Routine-Ritt ohne Kitsch

Pixies rockten Wiener Gasometer

04.11.2013

Bostoner Kultband begeisterte Fans mit Neuzugängen und Karriere-Rückblick.

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Es ist nun einmal, wie es ist: Was die Bostoner Indie-Rockband Pixies zu sagen hatte, das sagte sie vor mehr als 20 Jahren auf vier Alben, die zwischen 1988 und 1991 im Jahresrhythmus erschienen und den musikalischen Stil der 90er-Jahre wesentlich prägten. Die Band rund um Frontmann Black Francis löste sich 1993 auf. Und weil alles gesagt war, wurde die lange erwartete Reunion im Jahr 2004 lediglich von einer einzigen Single begleitet, die darauf folgende Tournee war ausverkauft und brachte der Band kolportierte 14 Millionen US-Dollar ein. Neun Jahre später sind die Pixies, verringert um Gründungsmitglied Kim Deal, wieder zurück. Mit einer Single, einer vier Songs umfassenden EP und einer Europa-Tour, die am 1. November im ausverkauften Gasometer einen fulminanten Zwischenstopp machte.

Pure Nostalgie ohne Kitsch
Allzu oft ist es die Nostalgie, die die Fans zu derartigen Wiederaufguss-Konzerten treibt, nicht selten folgt daraus Ernüchterung und freundliches Abnicken des neuen Materials. Nicht so bei den Pixies, die bei ihrem Wiener Konzert mit großem Enthusiasmus empfangen und noch größerem Jubel verabschiedet wurden. 90 Minuten lang führte die Band den Beweis, dass Songs wie "Cactus", "Here Comes Your Man" oder "Where Is My Mind" den Hype, den sie einst ausgelöst haben, die Jahrzehnte überdauern konnten. Die Nonchalance, mit der die Band die rund zwei Dutzend Songs umfassende Setlist routiniert und dennoch kraftvoll abspulte, stand in krassem Widerspruch zu den euphorischen Tumulten vor der Bühne.

Altbewehrtes, statt neuem Material

Die unausgesprochene Botschaft lautete schlicht: "In Zeiten, in denen Albumverkäufe sinken, brauchen wir keine neue Musik zu machen, um die Hallen zu füllen." Die Pixies brauchten auch keine Fan-Interaktion, keine Ansprachen und schon gar keine Nostalgie-Anfälle, denen sie ironisch mit durch die Halle ziehenden Scheinwerfer-Kringeln während der Hymne "Where Is My Mind" Einhalt geboten. Oft ist es doch so: Die Fans warten zwei Stunden lang auf das eine Lied, davor und danach stehen sie reglos im Publikum. Nicht so die Pixies-Fans, die über das gesamte Set, das auch neue Songs wie "What Goes Boom" integrierte, heftig hüpften, mitsangen und beständig gegen die bereits zum nächsten Lied ansetzenden Drums anklatschten. Nicht selten verzweifelten die vor der Bühne postierten Securities an den extensiven Crowdsurfing-Versuchen einiger Fans.

Piexies erfreuten Fans mit Zugabereigen
Einzig die neue Bassistin Kim Shattuck, die die im Frühjahr aus der Band ausgestiegene Kim Deal ersetzt, zeigte auf der Bühne ähnlich viel Regung: Wie wild sprang sie mit ihrem Bass herum, schüttelte ihre Haare euphorisiert zum eigenen Beat und bedankte sich beim Publikum nach ihren wenigen Einsätzen als Sängerin mit einem Lächeln. Auch Gitarrist Joey Santiago brach ein einziges Mal aus der stoischen Aufstellung auf der Bühne aus, als er bei einem langen, verspielten Solo im Song "Vamos" sein Instrument an die äußersten Grenzen rüttelte und gar publikumswirksam hinter den Boxen versank, um dahinter weitere Klang-Späße zu treiben. Nach kurzen 90 Minuten kamen die Pixies noch einmal für ein paar Zugaben zurück. Und winkten ihren Fans freundschaftlich zum Abschied.

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