"New Day Dawn"
Gentleman legt sechstes Album vor
24.04.2013
"Ist mein selbstständigstes Album geworden", freut sich der Musiker.
Gentleman hat für sein sechstes Studioalbum "New Day Dawn" eine für sein Genre wohl eher unübliche Herangehensweise gewählt. "Ich habe diesmal die Melodien der Songs zuerst am Klavier entworfen", sagte der 39-jährige deutsche Reggae-Musiker. Herausgekommen ist am Ende ein Album, bei dem der gebürtige Osnabrücker sein bisheriges Maximum an Eigenregie beitragen konnte: "Es ist mein selbstständigstes Album geworden."
Hier kommt eine kleine Hörprobe "You Remember"
Neues Studio für besseren Sound
Denn diesmal hat Tilmann Otto, wie Gentleman mit bürgerlichem Namen heißt, in seinem neuen Kölner Studio nicht nur für die technischen Möglichkeiten gesorgt, seine Songs hier fertig auszuproduzieren, er verzichtete ebenso erstmals auf viele verschiedene Produzenten. "Mitgearbeitet haben neben mir nur mein Schlagzeuger Giuseppe Coppola und Ben Bazzazian, mit dem ich damals auch 'It No Pretty' (Single des Vorgängeralbums "Diversity", Anmerkung) gemacht habe", so Gentlemen im APA-Interview. So gab man das neue Material erst für den finalen Mix aus den Händen.
Auf Social Media-Trend aufgesprungen
Der Musiker hat die Zeichen der Zeit erkannt, so kann er auf Facebook immerhin mehr als eine halbe Million "Likes" vorweisen. "Es ist einfach eine andere Generation, die Musik anders konsumiert. Es ist eine gute Seite, dass man einen anderen Zugang zu den Fans hat, aber ich bin auch absolut Old School." Um die Thematik Vergangenheit und Gegenwart kreist auch die erste Single "You Remember". Und ein wenig "Old School" transportiert auch "New Day Dawn", vereint dabei Stilelement von Reggae, Hip-Hop und Dancehall. "Es ist einfach was ich gefühlt habe, das Album ist von den Sounds her aber progressiv und modern."
Musik hat höheren Stellenwert
Gentlemen, der 1992 das erste Mal in seiner zweiten Heimat Jamaika war, sieht hier die Musik im Vergleich zu Europa noch als allgegenwärtiger: "Die Präsenz ist hier eine andere, die Musik hat einen höheren Stellenwert", was er auch durch die Probleme des Inselstaates verursacht sieht, welche die Menschen dazu treiben würden, eher in der Gegenwart zu leben. Des Künstlers Deutschland-Jamaika-Connection wird spätestens ab Herbst im Kinodokumentarfilm "Journey To Jah" Thema sein. Dort wird dem Untertitel "Crossing Borders" entsprechend mit zwei weiteren Musikern die Integration in fremde Kulturen aufgearbeitet. "Sieben Jahre dauerten die Arbeiten, ich habe den Film selber aber noch gar nicht gesehen."
Im Juni in Österreich
Bald geht es auf Tour mit einem Stopp am 15. Juni beim Nova Rock Nickelsdorf, wo man bei Headlinern wie Rammstein, Kiss und Kings Of Leon eher auf Gitarrenlastiges und ein entsprechendes Publikum treffen wird. Für Gentleman wohl kein Problem, so konnte man schon erfolgreich für die australischen Rocker Wolfmother beim Rock am Ring einspringen. "Wirtschaftlich gab es mal Zeiten, wo es besser war, aber ich bin der Letzte, der sich beschweren würde", so Gentlemen auf die inzwischen schwierigeren Zeiten im Musikbusiness angesprochen. Immerhin liegt sein erstes Konzert schon zwei Jahrzehnte zurück, die kommende Tour wird von der Instrumentierung her mit großer Band stattfinden. "Wir haben nicht abgespeckt. Wie es genau wird, weiß ich noch nicht, die Live-Umsetzung steht noch an."
(Das Gespräch führte Andreas Westphal/APA)