Weber, der Frontman und kreative Kopf der Kult-Band, erlag einer schweren Krankheit.
Stefan Weber ist tot. Der Kopf der Kult-Band Drahdiwaberl verstarb im Alter von 71 Jahren. Er litt seit Jahren an Parkinson.
Geboren und aufgewachsen ist Weber in Wien, nach eigener Aussage "in einem kommunistischen Elternhaus". Er selbst zeigte bereits in jungen Jahren gesellschaftspolitische Interessen und beteiligte sich als Jugendlicher an der Besetzung der Kunstakademie. Zeitgleich begann die Leidenschaft für die Musik in Weber zu keimen. So gründete er 1966 die Gruppe Webbb's Crew, bevor 1969 aus der Tradition der 68er-Bewegung die Band Drahdiwaberl entstand.
Provokant
Die Band wollte sich politisch einsetzen, sorgte in ihren Anfängen mit provokanten Auftritten und Tabubrüchen für Aufsehen. Bei Live-Auftritten suhlten sich die Bandmitglieder mal in altem Essen, mal zeigten sie Sex auf der Bühne. Legendär auch ihre scharfzüngigen Politiker-Persiflagen.
Stefan Weber sagte einmal: "Es war schon immer mein Ziel, Drahdiwaberl zur extremsten und obszönsten Band zu machen - und ich glaube, das haben wir geschafft."
Zeit mit Falco
In ihren Anfängen war die Band auf Cover-Versionen von den Stones oder den Beatles spezialisiert: erst ab Mitte der 1970er-Jahre spielten sie eigene Songs. Falco war von 1978 (bis 1983) unter seinem bürgerlichen Namen Hans Hölzel Mitglied. Obwohl sie längere Zeit vom ORF boykottiert wurden, feierten Drahdiwaberl in den 1980er-Jahren große Erfolge, produzierten vier Alben. 2013 war der letzte Auftritt der Band. 2016 wurde bekannt gegeben, dass Weber unter Parkinson leidet.
Als Monument bleibt in jedem Fall der Film "Weltrevolution", an dem die Band über Jahre arbeitete. Die Dokumentation über die Genese der wilden Truppe feierte 2008 beim Filmfestival in Rotterdam Premiere und erschien 2011 auf DVD. Eine filmische Ehrerweisung hat zuletzt auch Regisseur Amor Schläggen vorgelegt und zeigte sich mit seiner Dokumentation in bester Drahdiwaberl-Manier. Immerhin hatte er das Werk zum 70er des Bandkopfes "Stefan Weber heißt das Schwein" tituliert.
Auszeichnungen
Dass Weber über die Jahre zum heimischen Kulturgut wurde, zeigen nicht zuletzt auch Auszeichnungen, die der Künstler erhielt. So wurde er 2005 mit einem Amadeus Austrian Music Award für sein Lebenswerk geehrt und erhielt auch das Silberne Verdienstzeichen des Landes Wien.
Bandkollege Chris Sextiger Bauer
"Mit großer Trauer muss ich Euch heute mitteilen, dass einer meiner besten Freunde und Wegbegleiter, Stefan Weber, gestern nach langer, schwerer Krankheit verstorben ist. Ich werde die tolle Zeit mit ihm nie vergessen. Mein Herz blutet!!“
Zitate
Die APA hatte anlässlich des 60. Geburtstages im November 2006 ein ausführliches Interview mit Weber über sein Leben geführt. Daraus einige markante Zitate:
Stefan Weber über den 60. Geburtstag: "Ich glaub, die Jane Fonda hat einmal gesagt, sie freue sich über jede Runzel. I freu mi net."
Über seine Prägung durch ein kommunistisches Elternhaus: "Ich war stets politisch engagiert, hab' bis heute immer KPÖ gewählt. Ich war als Jugendlicher bei der Besetzung der Kunstakademie dabei. Unser Anliegen hieß: 'Amis raus aus Vietnam'. In Österreich lief die Protestbewegung allerdings sehr gemütlich ab - im Vergleich zu dem, was sich in Paris oder in Berlin abspielte. In Wien gingen die Leute lieber zum Heurigen als protestieren."
Über seine Anfänge als Musiker: "In der Mittelschule ist es mir eingeschossen, eine Band zu gründen. Die Idee dazu kam mir, als ich auf Skikursen alle Rock 'n' Roller nachgemacht habe. Von Elvis bis Bill Haley - ich hab sie alle drauf gehabt. Ich war die Abendattraktion."
Über Drahdiwaberl: "Wir wollten anders sein. Wir hatten von Anfang an die Intention, die wildeste Band in Österreich zu werden."
Die Reaktion nach dem Hit "Lonely" mit Lukas Resetarits: "Das war großartig! Aber plötzlich sind Omas und ihre Enkerln zu unseren Konzerten gekommen - im Glauben, wir haben lauter Alt-Elvis-Songs im Programm."
Über die "Doppelfunktion" als Skandalrocker und Beruf als Lehrer für Zeichnen und Werken: "Die Konservativen wollten mich natürlich abschießen. Aber der Direktor stand am Standpunkt: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Und er wollte nichts wissen... Ich hab sicherheitshalber immer vermieden, auf der Bühne nackt zu sein. Dafür hab' ich Mikroständer zertrümmert."
Über seine Krankheit: "Ich red' mir ein, dass Parkinson eh leiwand, dass Krebs viel schlimmer ist. Parkinson tut nicht weh, es schränkt mich halt ein bisserl bei den Bewegungen ein."