"Magna Carta Holy Grail"

Rapper Jay-Z legt neues Album vor

11.07.2013


Zwölftes Studioalbum des US-Rappers mit etlichen Kollaboratoren.

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© Universal Music
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Der Auftakt gehört ganz Justin Timberlake. Mehr als eine Minute lang darf der Popsänger in "Holy Grail" seine Stimme erheben, bevor die dezenten Klavierklänge einem harschen Beat weichen und der selbst ernannte König den Thron einnimmt: Jay-Z, Rapmillionär und eine der prägendsten Szenefiguren der vergangenen 15 Jahre, hat ein neues Studioalbum vorgelegt. "Magna Carta Holy Grail" lautet der unbescheidene Titel, der leider zu selten das hält, was er verspricht. Gigantomanie ist bei Jay-Z, der bürgerlich Shawn Carter heißt, nur mehr im medialen Brimborium zu erkennen, die musikalische Substanz kommt dem 43-Jährigen zusehends abhanden.

Hier der neue Song, den Jay-Z mit seiner Frau Beyonce aufnahm



Grundidee driftet ab
Das zeigt sich bereits im angesprochenen Opener "Holy Grail", der durch Timberlakes Mitwirken in leider belanglose R'n'B-Gefilde abdriftet, bevor Carter über die Tücken seiner Prominenz lamentiert und gar ein kurzes Textzitat von Nirvanas "Smells Like Teen Spirit" aufblitzt. Mit der damit verbundenen unbändigen Energie, die Kurt Cobain und Konsorten Anfang der 90er Jahre an den Tag legten, hat dieses Stück kalkulierter Popmusik aber nichts gemein, vielmehr zeigt sich diese Referenz - wie so vieles andere - als bloße Aufzählung von Kultsymbolen, die sich Jay-Z zu eigen machen will.

Konkurrenzkampf mit Kanye West

Apropos Symbolik: Im Vorfeld der Veröffentlichung machte Carter seinem Kollegen Kanye West - jüngst mit dem reduziert-sperrigen "Yeezus" vorstellig geworden - in Sachen Promo-Wahnsinn ernsthafte Konkurrenz und präsentierte das Coverartwork in der Salisbury-Kathedrale in Großbritannien, direkt neben einer der vier noch existierenden Originalausgaben der "Magna Carta" von 1215. Ein Hinweis auf die Substanz des Albums? Wohl eher ein unglücklich gewähltes Mittel seiner weltweit agierenden Marketingstrategie.

Zeigt sich künstlerisch
Aber keine Sorge, Jay-Z weiß selbst immer noch am besten, wer er ist: "I'm still the man to watch" heißt es da in "Picasso Baby", dessen eingängiger Beat sogar zum Kopfnicken animiert, wäre nicht der vor Selbstverliebtheit nur so strotzende Text. Natürlich, Egoismen und Statussymbole haben im Rap immer eine wichtige Rolle gespielt, aber sich selbst als "modern day Pablo Picasso" zu bezeichnen, geht sogar für den vielleicht kommerziell erfolgreichsten Rapkünstler dieser Tage einen Schritt zu weit.

Mit Teamarbeit zum Erfolg
In anderen Belangen zeigt er sich aber konservativ: Wo etwa West, mit dem Carter 2011 noch das sehr beachtenswerte Album "Watch The Throne" aufnahm, mittlerweile auf Schock und Radikalität setzt, geht er den einfachen Weg. Ein paar elektronische Spielereien, einiges an namhaften Unterstützern - neben Timberlake natürlich auch Ehefrau Beyonce, Frank Ocean oder Pharrell Williams -, und aufwendige Produktionen. Und ja, sein Leben scheint gesegnet, hat er doch nicht nur Zugriff auf gefüllte Konten, eine nach außen hin immer wieder zur Schau gestellte Bilderbuchehe und Kontakte zum Who-ist-who der amerikanischen Gesellschaft bis hinauf zu Präsident Barack Obama.

Jay-Z als Business-Man
Aber die Relevanz früher Arbeiten wie der Auftakt zur "Blueprint"-Reihe (2001) blitzt hier nur zwischendurch auf, wie im tiefer gehenden "Heaven". Ansonsten gibt Jay-Z den Geschäftsmann: Ein Verwalter seines Namens, dem der gemütliche Bürostuhl leider näher stehen dürfte als die oft zermürbende Studioarbeit. Dass der Kontostand weiterhin stimmen wird, dafür sorgt wohl nicht zuletzt ein Deal mit einem Smartphone-Hersteller, der vor der weltweiten Veröffentlichung einer Million Nutzer einer neuen App in den USA einen gratis Download des Albums ermöglichte. Seine Wirtschaftsbeziehungen muss man schließlich pflegen.

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