Arena Open Air
Iggy Pop trotzte dem Gewitter in Wien
10.08.2013
66-jährige Punk-Galionsfigur wirbelte mit seinen Stooges auf der Bühne herum.
Iggy Pop und seine seit zehn Jahren wiedervereinigten Stooges machten den Freitag (9.August) beim Open Air in der vollen Wiener Arena zu einem besonderen Abend. Der Gig der durchtrainierten 66-jährigen Punk-Galionsfigur war so intensiv wie mitreißend. Er begann bei atmosphärischem Wetterleuchten und mit dem Stooges-Song „Raw Power“, der gleichsam das Motto des Abends werden sollte. Die Wegbereiter des Punk ließen nach einer beherzten Show das inzwischen vom Regen durchnässte Publikum begeistert zurück - und zeigten nebenbei, dass ein Saxofon im brutalen Sound des Aufbegehrens sehr wohl etwas verloren hat.
Iggy Pop trotzt dem ALter
Das Gitarrenspiel des James Willamson, der nach fast 30 Jahren Absenz zu den Stooges zurückgekehrt ist, machte neben dem wirbelnden Pop den zweiten Hauptfaktor dafür aus, dass es der Band gelang, den brachialen Geist des Punk für knapp 90 Minuten erneut zum Leben zu erwecken. „Raw power can destroy a man“, sang Pop und seine Präsenz und seine Energie bewiesen gleichzeitig das Gegenteil, denn kaputt war dieser Mann auf keinen Fall
Altes und neues Hit-Feuerwerk
Das Song-Repertoire ließ dabei kaum einen Meilenstein aus, sowohl Stooges- als auch Solomaterial kamen in Form von „Gimme Danger“, „ The Passenger“ oder „Now I Wanna Be Your Dog“ zum Zug und konnten auf glaubwürdige Weise präsentiert werden. Die Gefahr einer Nostalgie-Show kam durch die energetische Präsenz des sportlichen Frontmanns nie auf, seine Band hielt Tempo, wo es notwendig war und verlor auch in langsamen Parts nicht das immanent Bedrohliche, das dem Stooges-Werk innewohnt. Das besteht zwar aus nur drei Alben, die in der Hauptschaffensphase bis 1973 entstanden sind, doch diese sind bis in die Gegenwart zwingend geblieben
No-Future-Bewegung als Hauptmotiv
Dem exzessiven Rock’n’Roll-Leben hat der zornige US-Bürger aus dem Bundesstaat Michigan zwar schon lange - in den 80ern - abgeschworen und praktiziert unter anderem Golf und Yoga. Trotzdem strahlt er weiterhin das Ungestüme der No-Future-Bewegung weiterhin aus. Mehr als zwanzig Songs lang tat er dies gestern, was nach dem kurzen Gig drei Tage davor in Berlin mit nur elf an der Zahl doch ein wenig überraschend kam. Aber vielleicht war Pop ja auch ebenso von der Atmosphäre auf dem Arena-Gelände in Erdberg mitgerissen, das durch seine Geschichte wohl der ideale „Resonanzkörper“ für diese Art von Musik war.
Punk mit Soul- und Jazz-Elementen aufgepeppt
Eine Musik, die im Falle der Stooges zwar in die Schublade "Punk" geglitten ist, aber durch Soul- und Jazz-Elemente angereichert, eindeutig avancierter als die oft zitierte Drei-Akkord-Spielbreite des Genres. Iggy Pop zeigte im Laufe des Abends keine Menschenscheu, lud zu „Fun House“ mehrere Dutzend Gäste zur Invasion der Bühne und verließ diese später zu einem Bad in der feuchten Masse. Dieser wurde mit dem Richard Berry-Cover „Louie Louie“ noch eine letzte Aufwartung gemacht, ehe es zum Trocknen auf den