanden, die bereits im Oktober veröffentlicht wurde. "Die Konzentration tut dem Ganzen auch gut", verweist Wenzl auf das nun neun Songs starke Album.

Blick auf die Alpen
Der Titel dafür offenbare wiederum viele Bedeutungsebenen, wie der Sänger darlegt. "Einerseits ist es der oberflächliche Blick, wo alles klar ist, also der schöne touristische Blick auf die Alpen. Andererseits brodelt einiges im Untergrund dahin. Und das Brodeln im Untergrund ist ja eines unserer Grundthemen." Dadurch könne man bei einigen Texten auch hinter die Figuren blicken. "Das Unbewusste von sich Preis zu geben ist oft das Interessanteste."

Das Komplexe einfach erscheinen lassen   
Wobei die Stücke aber nicht nur aufgrund der Texte ein bewusstes Zuhören erfordern, sondern auch die musikalische Entwicklung oft Überraschungen bereithält. Trotz teils repetitivem Grundcharakter passiert da einiges, wie Mitter unterstreicht. "Etwa 'Wir machen uns Sorgen um dich', das mit einem watscheneinfachen 6/8tel Takt daherkommt. Aber da gibt es so viele feine, kleine Änderungen." Das Komplexe einfach erscheinen lassen kann also als Devise herhalten. "Es war uns wichtig, dass man in diese Struktur reinsehen kann und das keine Wand wird."

Neue "Musicalplatte"
Für Wenzl ist "Blick auf die Alpen" nicht zuletzt deshalb "unsere Entertainment-, vielleicht sogar Musicalplatte" geworden, wobei er einen Vergleich zu amerikanischer Unterhaltungsmusik der 50er und 60er Jahre herstellt. "Eben super catchy Songs, top komponiert, die einfach wirken, aber ihre Kunstfertigkeit im Detail haben. Es gibt bei uns ja keine Genresongs, aber einen Umgang mit musikalischen Genres und Symbolik, den wir vorher so nicht hatten."

Mit viel Geduld zum Ziel

Dass die von Mitter angesprochenen "Verschachtelungen" den Zuhörer nicht anspringen, sieht Wenzl dabei als Vorteil. "Es ist kein Show-off auf dieser Ebene. Davon haben wir ja sonst genug, etwa im starken analen Ausdruck oder in der Bühnenperformance, wo wir eh aufs Volle gehen", lacht der Sänger. Den Songwritingprozess bezeichnet Offenhuber jedenfalls als "perfekte Arbeitssituation", wobei man sich in allen Bereichen ergänze. "Tatsächlich ist es wie eine Großbaustelle, bei der an mehreren Stellen gleichzeitig hochgezogen wird", so Mitter. "Auch wenn man zwischendurch wieder etwas abreißen muss."

Im Studio der Wiener Symphoniker 

Aufgenommen wurden die Songs im Studio der Wiener Symphoniker. Auf Gastmusiker hatten Kreisky aber dennoch keine Lust. "Wir sind in allen Belangen Selbstversorger", meint Wenzl. "Wir haben immer einen Blick darauf, was passiert und haben das ganze Ding selbst im Griff. Von daher sind wir wie eine Edel-Manufaktur." Ob dort nun Wein, Essig oder doch Senf hergestellt wird, darüber konnte man sich im allgemeinen Gelächter dann nicht einigen. Aber immerhin ergab sich eine neue Idee. "So ein kleines Flascherl Essig als Merchandise um 20 Euro, das wäre doch nicht schlecht", schmunzelt Mitter. Vielleicht schon bei der Tour zum Album erhältlich, die am 15. März in Salzburg startet.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

Info
Tour zum Albumrelease: 15.3. Arge in Salzburg, 27.3. Weekender in Innsbruck, 29.3. Kino in Ebensee, 3.4. Kino im Kesselhaus in Krems, 4.4. Cselley Mühle in Oslip, 5.4. Posthof in Linz, 12.4. Willage in Wiesensfeld/Zwettl, 24.4. Arena in Wien, 25.4. Röda in Steyr; www.kreisky.net


 
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