Neue Platte

Jennifer Rostock zeigt sich "Schlaflos"

14.01.2014

Viertes Album vor Veröffentlichung. Ende Jänner live in Wien und Graz.

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© Warner Music
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"Für Indie zu schön, für Mainstream zu obszön": Die Rockband Jennifer Rostock sitzt zwischen den Stühlen und ist sich dieser Position durchaus bewusst. Wird in dem Song "K.B.A.G." des am 17. Jänner erscheinenden Albums "Schlaflos" damit kokettiert, unterstreicht dies auch ihr Selbstverständnis. "Es gibt kein Korsett, das uns verbieten würde, verschiedene Dinge zu machen", meint Keyboarder Joe Walter.

Hier eine kleine Hörprobe: "Ein Schmerz und eine Kehle"



Anders als der Mainstream

Wobei die deutsche Formation durchaus massenkompatibel ist, wie sie schon mit dem Debüt "Ins offene Messer" (2008) bewies. Wer dabei dachte, die zu jener Zeit langsam abflauende Pop-Rock-Welle mit Bands wie Juli oder Silbermond werde lediglich um ein weiteres Exemplar bereichert, wurde allerdings sukzessive eines Besseren belehrt. Wo die Kollegenschaft alles der Maxime Zugänglichkeit unterordnet, geben Jennifer Rostock die toughen Außenseiter mit Hang zur Rohheit. So ist es letztlich nicht verwunderlich, wenn Sängerin Jennifer Weist im APA-Interview von "Verbesserungsvorschlägen" erzählt, die in den vergangenen Jahren von verschiedenen Seiten immer wieder gekommen seien. "Aber letztendlich denkt man: Nee, wir sind super zufrieden, so wie das alles gelaufen ist. Sonst wären wir nicht so. Die ganze Entwicklung haben wir durchmachen müssen." Dementsprechend liegt Album Nummer Vier zwar auf einer Linie mit den Vorgängern, bietet aber kleine Neuerungen und Ausflüge in unbekanntes Terrain.

Viel Neuartiges am Start

Ein Beispiel dafür wäre die erste Single "Ein Schmerz und eine Kehle", die dank Hip-Hop-Rhythmik und elektronischen Spielereien etwas aus dem Rahmen fällt. "Der Song hat eine sehr große Entwicklung durchgemacht. Den müsste man hören, wie er vorher geklungen hat", lacht Weist. "Es gab nur einen Beat und draufgesprochenes Kauderwelsch." Mit der Zeit schälte sich aber ein pulsierendes Popstück heraus, das durchaus fordernd ist. "Es war klar, dass es polarisieren wird und viele es doof finden werden", meint Walter. "Aber das ist okay. Irgendwer findet ja immer irgendetwas doof."  Angetan war die Band wiederum von Produzent Chris Badami, den sie zum zweiten Mal nach "Mit Haut und Haar" (2011) in seinem Studio in New Jersey besucht hat. "Er macht einfach den Sound, den wir uns für Jennifer Rostock wünschen. Alles ist weit vorne, alles ist irgendwie fett und rough", resümiert Weist. Die dreizehn Stücke von "Schlaflos" waren beim US-Ausflug schon weitgehend fertig. "Eigentlich wollten wir sogar noch vorbereiteter sein", erinnert sich Christoph Deckert. Ganz gereicht hat die Zeit davor dann aber doch nicht, zwei Songs wurden noch umarrangiert. "Wir haben also gelernt, das nächste Mal die Vorproduktion noch länger zu machen", grinst der Bassist.

Breite Palette
Musikalisch wie inhaltlich deckt das Album ein breites Spektrum ab: Eingängige Melodien stehen harten Gitarrenparts gegenüber, Privates wird ebenso verhandelt wie Gesellschaftskritisches. Der Titel gibt dabei eher eine Grundstimmung denn ein Konzept vor. "Viele Songs beschäftigen sich aber mit Schlaflosigkeit", so Weist. "Sei es das Negative, wenn man nicht schlafen kann, oder das Positive daran, wenn man nicht schlafen gehen will, weil man weggeht oder zusammen feiert." Den Ausschlag hat schließlich ein Fotoshooting in New York gegeben, aus dem das Cover mit den fünf Bandmitgliedern hervorging. "Obwohl wir uns seit Jahren sagen, unsere Fressen kommen nicht mehr vorne aufs Album", erzählt Weist verschmitzt. Gemeinsam mit dem Titel sei es aber "eine runde Sache" geworden.

Jennifer Rostock live
In natura kann man Weist und Co Ende des Monats in Österreich erleben, am 28. Jänner gastiert die Gruppe im Grazer Orpheum, tags darauf in der bereits ausverkauften Wiener Arena. Erwarten darf man sich "einige Überraschungen" (Weist) und "mehr Konfetti als je zuvor" (Walter). "Im Vergleich zur letzten Tour wollen wir natürlich wieder eine Schippe drauflegen", ergänzt Deckert. Angesichts vielversprechender neuer Titel wie "Phantombild" oder "In den Sturm" eine Ansage, die sich durchaus bewahrheiten könnte.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

Info
Alle Informationen zu Jennifer Rostock live in Wien und Graz erhalten Sie unter www.oeticket.com.


 
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