Rückschau der Avantgardisten

The Residents rockten Wiener Burgtheater

15.05.2013

Maskierte Klangtüftler aus den USA steigerten sich nach einem sperrigen Beginn.

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Mit der US-Formation The Residents gab es am 14. Mai im Wiener Burgtheater Legenden des Avantgarde-Rock zu bestaunen. Die 1969 gegründete, auf Anonymität setzende Band wurde neben experimentellen Klängen und frühen multimedialen Ansätzen auch durch ihre Kostümierungen bekannt. Im Rahmen der "Burg in Concert"-Reihe erschien Frontman Randy diesmal in einem Santa-Claus-Outfit, seine beiden Mitstreiter trugen künstliche Rastazöpfe auf ihren an Insekten gemahnenden Masken. Es wurde ein anfangs sperriger, später mitreißender Abend, der sich programmatisch der Aufarbeitung der eigenen Historie widmen sollte.

Bühne in Spektakel einbezogen
Als Bühnendeko diente der "Wonder Of Word Tour" der notorischen Klangtüftler ein Ensemble aus zwei überdimensionalen Zuckerstangen mit einem Schneemann und einem weiteren Santa Claus an ihren Seiten. Anfangs dominierte ein Mix aus vielen seltsamen Geräuschen, die weder einem Rhythmus noch einer Melodie gehorchen wollten. Eine gewisse Unruhe im Publikum war die Folge, doch nur der Beginn sollte derart sperrig und der Dissonanz verpflichtet bleiben. Santa Claus Randy, mit einer künstlichen Halbglatze versehen, berichtete nach dem ersten Song dafür über die Anfänge der Residents.

40-jähriges Jubiläum heuer
1972 war es, erfuhr man, dass die erste Single "Santa Dog" in einer Auflage von 200 Stück für das eigene Label gepresst und unter anderem an den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon verschickt wurde - man sollte im Laufe des Abends zwischen den Songs noch einiges zur Bandgeschichte zu hören bekommen. Randy tat dies auf kurzweilige Weise, er erinnerte fast ein wenig an einen Conferencier, wenn auch an einen sehr skurrilen. Die Perspektive eines alten Mannes, der auf die Höhepunkte seines Lebens zurück blickt, erwies sich als ein Konzept, das in Verbindung mit den Songs aus der Vergangenheit durchaus aufging.

Spürbare Steigerung
Die Performance gewann im Laufe des Abends immer mehr an Schwung, bekanntere Songs wie "I Wanna Give It To Someone Else" aus dem "Commercial Album" aus den 80ern wurden druckvoller gespielt. Auch Randy kam langsam in Schwung, nachdem er anfangs fast ein wenig unwillig wirkte. Dezente Begeisterung beim dem sich ansonsten eher in ruhiger Stimmung befindlichen Publikum war die Folge.

Nostalgischer Gig
Teilweise waren die geschichtlichen Ausführungen mit einem etwas schalen Altherren-Humor garniert, wenn etwa von einem als "King Dong" bezeichneten Geschlechtsorgan die Rede war oder Groupiewitze zum Besten gegeben wurden. Kurz wurde es auch sehr nostalgisch, nämlich als sich Randy an das ehemalige, 1987 in Linz verstorbene Mitglied Snakefinger erinnerte. Die beiden Musiker, Bob an der Gitarre und Chuck am Laptop, reagierten und stimmten "The Man In The Dark Sedan" an, einen Song aus dessen Debütalbum.

Fazit: Große Rückblende in der Burg

Die musikalische Performance steigerte die Dynamik, der Song "Honey Bear" war das Gegenteil des fast sphärischen Beginns, denn druckvoll und rhythmisch waren die drei Residents nach etwas mehr als 90 Minuten Richtung Finale geworden. Mit der "Old Man"-Story als Rahmen führte man vor, dass man mit einem Augenzwinkern auf die eigene Historie zu blicken imstande ist. Ein Kunststück, das nicht vielen Pop-Veteranen gelingt, und in der Burg für eine unterhaltsame Rückschau in die Zeit der großen Experimente sorgte.

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