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Iggy Pop begeisterte bei "Rock in Vienna"

04.06.2016

 Punk-Legende servierte solides Best-of-Set vor 20.000 Besuchern.

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"Lust for Life" verspürten wohl alle, die sich am heutigen Samstag auf der Wiener Donauinsel eingefunden haben: Galt es doch am zweiten Tag des Rock in Vienna mit Iggy Pop einer waschechten Legende die Ehre zu erweisen. Der 69-jährige Sänger, der bis heute Punk verkörpert wie kaum ein anderer, sorgte schnell für klare Verhältnisse und jubelnde Fans. Angeheizt wurden diese zuvor mit Schotten-Rock.

"I Wanna Be Your Dog", "The Passenger" oder "1969": Kaum ein Klassiker fehlte bei diesem Gastspiel vom Jim Osterberg alias Iggy Pop. Mit den Stooges schrieb er Geschichte, als Solokünstler wurde er zu einer Marke, wie es wenige vor oder nach ihm geschafft haben. Selbst Musikfans, die mit seinen Stücken vielleicht wenig anfangen können, wissen, wer Iggy Pop ist und welche Bedeutung ihm im Rockbusiness zugeschrieben wird. Und auch im hohen Alter nimmt es ihm niemand, dass bereits nach der zweiten Nummer die Jacke fliegt und Pop mit nacktem Oberkörper zeigt, was er kann.

Das bedeutet aber auch, dass nicht nur hart und schnell der Rock dekliniert wird, sondern durchaus Zwischentöne zugelassen werden. Nicht zuletzt wurde das seiner vierköpfigen Band bei den Zugaben gezeigt, die sich auch aus dem aktuellsten Album des Großmeisters speisten: "Post Pop Depression" nennt sich das Werk, das mit Queens-of-the-Stone-Age-Mastermind Josh Homme entstanden ist und Iggy Pop in ein modernes Zeitalter überführte. Knackig, melodisch und eingängig wie zu seinen besten Zeiten. Was braucht man mehr?

Biffy Clyro
Nicht minder solide oder abgebrüht agierten davor Biffy Clyro: Die schottische Rockband überzeugte mit einem Best-of-Set, in das vereinzelt neue Nummern eingestreut wurden. Dass sie mitten in einem dichten Konzertwochenende standen, war den Musikern dabei nicht anzumerken. "Wer nicht drei Konzerte hintereinander spielen kann, der sollte in keiner Band sein", lachte Sänger Simon Neil vor dem Auftritt im APA-Gespräch. "Als wir als Band begonnen haben, wollten wir keine freien Tage. Wir hatten eine Tour mit 29 Konzerten in 28 Tagen - an einem Tag gab es also sogar zwei. Je mehr, desto besser. Wir spielen einfach gerne. Das fühlt sich an, als ob wir freigelassen werden."

Mit "Ellipsis" erscheint am 8. Juli das neue, mittlerweile siebente Album der Band. Und dafür wollte man sich neu ausrichten. "Wir haben im vergangenen Jahr viel geprobt und neue Musik gemacht. Aber es war nicht einfach, die ersten Songs zu finden. Und das ist mir eigentlich noch nie passiert. Alles fühlte sich wie eine Fortsetzung von 'Opposites' an", sinnierte Neil. "Aber dann kam 'Rearrange' und es hat Klick gemacht. Nach diesem Stück ist alles aus mir herausgekommen. Davor war es wirklich eigenartig, sich nicht kreativ inspiriert zu fühlen. Aber egal: Jetzt ist es fertig. Man kann auch sagen: Machen wir immer dasselbe, dann braucht niemand ein siebentes Album von uns. Aber ich hoffe, die Leute brauchen dieses siebente Biffy-Clyro-Album."

Neue Songs wie "Wolves of Winter" oder "Animal Style" machten aber auch beim Rock in Vienna deutlich, dass Biffy Clyro ihr Pulver keineswegs verschossen haben: In Kombination mit Klassikern wie "Mountains" oder "The Captain" ergab das eine druckvolle, dicht arrangierte Show. Die Ansprüche von Neil und Co sind nicht die geringsten: "Alles, woran ich heute denken will, ist dieser Abend. Ich will mich ganz auf diesen Auftritt konzentrieren. Bist du da im Publikum, dann ist dir scheißegal, ob ich als Musiker 20 Shows oder mehr spiele - du willst in diesem Moment das Beste von mir", so der Sänger. "Und deshalb versuchen wir die Leute jedes Mal zu begeistern. Natürlich ist das manchmal harte Arbeit, aber die Energie, die du zurück bekommst, ist einfach unglaublich. Das ist immer neu und immer großartig."

Schweden punkteten
Gepunktet haben heute auch besonders die Schweden, wenngleich nicht alle: Während Graveyard und Royal Republic zu früher Stunde mit ihren Interpretationen von Classic Rock und Garage-Chic vollends überzeugen konnten, boten mit Mando Diao die Dritten im Bunde eher durchwachsene Kost. Die Gruppe, die sich seit dem Ausstieg von Gustaf Noren ganz auf die Künste von Björn Dixgard als Frontmann verlassen muss, versuchte zwar ihr Möglichstes, konnte aber mit recht souligem Indierock nicht das ganze Publikum auf ihre Seite ziehen.

Dafür wären vielleicht bessere Schauspielkünste nötig gewesen. Diese brachte dafür Juliette Lewis mit: Die US-Mimin, die erst vor kurzem mit ihren Licks in der Wiener Arena gastierte, war auch diesmal eine sichere Bank in Sachen druckvollem Rock und viel Bühnenaction. In einem an ihre Heimat erinnernden Catsuit gewandet, ließ die 42-Jährige nichts anbrennen und konnte auch skeptische Besucher animieren, bei ihrer ganz persönlichen Show mitzumachen - inklusive einiger recht schräger Coverversionen wie "Proud Mary".

Tag zum Durchatmen
Alles in allem war es somit für die rund 20.000 Besucher ein Tag zum Durchatmen, bevor am morgigen Sonntag das große Finale von Rock in Vienna ansteht. Dafür haben sich u.a. die Thrash Metaller Kreator und die Franzosen Gojira angesagt, die eine etwas progressivere Spielart der dunklen Kost bevorzugen. Und dann gilt es erneut, einer Legende beim Arbeiten zuzusehen: Iron Maiden statten mit ihrer aktuellen Tour der Donauinsel einen Besuch ab. Der geneigte Fan darf sich also, Aug in Aug mit Bandmaskottchen Eddie, auf eine Reise durch mehr als 40 Jahre Heavy-Metal-Geschichte machen.

 

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