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Jürgen Drews: "Früher war ich Abschaum"

18.10.2017

Schlager war ihm mal peinlich. Best-of-Album erscheint am 20. Oktober

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© APA/dpa/Ina Fassbender
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Er singt vom "Bett im Kornfeld" vor grölenden Party-Touristen am Ballermann auf Mallorca oder bei TV-Schlagerparaden vor einem Millionenpublikum. Mit 72 Jahren veröffentlicht Drews nun ein Best-of-Album. Das Werk mit dem für Fans vielversprechenden Titel "Drews feat. Drews" umfasst seine größten Erfolge - neu eingesungen und produziert.

Hausbesuch

Jürgen Drews' Rückzugsort im münsterländischen Dorf Rorup - einem Ortsteil von Dülmen - ist ausgerechnet eine enge Kammer im Keller seines Hauses. Sie ist nur ein paar Quadratmeter groß, durch das Kellerfenster fällt auch an diesem strahlenden Herbsttag kaum Tageslicht. Ein schummriges Reich, in dem außer einem Schreibtisch mit Laptop, Mikrofon, Boxen, Gitarre und Banjo kaum etwas steht. Es ist das hauseigene Tonstudio. Hier probiert er in seiner Freizeit neue Songideen aus. Die Liste auf seinem Laptop mit Ideen umfasst Hunderte von Dateien. "Das meiste davon nehme ich mit ins Grab und wird nie jemand hören", sagt er.

Showbusiness

Der Anfang von allem, der Gassenhauer "Ein Bett im Kornfeld" aus den 70er-Jahren, ist genauso auf dem am 20. Oktober erscheinenden Album wie das späte "Ich bau Dir ein Schloss" von 2009. Auch alte Nummern mit den Les Humphries Singers ("Mama Loo", "Mexico") sind zu hören, einer Gruppe, in der Drews vor seiner Solo-Karriere in den 70er-Jahren sang. Das Album ist ein Partyschlager-Feuerwerk - und eine Erinnerung an fast fünf Jahrzehnte Drews im Showbusiness.

Ballermann

Mallorca, Jülich, Hannover, Dülmen und Berlin: Stationen von Drews in dieser Woche. Wo andere in seinem Alter schon lange in Rente sind, da hat er noch immer einen eng getakteten Terminplan. "Mir macht der Job einen tierischen Spaß, ich würde es sonst nicht mehr machen. Ich brauch es doch nicht mehr unbedingt", sagt Drews. Einmal pro Woche tritt er auf Mallorca auf - und er spielt als einer der wenigen die Haupt- und die Nebensaison durch. Dazu kommen Konzerte auch auf Firmenfeiern und Stadtfesten. "Bühne ist für mich wie Droge. Solange es gesundheitlich geht, mache ich das", erzählt er. Jetzt ist noch die Promotion-Tour für das neue Album. Manchmal sei es allerdings auch ein bisschen viel, räumt er ein.

Idyllisches Leben

Drews sitzt an seinem Wohnzimmertisch in Dülmen, enge Jeans, weißes Hemd, er erzählt gut gelaunt, während seine Frau Ramona ihn und seine Gäste aus der offenen Küche heraus mit Kaffee und Käsekuchen versorgt. Ballermann und Partybühne, Boulevard, Nacktfotos und Home-Storys - warum lebt so einer wie Drews fast schon zurückgezogen in der Idylle des Münsterlandes? Die Entscheidung zum Wohnsitz in der Nähe der Großeltern fällte die Tochter, die früher noch im Haus wohnte, sagte er früher einmal in einem Interview. Ramona kommt außerdem aus der Gegend, seine Schwiegereltern leben ganz in der Nähe. Drews sieht deutlich jünger aus, als er ist. Als ihn in den 70er-Jahren das "Bett im Kornfeld" als Schlagersänger berühmt machte, war ihm die Rolle nach eigenen Angaben zunächst peinlich. Schlager war für ihn keine ernst zu nehmende Musik, privat mochte er viel lieber englische Pop- und Rockmusik. Aber er entschied sich, den Song aufzunehmen. "Ich mach eigentlich Sachen, von denen ich denke, muss das sein? Und dann mache ich es doch", erzählt er.

"Damals der Abschaum"

Das "Bett" wird ein Hit, es wird auch heute noch stets gespielt, wenn er auftaucht - doch statt den Erfolg zu genießen, fühlte sich Drews nicht wohl. "Naja, den kannst du doch nicht ernst nehmen, den Kornfeld-Sänger", erinnert er sich. "Der Schlagerbarde. Was denkst Du, was ich gelitten habe? Ich bin verrückt geworden." Die Vorurteile der anderen, die er befürchtet, macht er zu seinen eigenen.
 Heute hat sich das geändert: "Heute finde ich Schlager geil. Ich bin in der Altersmilde angekommen", sagt er. Der Grund: Schlager werde anders wahrgenommen. "Die Zeit hat sich völlig verändert. Einmal Schlagersänger und du warst damals der Abschaum aller derer, die Musik machen", erzählt er. Heute sei das nicht mehr so. "Heute kommen auf mich junge Leute zu oder Typen, bei denen du es nicht erwarten würdest, und sagen: Ich find' das geil." Jetzt mit 72 sei er mit sich im Reinen.
 

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