US-Band überzeugte auch mit neuen Songs und neuem Gitarristen.
Die Red Hot Chili Peppers brachten die Wiener Stadthalle zum Beben. Sie haben jedoch, das "Problem" aller langgedienten Rockbands: Sie werden bei jeder Neuveröffentlichung an ihren Album-Klassikern gemessen. Darüber hinaus gilt es, eine Umbesetzung zu verkraften. Am Mittwoch kamen die Amerikaner mit der verhalten kritisierten LP "I'm With You" (Warner) und neuem Gitarristen nach Wien. In der Stadthalle spielten sie dann - zum Teil oben ohne - alle Bedenken in Grund und Boden.
Ein furioser Auftakt
Am Anfang des Konzerts war der erste (und lange nicht letzte) Jam, aus dem sich "Monarchy Of Roses", das erste Stück auf der aktuellen Platte, herausschälte. Ein furioser Auftakt: Die Rhythmussektion mit Chad Smith an den Drums und Flea, ein Bassist wie ein Bulldozer, der aber auch Feinmotorik beherrscht, gaben den Ton an. Dem folgenden "Dani California" durfte dann Neo-Pepper Josh Klinghoffer seinen Stempel aufdrücken. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, seinem Freund John Frusciante, setzt er auf rockigere statt esoterisch-traumwandlerische Gitarrensounds. Und das machte er ziemlich gut.
Die großen Hits mit dabei
Natürlich brachten die RHCP, so die Kurzform der Gruppe, zahlreiche Hits mit. Bei "Otherside" übernahm das Publikum im ausverkauften Saal erstmals den Backgroundgesang, den es gegen Ende des regulären Sets bei "Under The Bridge" (wie fast immer souverän interpretiert) und "Californication" perfektionierte. Von "I'm With You" gab es lediglich drei Beiträge, wobei jedoch das hymnische "The Adventures Of Rain Dance Maggie" (untermalt vom vielleicht stimmigsten Teil der insgesamt überaus effektiven Licht- und Videoshow) und der schwindelerregende Hochgeschwindigkeitssong "Goodbye Hooray" ausrechnet zu den Höhepunkten der Darbietung zählten.
Flea erschien oben ohne
Die Faszination der einst wilden Buben liegt sicherlich zum nicht unwesentlichen Teil in ihrem Image. Da enttäuschte die Stamm-Mannschaft nicht: Flea erschien überhaupt gleich ohne Shirt, benutzte später seine Wangen als Percussions und lief auf den Händen über die Bühne. Das zweite Gründungsmitglied, Sänger Anthony Kiedis, präsentierte einen wunderbar geschmacklosen Schnauzer und hatte rasch Frack und T-Shirt ausgezogen. Stimmlich gab er sich keine Blöße, wiewohl er hart gegen die kompakt und laut aufspielenden Kollegen ansingen musste.
Stadthalle wird zum Dancefloor
Im Gegensatz zu vielen Genossen, die im fortgeschrittenen Karriere-Alter auf Tournee gehen, verzichteten die Chilis auf das Sicherheitsnetz, möglichst gefällig zu agieren. Da gab es Gegensätze (etwa nach einem harten "Look Around" mit dem ruhigen, atmosphärisch intensiven "Parallel Universum" abrupt die Gangart zu wechseln), wilde Jams (inklusive Kinghoffers kurzer Interpretation von Ultravox' "Vienna") und ebenso viele poppige Melodien wie funkige Rhythmen. Wobei der Kracher "Give It Away" vom legendären "Blood Sugar Sex Magik" als letzte Zugabe nach anfangs eher verhaltenen Reaktionen das Parkett endgültig in einen Dancefloor verwandelte.