ESC-Siegerin 2010 verrät, was sie von den Makemakes hält.
In fünf Jahren kann einiges passieren: Im Fall von Lena spielten sich seit 2010 nicht nur große Erfolge ab, sondern musste die Sängerin auch einiges an Kritik und Häme einstecken. Nachdem sie mit "Satellite" den Song Contest in Oslo gewonnen hat, zeigt sich die 23-Jährige mittlerweile relativ gelassen, wenn sie auf das Großevent angesprochen wird. "Ich sitze nur hier, weil ich beim ESC war."
Reiner Zufall
Wien stattete Lena aber nicht aufgrund des Song Contests einen Besuch ab, sondern um die Werbetrommel für ihre neue Platte "Crystal Sky" zu rühren. Dass diese nun just am 15. Mai und damit eine Woche vor dem ESC-Finale erscheint, sei aber Zufall. "Ich war am Anfang auch sehr verärgert, weil wir schon so lange am Album schreiben und ich gerne wollte, dass es früher rauskommt. Es hat aber länger gedauert als gedacht", verriet Lena im Gespräch mit der APA. "Deswegen ist der Termin jetzt so gewählt - und das ist auch okay und ich bin happy."
Wieder in den Song-Contest-Sog zu geraten, befürchtete die gut gelaunte Sängerin allerdings nicht. "Das Album steht klar im Vordergrund. Dass ich in den Contest rein gerate passiert hauptsächlich hier in Österreich. In Deutschland stellt mir kaum jemand Fragen zum ESC. Weil er hier stattfindet, ist das auch legitim und okay für mich." Den Rummel um den Gesangswettbewerb verfolge sie aber kaum noch. "Ich kenne natürlich den deutschen Beitrag und habe ganz grob alles umrissen. Aber es ist nicht so, dass ich mich da reinfuchsen würde."
"Will nicht ausflippen"
Im Fokus stand in den vergangenen Wochen und Monaten ohnehin "Crystal Sky": Die vierte Platte von Lena versammelt 14 Tracks, die deutlich mehr elektronische Schlagseite aufweisen als frühere Arbeiten. Im internationalen Kontext wirken Stücke wie die erste Single "Traffic Lights", der Titeltrack oder das enorm nach vorne gehende "Invisible" jedenfalls keinesfalls fehl am Platz. "Ich bin ja auch eine Popkünstlerin und will jetzt nicht völlig ausflippen und will kein Nischenkünstler sein. Ich mache Mainstream und ein kommerzielles Album."
Dafür hat sie u.a. mit den Produzenten Beatgees und Biffco zusammengearbeitet, wobei sie selbst "der rote Faden war", wie Lena angesichts der vielen involvierten Personen erzählte. Dass viele Köche den Brei verderben oder zumindest wässrig machen, kann angesichts des homogenen Klangbilds der Platte aber nicht unterstellt werden. "Ich habe schon das Gefühl, dass alles irgendwie ganz gut zusammenpasst", gab sich Lena selbst bescheiden. "Aber trotzdem habe ich es mir erlaubt beziehungsweise den Mut zusammengenommen, auch ein paar experimentellere Sachen zu machen, die vielleicht nicht ganz so kommerziell sind - die dann aber auf so einem Album Platz haben."
Selbtsbewusstein
Ein Umstand, der wohl auch mit ihrer mittlerweile erlangten Erfahrung zusammenhängt. "Ich war am Anfang sehr, sehr unsicher beim Songschreiben", blickte Lena auf ihre ersten musikalischen Gehversuche zurück. "Weil ich es einfach noch nicht gemacht habe und keine Ahnung hatte, wie das funktioniert. Und dann saßen mir Leute gegenüber, die schon seit Jahren Songs schreiben, und ich dachte dann: 'Jetzt komm ich als kleines, doofes Lenchen da rein und weiß gar nicht, was los ist.' Das hat sich auf jeden Fall entwickelt, ich bin selbstbewusster geworden und weiß auf jeden Fall, was ich kann - und dass ich was kann!"
Ein anderes Gefühl erzeugen wiederum ihre älteren Songs. "Es fühlt sich schon komisch an", erzählte Lena, "aber es ist nicht so, als würde ich das auslöschen wollen. Es ist einfach Vergangenheit, ich glaube, das ist ganz normal. Alles verändert sich mit der Zeit, auch mein Musikgeschmack und die Musik, die ich mache." Eine Veränderung steht indirekt auch bei ihrem Plattenvertrag an, der mit dem aktuellen Album ausläuft. "Ich bin jetzt aber nicht diejenige, die sagt: Endlich bin ich frei! Lasst mich alle in Ruhe!" Stattdessen würde man sich zusammensetzen und einen neuen Vertrag machen. "Alles ganz normal also", schmunzelte Lena.
Makemakes "ganz gut"
Ganz ignorieren kann die Sängerin den Song Contest heuer jedenfalls aus zwei Gründen nicht: Einerseits wird sie am Finalabend bei einer ESC-Party auf der Hamburger Reeperbahn auftreten - und dort andererseits gleich ihren 24. Geburtstag feiern. Die heimischen Vertreter, The Makemakes, findet Lena indes "ganz gut, weil es ein bisschen reduzierter ist, es geht nicht so voll aufs Maul, ist nicht zu viel Party, zu viel Show". Vielleicht ein gutes Omen für die drei Burschen aus dem Mund einer ehemaligen ESC-Siegerin.