Festival-Show

Wirbelnde Arctic Monkeys in Wiesen

15.07.2013

Briten verbanden souverän Rock, Sixties-Pop und  zeitgemäße Indie-Sounds.

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Wie der von ihnen selbst besungene Wirbelwind sind die Arctic Monkeys am Samstagabend (13. Juli) in Wiesen als Headliner des Festivals Harvest Of Art durch ein knackiges 90 Minuten langes Programm gefegt. Da blieb kaum Zeit zum Luftholen. Eine bessere Werbung für das im September erscheinende fünfte Album "AM" der Gruppe aus Sheffield kann man sich wohl nicht wünschen: Der am Start platzierte neue Song "Do I Wanna Know?" war mindestens so fantastisch wie die bekannten Indie-Rock-Kracher der vielleicht besten britischen Gitarren-Band der Gegenwart.

Mutige Briten in Wiesen
Es zeugt von enormem Selbstvertrauen, mit einer dem Publikum fast gänzlich unbekannten Nummer loszulegen. Aber "Do I Wanna Know?" hat die typischen Monkey-Zutaten und bringt das bisherige Schaffen der Formation wunderbar auf den Punkt. Nach einem vorangegangenen starken und daher frenetisch bejubelten Auftritt von Bloc Party fiel es den Besuchern daher nicht schwer, noch einmal voll aus sich herauszugehen – von Ermüdungserscheinungen keine Spur. Solche haben die Artic Monkeys seit ihrem Hype um das Debüt "Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not" von 2006 übrigens auch nie gehabt.

Trotz neuer Songs war Menge nicht zu bändigen
Krachend, schleppend, aufbauend auf einem Monsterriff, ausgestattet mit einem mitreißenden Beat zog die soeben veröffentlichte neue Single in den Bann. Es folgte das superschnelle "Brainstorm", "Dancing Shoes" brachte die Menge zum Tanzen und Crowd-Surfen, die Live-Version von "Don’t Sit Down 'Cause I’ve Moved You Chair" erinnerte an Black Sabbath. Genau hier liegt die besondere Qualität der Engländer, nämlich harten Sound der Siebziger mit Sixties-Pop und modernem Indie-Garagen-Rock lässig zu verbinden. Da passte ein hymnisches "She’s Thunderstorm" zu einem beinahe punkigen "Brick By Brick". Weil sie eigentlich nur gute Lieder schreiben, konnte das Quartett – auf Tour mit einem Keyboarder verstärkt – seinen bekanntesten Song "I Bet You Look Good On The Dancefloor" mitten im Set verpacken.

Alex Turner setzte Fans unter Strom
  Die Arctic Monkeys sind eine gut eingespielte Einheit, aber Alex Turner, ein ebenso versierter Sänger wie Gitarrist, stach im Anzug mit seinen Posen und seinem Charisma im Rampenlicht naturgemäß heraus, wie es sich für einen richtigen Frontman gehört. Einfach souverän! Dass man seinem Sheffield-Slang in den Ansagen des öfteren nur schwer folgen konnte, war auch wurscht. Zumindest verstand man, dass ihm sein Ausruf "Vienna!" im Burgendland kurz peinlich war. "Austrians!", hieß es ab dann. Und zu jeder außergewöhnlichen Rockband gehört ein außergewöhnlicher Drummer. Der heißt bei den Arctic Monkeys Matt Helders – eine Urgewalt, die den Beat halten, verschleppen, dramatisieren kann. Dass sie auch etwas ruhiger zur Sache gehen können, demonstrierten die Briten am Ende. Nach einem durchgängig flotten regulären Part nahmen sie erst bei den Zugaben das Tempo heraus, gingen mit einem halb akustischen "Cornerstone" ins Finale und ließen die Nacht sehr melodisch ausklingen.

(Von Wolfgang Hauptmann/APA)
 

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