Gasometer-Gig
Pete Doherty verpatzte Wien-Konzert
11.12.2013
Britischer Skandal-Rocker brachte lauten und rauen, statt smarten Pop nach Wien.
Pete Doherty ist die tragische Figur des Britpop. Einerseits bringt er immer wieder tolle Platten heraus, die von seinem enormen Potenzial zeugen, andererseits verbaut er sich mit Eskapaden jeden Schritt auf der Karriereleiter. Immerhin bleibt er dabei konsequent: Das Konzert mit seinen Babyshambles am 10. Dezember in Wien passte genau in dieses Muster.
Fans voller Erwartungen
Es begann verheißungsvoll. Mit unerwartet wenig Verspätung startete das Konzert tatsächlich (Doherty hat in der Vergangenheit mehrmals Österreich-Gastspiele abgesagt), mit "Delivery" und "Nothing Comes To Nothing" gab es auch gleich zwei der besten Babyshambles-Songs zu hören. Die Versionen waren "robust", die smarten Pop-Melodien der Studioversionen wurden gegen einen lauten, harten Sound eingetauscht. Doherty sang ebenso hart, tief und ohne Feingefühl.
Babyshambles glanzlos im Gasometer
Die Babyshambles schienen ihrem Namen ("shambles", dt. u.a. Schlachtbank, Durcheinander) mit aller Gewalt gerecht werden zu wollen, sie bretterten im ausverkauften Gasometer dahin, kompromisslos im grauenhaften Sound (der sicher nicht an der Halle lag), manche Töne lagen schwer daneben. Dann wieder blitzte das auf, was etwa auf dem aktuellen Album "Sequel To Prequel" (Warner) so glänzt. Denn Doherty schreibt große Songs - etwa "The Man Who Came To Stay" oder "Killamangiro", die beide selbst als von jeglichem Charisma befreite Live-Versionen nicht kaputt zu machen waren. Und immer wieder die Mätzchen Dohertys. Er wirkte, als wäre er (mit einem nicht geringen Teil des Publikums) direkt vom Punschstand zum Konzert gekommen. Mehrmals ließ er das Mikro fallen, machte den Kasperl, sang unverständlich und schickte seine Gruppe nach nur 45 Minuten von der Bühne. Vielleicht war der Becher schuld, der mitten im Lied "Babyshambles" geflogen kam und den Frontman an der Stirn traf. Die Besucher blieben erstaunlich geduldig und standen auch, nachdem sie zuvor einen grobschlächtigen Blues ausgehalten hatten, die Wartezeit die Fortsetzung der Darbietung durch.
Fans verärgert
Lediglich drei weitere Stücke folgten, ehe bei "Fuck Forever" alle Dämme brachen. Da entsprach das Chaos dem Song, einem wilden, ungezügelten, rebellischen Kracher. Doherty ließ nun oben ohne seinen Bauch schwabbeln, warf das Mikro ins Publikum und ging, nachdem er es nicht mehr zurückbekam, mit einer wegwerfenden Geste von dannen. Knapp über 60 Minuten betrug die reine Spielzeit, "mit dem ganzen peinlichen Scheiß, den Doherty abgezogen hat", wie es eine Besucherin am Ende zusammenfasste.
(Von Wolfgang Hauptmann/APA)
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