Die Sängerin im oe24-Talk über ihr Album und neue Erfahrungen.
Seit ihrem letzten Album Stefanie Heinzmann (2012) war es zwar nicht ganz still um die Sängerin, musikalisch lässt sie nach ihrem Abstecher in die Jury einer Castingshow aber erst jetzt wieder aufhorchen. Die Schweizerin, die einst von Stefan Raab entdeckt wurde, ist wieder da - und schlägt neue Töne an. Auf ihrem neuen Album Chance of Rain präsentiert sie sich poppiger, als ihre Fans sie kennen. Sie liefert ein Allwetter-Album ab, in dem sie ganz tief in ihre Seele blicken lässt.
Auf Chance of Rain erzählt Stefanie Heinzmann von den Höhen und Tiefen des Lebens. Der Album-Titel, auch als Song vertreten, verdeutlicht einen Message: Jedes Hindernis ist eine neue Chance, an unseren Krisen wachsen wir.
Im Interview mit oe24 sprach Heinzmann über die Arbeit an Chance of Rain und erzählte, warum sie sich gar nicht so sehr von ihren Fans unterscheidet.
oe24: Du hast ein neues Album. Du hast eine große Entwicklung durchgemacht. Was dürfen die Fans erwarten?
Stefanie Heinzmann: Es ist super facettenreicht. Generell kann man sagen, es ist Popmusik. Aber man findet nicht so richtig ein Genre, in das es passt. Wir haben ein emotionale Klavier-Balladen, total Uptempo mit dicken Beats drunter, dann wieder eine sehr melancholische Nummer, eine sehr elektronische, sphärische Nummer. Es ist eigentlich für jede Laune und jeden Geschmack etwas dabei. Und das macht mir persönlich total viel Spaß. Die Texte sind voll aus meinem Leben, voll aus meinem Herzen. Meine Seele habe ich einmal komplett ausgebreitet mit der Überzeugung, dass diese Gefühle und diese Emotionen, die ich da habe und spüre, jeder kennt und dass ich das teilen möchte. Um zu sagen, das ist okay, auch mal Selbstzweifel zu haben. Das gehört dazu, da wachsen wir daran.
oe24: Du bist beim Songwriting sehr weit rumgekommen. Nashville, Los Angeles, London, Schweiz, Köln, Berlin. Wie sehr hat das dein Album beeinflusst?
Heinzmann: Es war unglaublich, wie sehr man die Einflüsse da wirklich gehört hat. Vor allem Nashville, London, Hollywood – es ist unglaublich, wie man fast schon zuordnen kann, wenn man die Songs hört, woher die sind. Wir haben natürlich dann, als es um das Album ging, versucht einen Sound zu finden. Dass es trotzdem nicht wahnsinnig hin und her durchmischt ist. Obwohl es facettenreich ist, trotzdem noch einen Guss hat.
oe24: Das Album heißt "Chance of Rain", es gibt auch einen Song mit diesem Titel. Hat der eine besondere Bedeutung für dich?
Heinzmann: Ja, auf jeden Fall. Das ist das ausschlaggebende Gefühl, bei dem ich dachte, das will ich mit den Leuten teilen. Weil ganz viele Menschen zu mir kommen und sagen ‚Du bist ja eh immer gut gelaunt. Dir muss es doch immer gut gehen und du hast doch bestimmt nie schlechte Laune‘. Natürlich, ich liebe mein Leben und ich bin super dankbar und ich würde mir niemals herausnehmen, mich zu beschweren. Aber ich bin ein Mädchen. Ich wache manchmal auf und habe keinen blassen Schimmer, wohin mit mir. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass man sich in diesen Momenten total allein fühlt. Man kuckt so alle seine Freunde an und denkt, alle haben ihr Leben im Griff. Nur ich nicht. Horror. Und dann ist mir aufgefallen: Jedem geht es es so. Jeder Mensch kennt dieses Gefühl. Das ist auch Chance of Rain, dass es manchmal diese Tage gibt, wo man sich nicht mal selbst erkennt. Wo man völlig verwirrt ist. Aber das sind die Tage – und das habe ich für mich gelernt -, die mich weiterbringen. Das sind die Tage, an den ich reflektiere, was will ich überhaupt. Das sind die Tage, an denen ich vielleicht aufs Maul falle, aber wieder aufstehe. Das sind die Tage, für die ich sehr dankbar bin.
oe24: Es gibt jetzt auch schon die erste Single und das Video „In the End“. Warum dieser Titel?
Heinzmann: In the End ist für mich ein superwichtiger Song. Es geht um den inneren Schweinehund, der einem einreden will, dass man das jetzt nicht kann. Es nicht machen soll, nichts riskieren soll. Das war für mich ein schönes Bild, damit anzufangen. Es war meine Entscheidung, diese Single zu wählen und es waren nicht alle ganz bei mir. Aber das war genau das. Ich dachte: Doch, ich will das machen, was ich richtig finde. Ich habe irgendwann eingesehen, du kannst es niemals jedem recht machen. Deswegen starte erst mal damit, es dir selbst recht zu machen. Das ist schon schwer genug.
oe24: Du hast in den letzten Jahren viel erlebt, bist weit herumgekommen. Dein letztes Album kam 2012 heraus. Hast du dir bewusst eine Auszeit gegönnt oder hat sich da ergeben?
Heinzmann: Es war ziemlich unbewusst. Wir haben in der Schweiz The Voice gemacht, zweimal. Wenn du sowas machst, verstreicht die Zeit. Da ist plötzlich ein halbes Jahr rum, weil du in so einem Projekt involviert warst. Dann haben wir halt angefangen, Songs zu schreiben. Noch bevor das Album überhaupt in Planung war. Nur um Erfahrungen zu sammeln. Ich würde sonst niemals in meinem Leben nach Nashville gehen, um Songs zu schreiben. Weil ich finde, das ist sehr amerikanisch, sehr countryesk. Ich wollte aber Erfahrungen sammeln und bin deswegen auch nach Nashville gegangen. Dann hatten wir plötzliche eine Million Songs zusammen und dachten, es wäre eigentlich mal Zeit ins Studio zu gehen.
oe24: The Voice ist eine ganz andere Erfahrung. Du hast ja selber bei einenm Casting von Stefan Raab mitgemacht. Wie war es, die Seiten zu wechseln?
Heinzmann: Das war sehr spannend. Im ersten Moment habe ich das sofort abgelehnt. Weil ich dachte, ich kann doch nicht mit 24 Jahren zu jemandem sagen, wie’s geht. Ich habe mir dann lange Gedanken darüber gemacht, bis ich irgendwann gerafft habe, es geht nur darum, seine Meinung zu sagen. Und die habe ich ja auch. Dann war es sehr schön. Ich konnte sehr gut nachempfinden, wie die Kandidaten sich fühlen. Sich dahin zu stellen, diesen Druck, 90 Sekunden Zeit und abliefern und plötzlich mit Kameras arbeiten. Und vor allem aus diesem normalem Leben plötzlich auf die Bühne. Das war ganz schön, diese Erfahrung teilen zu können. Es waren viele Kandidaten bei mir im Team, die mich sehr an mich selbst erinnert haben. Das Schicksal will das ja dann so, dass genau die Leute zu einem kommen. Für mich war das so: Ich hatte zehn Kandidaten und jeder hatte eine Macke von mir. Im Grunde genommen war ich alle zehn .Ich habe mich bei allen wiedergesehen.
oe24: Du hast schon sehr viel erreicht – Preise, goldene Schallplatten, Platin. Übt das Druck auf dich aus oder kannst du das ausblenden und einfach deine Musik machen?
Heinzmann: Ich glaube, das hat mir am Anfang noch ein bisschen mehr Druck gemacht als jetzt. Für mich ist die Tatsache, dass ich das seit sieben Jahren machen darf, dafür bin ich so dankbar und diese Preise und goldenen Schallplatten und alles, das war in der ersten Zeit sehr krass. Ich bin einfach froh, dass ich unterwegs sein kann. Mir ist spielen viel wichtiger als all das. Ich will einfach spielen und spielen und spielen. Das darf ich gerade. Deswegen bin ich jetzt und hier und gerade sehr dankbar.
oe24: In einigen Zeitungen ist gestanden, dass du kein Interesse daran hast, in die USA zu gehen. Warum nicht?
Heinzmann: Das ist die Presse, die mir in den Mund legt, dass mich das null interessiert. Der Punkt ist: Wenn jetzt jemand kommt, der sagt, du kannst eine Tour in Amerika spielen, sage ich nicht nein. Ich bin ja nicht bescheuert. Aber es ist total krass jetzt nach Amerika zu gehen und zu sagen, ich versuche es jetzt da. Amerika ist ein riesiger Markt. Ich habe gerade mein Album hier in Deutschland, der Schweiz und Österreich herausgebracht – ich habe gerade echt viel zu tun. Ich habe sehr viel Fokus darauf, dass es läuft. Wenn ich ins Ausland gehe, gibt es natürlich auch noch den Rest von Europa, der mich sehr neugierig macht. Da würde ich sehr gerne mal spielen. Das haben wir jetzt in Planung mit diesem Album. Für mich ist es einfach utopisch zu sagen, ich gehe mit dem Album nach Amerika. Weil dann wäre ich ja nicht hier. Ich bin da einfach sehr realistisch. Zu sagen, ich habe keinen Bock, ist übertrieben, weil das nicht stimmt. Ich würde es jetzt nichts machen, weil es nichts bringt für mich.
Foto: oe24-Redakteurin Maria Kobetic traf Stefanie Heinzmann.
Interview: Maria Kobetic