Gasometer-Gig
Guns ohne Roses - Slash rockte Wien
11.02.2013
Letzter Hardrocker seiner Generation kam verschnupft und ging geheilt.
Er ist der wahrscheinlich letzte Gitarrenheld seiner Generation: Saul Hudson alias Slash hat mit seiner Band Guns N' Roses Ende der 80er für ein letztes, wenn auch gewaltiges Aufbäumen des kalifornischen Hardrock gesorgt - bis dieser unter den sentimentgetränkten Flanellhemden des Grunge für lange Zeit erstickt wurde. Nach mehr oder weniger erfolgreichen Band-Projekten ist der zylindertragende Königspudel des Rock 'n' Roll mit seinen "Conspirators" wieder voll da. Sonntagabend feuerte er Gitarrensalven im Wiener Gasometer ins dankbare Publikum.
Gitarrengott kam angeschlagen
Slash, im früheren Leben Marlboro-Testraucher und personifiziertes toxisches Labor, ist nunmehr seit Jahren clean. Sagt er. Via Nachrichtendienst Twitter klang das kurz vor seinem Auftritt in Wien anders: Er sei auf einer wahnsinnig hohen Dosis Drogen - "just not the good ones", verlautbarte er. Der Rock-Gott hatte sich nämlich im Reich der Sterblichen eine Grippe eingefangen. Unterdessen ließen sich seine Mitverschwörer von den "Conspirators" vor dem Leopold Museum rund um das überdimensionale Gemächt der Nackte-Männer-Installation ablichten.Und da erwachsen werden bekanntlich überbewertet wird, hatten sich im Gasometer auch jene eingefunden, deren Haare nicht mehr über das alte löchrige Guns-N'-Roses-Shirt wachsen wollen. Und auch die Früchte des einst jugendlichen Zorns hatten druckfrische Slash-Shirts übergestülpt bekommen. Nach einem Jahrzehnt kollektiven Weltschmerzes durch Nirvana und Co. steht die nächste Generation an hedonistischen Rockern in den Startlöchern - um bei vereinzelten Rauchschwaden trotz strengem (und kontrolliertem) Verbots verständnislos den Kopf zu schütteln.
Breiter Mix aus alt und neu
Ansonsten wurde die Birne zum geradlinigen Powersound der Band geschüttelt. Ob aus dem aktuellen Album "Apocalyptic Love" oder dem Repertoire von Slashs Vorgänger-Bands Velvet Revolver und Snakepit, zusammenhaltender Kitt ist stets der breite Les-Paul-Sound des Ex-Gunners, der selbstverständlich auch genügend Material seiner legendärsten Formation - vorzugsweise aus dem Rock-Meilenstein "Appetite For Destruction" - darbot: "Nightrain", "Mr. Brownstone", "Rocket Queen", "Sweet Child O' Mine", "Welcome to the Jungle", "Paradise City" (mit Konfettiregen) - alles da. Auf ein paar langatmige Solo-Eskapaden hätte man allerdings gerne verzichten können.
"Großartiger Gig in Wien. Grippe besiegt"
Und so süchtig diese Show, die allen Regeln des hedonistischen 80er-Hardrocks folgte, machte, so wirkungsvoll dürften sich auch die heimischen "Drogen" auf den mittlerweile ansonsten so braven Gitarrenhelden ausgewirkt haben. "Großartiger Gig in Wien. Grippe besiegt", postete dieser anschließend auf Twitter. Na bei so einem Wunder sollte Slash dann wohl öfter nach Wien kommen, wenn er sich wieder einmal krank fühlen sollte.
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