Bei Konzert in München

Rammstein streicht die Penis-Kanone

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Band spielte erstmals in München seit Bekanntwerden von Vorwürfen der sexuellen Übergriffigkeit gegen Sänger Lindemann.

Vor einem vollen Münchner Olympiastadion hat die Rockband Rammstein am Mittwochabend das erste Deutschlandkonzert ihrer aktuellen Europatournee gespielt. Auf die zuletzt von Frauen erhobenen Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann ging die Band bei ihrem Auftritt vor Zehntausenden nicht ein. Sänger Lindemann gab sich zwischen den Songs wie gewohnt wortkarg. Das Publikum verabschiedete er mit den Worten: "München, danke, dass ihr hier seid. Danke, dass ihr bei uns seid."

Anders als bei anderen Konzerten verzichtete die Band auf das Lied "Pussy", zu dem Lindemann sonst das Publikum seit Jahren mit einer riesigen, penis-förmigen Schaumkanone bespritzte. Mehrere Frauen haben in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - den Vorwurf des sexuellen Übergriffs gegen Rammstein-Frontmann Lindemann erhoben. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Teils wurde über die Verwendung von K. O.-Tropfen und anderen Substanzen spekuliert.

"Schockstarre"

In einer Stellungnahme von Rammstein hieß es, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. "Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt - vor und hinter der Bühne." Weiter hieß es in dem Schreiben vom Samstagabend: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge." Auch die Band habe aber ein Recht - nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Aus dem Umfeld der Band wird von gedrückter Stimmung, Nachdenklichkeit, ja "Schockstarre" berichtet. Für das Münchner Konzert gab es aufgrund der Vorwürfe bereits Konsequenzen. Eine Fan-Reihe im Sicherheitsbereich unmittelbar vor der Bühne, die sogenannte Reihe Null, wurde verboten. Das Konzept für die Aftershowpartys sei ebenfalls geändert, hieß es im Umfeld der Berliner Band. Zudem gibt es eigene Untersuchungen der Band. Dazu sollen schon Zeugenaussagen vorliegen. Eine Anwaltskanzlei befragt Mitarbeiter der Crew, das Sicherheitsteam, die Band. Auch möglicherweise betroffene Frauen sollen befragt werden.

Kleiner Protest

Aufgrund der Vorwürfe hatten vor dem Konzert rund 60 Menschen gegen den Auftritt der Band protestiert und Ankommende zum Boykott aufgefordert. Die Polizei musste einzelne aggressiv auftretende Fans von den Protestierenden fernhalten. Nach Angaben eines Sprechers der Polizei verlief die Versammlung ohne größere Zwischenfälle.

Rammstein ist derzeit auf Europatournee. Nach drei weiteren Konzerten in München in dieser Woche spielt die Band im Juli drei weitere Deutschlandkonzerte in Berlin. Berlin indes hat am Mittwoch bei den Konzerten der Band in der deutschen Hauptstadt Aftershowpartys überhaupt verboten. "In Berlin wird es in den Liegenschaften, die ich verantworte, keine Aftershowpartys der Band Rammstein geben", teilte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Mittwoch mit. Es gelte, die Ermittlungen abzuwarten, "aber die Vorwürfe wiegen so schwer, dass Schutz und Sicherheit der Frauen hier absoluten Vorrang haben". Die Berliner Auftritte sind vor den beiden Wiener Events angesetzt, die am 26. und 27. Juli im Happel-Stadion stattfinden sollen.

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