Trauer
ÖSTERREICH-Reporter: "So erlebte ich Prince"
21.04.2016
ÖSTERREICH-Reporter Thomas Zeidler erinnert sich an die Musik-Legende.
Drei Mal, 1996 sogar in seinen legendären Paisley Park Studios, durfte ich Prince interviewen, aber dabei weder aufnehmen noch mitschreiben: „Das menschliche Gehirn ist gut genug um sich die essentiellen Dinge zu merken,“ erklärt er mir. Und: „Lügen kannst ohnedies nur Du!“ Prince war in den Gesprächen überraschend laut, hektisch, zu Späßen aufgeregt und liebte die Diskussion. „Soll man Mörder einsperren?“ war eine seiner beliebtesten Gegenfragen. Oder „Ist Demokratie die beste Regierungsform?“ Die Interviews, für 20 Minuten angesetzt und dann auf über eine Stunde ausgedehnt, – Prince zu seinem Manager: „Komm später wieder, ich unterhalte mich gerade so gut mit meinem neuen Freund“ – waren ein Spießruten-Lauf. Prince wollte, einem Autoverkäufer gleich, seine Idee anpreisen. Gegen-Fragen wurden nur kurz und eher schroff beantwortet. Die nach seinem Namen, den er zu der Zeit ja hinter dem legendären Mann/Frau-Symbol versteckte, wurde ohnedies ins Lächerliche gezogen. „Wie soll ich dich denn nennen?“ fragte ich. „Du brauchst doch keinen Namen, mein Freund, wir sind ja ohnedies schon per Du“ – „Gut, aber wie nennt dich deine Freundin?“ – „Sie hat viele Namen für mich,“ grinste er schelmisch.
ÖSTERREICH Repoter Thomas Zeidler 1996 im Paisley Park/ (c) Thomas Zeidler
Auch mit der bitteren Realität nahm er es nicht so genau. Beim Treffen in Paisley Park war kurz zuvor sein neugeborener Sohn Boy Gregory am Pfeiffer-Syndrom verstorben. Etwas, das er nicht wahrhaben wollte: “Hier ist der Spielplatz für meinen Sohn“ erklärte er mir „und das süße Babygeschrei bringt endlich Leben in das Haus.“ Der kleine Gregory war da bereits begraben.
Seine Erfolge, an die er nach Purple Rain nie mehr so ganz anschließen konnte, waren auch ein Thema. „In den 80ern warst du ein Megastar“ bemerkte ich, “Schaut denn meine Kleidung billig aus?“ konterte Prince, und ließ mich seinen teuren Samt-Kaftan berühren. „Nein, aber früher warst du für Millionen von Leuten ein Star. Hast du denn an Wichtigkeit verloren?“ - „Ich bin wichtig für die Leute, für die ich wichtig sein will. Ich will nicht für jeden wichtig sein, denn das kann nur Gott!" Auch ein Zugang.
Zuletzt traf ich ihn 2010 nach seinem Wien-Konzert an der Bar des Hotel Imperial. Er wollte einen seiner berühmten After-Show-Gigs im Porgy & Bess spielen, wurde aber durch einen ÖSTERREICH-Vorab-Bericht nervös. „Zu viele Gerüchte,“ sagte er, schnippte mit den Finger und seine Band, die Sekunden zuvor neben mir noch genüsslich Cocktails schlürfte, sprang wie von der Tarantel gestochen auf, um mit Prince von dannen zu ziehen.
Autogramm oder Erinnerungs-Foto? Fehlanzeige! „Das Gehirn ist doch gut genug...“
Diesen Tweet schickte Musik-Legende Prince ÖSTERREICH-Reporter Thomas Zeidler im November.