Neus Album

"I Walk": Grönemeyer rockt auf Englisch

19.10.2012


Der deutsche Kult-Rocker will nun auch international erfolgreich werden.

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© www.facebook.com/groenemeyer.co.uk
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Herbert Grönemeyer macht mit 56 Jahren einen neuen Anlauf, den internationalen Musikmarkt zu erobern. Für sein neues Album "I Walk" nahm er Hits wie "Mensch" oder "Flugzeuge im Bauch" auf Englisch auf. Es ist sein viertes Album in der Muttersprache des Pop nach dem ersten Versuch mit "What's All This" im fernen Jahr 1988. Drei Lieder sind keine Neuinterpretation eines deutschen Originals, sondern extra dafür geschrieben.

Here eine kleine Hörprobe: Grönemeyer und Bono "Mensch"



Seltsames für deutsche Ohren 
Fürs deutsche Ohr klingt das Album seltsam. Da ist er, der Grönemeyer, mit seiner unverkennbaren abgehackten Sätzen und der immer markant-angerissenen Stimme - und doch ist er es irgendwie nicht. Wer vorher seine deutschen Texte nicht geschätzt hat, wird spätestens jetzt eines Besseren belehrt. Auf Deutsch ist Grönemeyer ein einzigartiger Poet. Auf Englisch sind es nur noch Popsongs - solide, aber auch weniger originell.

Dramatik anders aufgebaut
Das fängt schon beim ersten Titel "Mensch" an, in dem das zwischendurch gehauchte "Du fehlst" eine ganz andere Dramatik hat als das oft gehörte "I miss you". Und "Flugzeuge im Bauch" sind eben etwas anderes als "Airplanes In My Head". Und natürlich bringt die Sprache ein Grundrisiko mit: Die Wege im englischsprachigen Musikbetrieb sind an sich schon viel durchgetretener und mögliche Reime ausgelatschter.

Aus Alt mach Neu-Prinzip
Zugleich wählte Grönemeyer bewusst nicht den einfachsten Weg: Nur manche Hits wie "Mensch" übertrug er direkt, aus vielen anderen machte er faktisch neue Lieder mit bekannter Musik. So wurde aus "Deine Zeit" aus dem jüngsten Album "Schiffsverkehr" der Titel "Before The Morning" oder aus "Erzähl mir von Morgen" entstand "The Tunnel".

   Die neuen Songs wie etwa "Same Old Boys" oder "Will I Ever Learn", für die es kein deutsches Pendant gibt, dürften für Zuhörer aus Deutschland noch authentischer klingen. Interessanter wird die Reaktion im Ausland: "I Walk" wird jetzt auch in Großbritannien und den Benelux-Ländern veröffentlicht und soll Anfang 2013 in den USA herauskommen.

Logische Weiterentfaltung
Vielleicht war es eine logische Weiterentwicklung, den Weg in die englischsprachige Musikkultur zu suchen: Grönemeyer lebt seit Ende der 90er-Jahre in London, auch seine deutschen Lieder versieht er beim Schreiben zunächst oft mit englischen Platzhalter-Texten. "Wenn ich auf Englisch singe, blühen die Stücke ganz neu auf. Die Musik rückt in den Vordergrund, die Stimmung, die Farbe des Gesangs", sagt er in einem von seiner Plattenfirma verbreiteten Interview-Auszug. "In Deutschland konzentriert sich die Wahrnehmung meiner Songs stark auf die Songtexte."

Krönung ist Duett mit Bono
Ein Sahnehäubchen von "I Walk" ist die prominente Unterstützung: Als Bonus-Track sang Grönemeyer "Mensch" zusammen mit U2-Frontmann Bono ein - wie einst bei dem großen Konzert zum G8-Gipfel in Heiligendamm, nur diesmal auf Englisch. Bono sei "unglaublich freundlich, bescheiden und zurückhaltend", schwärmte Grönemeyer jüngst in einem Interview mit dem Magazin "Focus". Und der Titel "To The Sea" ("Zum Meer") ist ein Duett mit dem Sänger der Manic Street Preachers, James Dean Bradfield.

 (Von Andrej Sokolow/dpa)

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