Neues Album
LaBrassBanda erobern "Europa"
25.07.2013
Blasmusikband mit Pop-Touch reüssierte beim deutschen ESC-Vorausscheid.
Eigentlich sind sie recht puristisch veranlagt: Die fünfköpfige Gruppe LaBrassBanda macht - ihrem Namen entsprechend - Blasmusik mit modernem Einschlag, setzt dafür ganz auf die Durchschlagskraft von Trompete, Tuba und Co und tritt live gerne barfuß auf. Mehr braucht es da nicht, höchstens noch ein Banner, das mittlerweile sogar vierfarbig daher kommt. Ein Grund dafür ist wohl das sehr erfolgreiche dritte Album "Europa", ein anderer hat ebenfalls mit dem Kontinent sowie einem musikalischen Wettbewerb zu tun.
Hier eine kleine Kostprobe daraus: "Nackert"
Seit Frühjahr bekannt
Spätestens seit ihrem Auftritt bei der deutschen Vorausscheidung zum Eurovision Song Contest im Frühjahr sind die jungen Bayern nämlich mehr als nur einer Handvoll Eingeweihter ein Begriff. "Da bekommt man eine Bekanntheit in einer Szene, in der man sonst überhaupt nicht stattgefunden hat", unterstreicht Sänger und Trompeter Stefan Dettl im APA-Interview. Gereicht hat es letztlich zum zweiten Platz, knapp geschlagen nur von der Popformation Cascada. Diese wiederum sorgte beim Finale in Malmö für einen aus deutscher Sicht mehr als bescheidenen 21. Platz - inklusive ausuferndem Bashing in den Medien. Ist man da nicht doch froh, dem Druck entgangen zu sein? "Der Grundgedanke des Wettbewerbs ist ja genau der, der auch unsere Band ausmacht", tut sich Dettl schwer.
Show ohne Glitzer und Feuerwerk
Davon abgesehen hat man für die Vorausscheidung durchboxen können, als einziger Act live zu spielen. "Da haben wir dann keine Ausrede mehr gehabt", lacht Dettl. "Und wenn wir in dem Moment auf der Bühne eine Gaudi haben, spielen können, und das auch im Fernsehen so transportiert wird - also nicht als Glitzershow mit Feuerwerk -, dann verstellen wir uns auch nicht und dann nehmen uns die Leute, die uns kennen, das auch nicht böse." Was aus Sicht der Band geklappt hat. "Überraschenderweise haben wir uns nicht verbiegen müssen."
Auf Umwegen zum Erfolg
Andere Leute kennenlernen, einen grenzenüberschreitenden Gedanken verfolgen - das war von Anfang an prägend für LaBrassBanda, die nicht in der bayerischen Heimat, sondern über London ihren (mittlerweile angetretenen) Weg in die Charts gefunden haben. Auf Einladung eines britischen Musikers, der ihre Stücke auf MySpace gehört hatte, ging es in die ferne Metropole und wurden dort die Clubs abgeklappert. "Dann folgten Länder wie Italien, Kroatien - und dann erst wurden wir in Bayern gebucht", schmunzelt der Sänger. "Mit dem Argument: Ihr spielt in London, dann könnt ihr auch bei uns spielen." Insofern sei das neue Album auch "ein Danke an Europa".
"Nackert " beim ESC
Darauf gibt es Bläser im Discokleid ("Frankreich"), schwungvolle Rhythmik ("Holland") oder melancholisches Seufzen ("Russland"). Und natürlich darf der ESC-Titel "Nackert" nicht fehlen. Bei insgesamt 14 Stücken, teils mit Mundarttexten versehen, legen LaBrassBanda dabei eine ganze Bandbreite an Stilen vor. "Wenn ich zwei ruhigere Lieder geschrieben habe, dann ist einfach der Drang da etwas zu machen, das Gas gibt", meint Dettl über den Variantenreichtum. Allerdings: "Von einem Lied kann es teils zwanzig Versionen geben. Ich finde diesen Weg extrem spannend: dorthin zu finden, wo das Lied dann wirklich zu Hause ist."
Faible für Schweden
Die Einflüsse für die einzelnen Stücke entspringen dabei nicht immer konkreten Erfahrungen, wie etwa "Schweden" beweist. "Ich war noch nie dort", erzählt Dettl, "aber ich habe das Gefühl, dass die Schweden sehr experimentierfreudig sind." Also versuchte man das umzusetzen. Wobei gerade gängige Genres teils schwierig für die Musiker sind. "Ska funktioniert etwa noch ganz gut, weil man mit den Bläsern einfach die Begleitung machen kann. Aber natürlich muss man sich auch da überlegen, wie der Trompeter das dann spielt. Da kommen wir schon an Grenzen, wo man ausloten muss, wie es Sinn macht."
Großer Einsatz auf der Bühne
Etwas, das nicht zuletzt bei den frühen Shows der Gruppe zu bemerken war - auch aufgrund der körperlichen Anstrengung des Spielens. "Wenn wir eine Stunde spielen sollten, mussten wie nach 20 Minuten eine Pause einlegen. Aber wir haben uns auch entwickelt, mittlerweile ist die Lunge größer geworden und wir können auch eine Stunde durchspielen", erklärt Dettl augenzwinkernd.
Viel beschäftigte Burschen
Wer sich davon überzeugen will, muss vorerst aber eine Reise ins Ausland in Kauf nehmen: Der Auftritt im Rahmen des ursprünglich für 30. August geplanten Festivals "Inselblech" auf der Wiener Donauinsel kommt aufgrund der Festivalabsage nicht zustande. Über zu wenige Konzerte kann sich die Gruppe derzeit aber nicht beschweren. Während in den kommenden Wochen vornehmlich Open-Air-Veranstaltungen an stehen, mussten dem Konzert im Münchner Circus Krone am 28. Oktober aufgrund der großen Nachfrage gar zwei Zusatzshows angehängt werden. Das bayerische Blech scheint in der Heimat mittlerweile gut angekommen zu sein.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)