Wortgewalt und Testosteron
Hip-Hop-Show beim Popfest
25.07.2014
Yasmo und Nazar waren am Donnerstag die Headliner am Karlsplatz.
Es gilt das gesprochene Wort: Am Donnerstagabend wurde das fünfte Wiener Popfest eröffnet, wobei auf der Seebühne vor der Karlskirche erstmals Hip-Hop und Rap im Mittelpunkt stehen durften. Angekündigt wurde eine Show im "Big-Band-Format". Und das Versprechen wurde gehalten - von Szene-Superstar Nazar, Poetry-Rapperin Yasmo, Blak Twang und der Begleitband S. K. Invitational.
Von Rap...
Der in Manchester geborene Rapper Blak Twang enterte mit einem kräftigen "Lord of Mercy" die Bühne. Er fungierte als grandioser Anheizer - mindestens so grandios begleitet von S. K. Invitational, einem heimischen Musikerkollektiv. Insgesamt waren rund ein Dutzend Protagonisten im Einsatz, was vermutlich das Maximum für die nicht wirklich große Fest-Hauptbühne darstellt. "Ich bin gerade ein bisschen überfordert", bekannte anschließend Yasmo alias Yasmin Hafedh. Wobei sie sich weniger von der Anzahl der Menschen auf als vielmehr von den Massen vor der Bühne beeindruckt zeigte.
... bis Poetry Slam
Die junge Wienerin präsentierte Songs wie "Kein Platz für Zweifel" vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2013 und schlüpfte in ihr Alter Ego Miss Lead, unter dem sie englischsprachige Nummern veröffentlicht hat. Aufforderungen wie "Könnt ihr mal alle hüpfen" wurden freudig befolgt. Und dass sie sich freundlich, aber doch bestimmt über testosterongesteuerte Hip-Hopper amüsiert, passte gut in die aufgeklärte Popfest-Welt.
Doch die Kuratoren der Festausgabe 2014 wollten es damit nicht belassen - und holten mit Amadeus-Award-Gewinner Nazar auch einen Vertreter der Zunft mit ins Boot, der dem Klischee des Macho-Rappers nicht völlig fernsteht. Und Nazar, so viel war rasch klar, hatte seinerseits seine Fans mitgebracht. Er war, aus dem Jubel zu schließen, der erklärte Star des Abends: "Wien! Vielen Dank, dass ihr alle da seid. Es ist mir eine krasse Ehre, heute hier sein zu dürfen", beteuerte er wiederholt.
Bunte Vielfalt
Bis Sonntag geht die Party in und rund um den Karlsplatz noch weiter. Für Vielfalt ist auch an den restlichen Tagen noch gesorgt. Auf der Seebühne spielen am Freitag und Samstag u.a. We Walk Walls, Effi, Ernst Molden samt Band und Holy Oxygen, in den diversen anderen Locations stehen etwa Villalog, Der Nino aus Wien oder Electric Indigo. Mit Theremin-Künstlerin Dorit Chrysler erwartet die Besucher zur Geisterstunde am Sonntag noch ein äußerst ungewöhnlicher Auftritt als allerletzter Act des diesjährigen Festes.