Berlin-Album

Manic Street Preachers "Futurology"

01.07.2014

Die englische Band wandelt in der deutschen Hauptstadt auf Bowies Spuren.

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© Sony Music / Dean Chalkley
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 Die sanfte, melodieselige Folkpop-Platte "Rewind The Film" aus dem Herbst war nur ein Vorgeschmack, die Ruhe vor dem Sturm. Neun Monate später veröffentlichen die Manic Street Preachers ein kraftvolles, lautes Ausrufezeichen von Album. Auf "Futurology" präsentiert sich die unberechenbare, stramm linke Band aus Wales von ihrer spiel- und experimentierfreudigsten Seite.

Europäische Idee
Mit dem am 4. Juli erscheinenden Album erweitert die Band ihren Sound und ihr Songwriting - ein unverhoffter Karriere-Höhepunkt nach gut 20 Jahren im Britrock-Geschäft. "Sie wird viel eckiger klingen, sehr europäisch", sagte Bassist und Songtexter Nicky Wire im Vorjahr über die damals noch unbetitelte zwölfte Studioplatte der "Manics", die in Großbritannien kultisch verehrt werden und dort stets Spitzenränge der Charts belegen. Wire verriet auch bereits eine weitere Überraschung: "Es wird einen zweisprachigen Song mit einer deutschen Schauspielerin geben."

Inzwischen weiß man, wer gemeint war: Nina Hoss, die blonde Bühnen- und Filmdiva, singt selbstbewusst den deutschen Part des nervös treibenden Elektro-Rocksongs "Europa Geht Durch Mich". Nach dem Eindruck der britischen Band spielt Hoss hier die "paneuropäische Domina" - was ausdrücklich als Kompliment gemeint ist.

Mit der Textzeile "European dreams, European screams - europäische Träume, europäische Schreie" umreißt der Song ein Hauptthema des Albums - Anspruch und Wirklichkeit, Schönheit und Zerrissenheit eines Kontinents, von dem sich die britischen Landsleute der Manic Street Preachers zunehmend entfremden. Nicky Wire indes betont seine sentimentale Begeisterung für die europäische Idee - trotz aller Kritik sei er "ein Anti-Euroskeptiker", wie er dem "Guardian" sagte.

Wie Bowie
Aufgenommen wurden die 13 Songs zu wesentlichen Teilen in den berühmten Berliner Hansa-Studios - also genau dort, wo David Bowie Mitte/Ende der 70er Jahre Meisterwerke wie "Heroes" schuf. Der Geist des derzeit in einer großen Ausstellung gefeierten Superstars ist auf "Futurology" spürbar: Nicht nur Instrumentals wie "Dreaming A City (Hugheskova)" oder "Mayakovsky" erinnern an die kühlen, von deutschen Elektronik-Pionieren wie Kraftwerk geprägten Klanggemälde aus Bowies wichtigen Berliner Jahren.

Die Atmosphäre der inzwischen weltweit angesagten Metropole hat die Gitarrenrockband Manic Street Preachers zu einem elektronisch aufgeladenen Sound inspiriert. "Man hat hier das Gefühl, dass man sich neu erfinden kann. In Berlin ist alles möglich", sagte Wire. Im Song "Misguided Missile" bringt er sogar die deutschen Worte "Sturm und Drang" und "Schadenfreude" unter. Aber auch bewährte Qualitäten werden auf "Futurology" gepflegt - in wütenden, punk-beeinflussten Hymnen wie "Let's Go To War" und "Sex, Power, Love And Money", oder in prachtvollen Balladen wie "Between The Clock And The Bed".

Musik


 
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