Frühe Halbwaise

Nik P.: Tod der Mutter als tragische Zäsur

06.06.2014

Der Schlagersänger musste (zu) früh lernen, mit Entbehrung umzugehen.

Zur Vollversion des Artikels
© Sony Music /Tatiana Back
Zur Vollversion des Artikels

Schon die Geschichte von Nik P.s Eltern begann dramatisch. Sein Vater Nikolai Presnikov war ein russischer Kosake, der im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der Deutschen gekämpft hatte. Nach Ende des Krieges hätte ihm bei einer Rückkehr in die Sowjetunion der Tod gedroht. So bekam er von den Amerikanern ein Visum und die Möglichkeit auf Ausreise in die USA, was damals einem Sechser im Lotto gleichkam.

Friesach statt New York
Dann lernte er die Burgendländerin Maria Baumgartner kennen, die die Wirren des Krieges nach Kärnten verschlagen hatten und die ihn wohl mehr wegen der Aussicht auf ein besseres Leben in den Staaten, denn aus Liebe heiratete. Doch dazu sollte es niemals kommen. Presnikov wollte nicht weg aus Österreich und so ließ man sich in Friesach nieder. Fünf Kinder kamen zur Welt. Das mittlere Nikolaus Presnik wurde am 6. April 1962 geboren und sollte später einmal ein berühmter Schlagerstar werden.

Russenbua
Damals noch undenkbar, wurde er von allen Schulkameraden doch nur "Russenbua" gerufen. Auch die finanziellen Verhältnisse waren sehr bescheiden. Die Arbeit des Vaters, der ein grober Mensch war und die Kinder nicht selten schlug, als Knecht sicherte gerade so das Auskommen. Dank der Liebe und der Fürsorge der Mutter kann Nik dennoch auf eine vergleichsweise glückliche Kindheit zurückblicken. Doch erst 1971 sollte die Familie der bis dato schlimmste Schicksalsschlag ereilen.

Ein tiefes Loch
Kurz vor Weihnachten jenes Jahres starb die Mutter, die niemals auch nur einen Tropfen Alkohol angerührt hatte, ausgerechnet an Leberzirrhose. Heute ist Nik P. davon überzeugt, dass auch die Nicht-Erfüllung ihres Lebenstraums, eines Neuanfangs in den USA, und die lieblose Ehe ihre Gesundheit negativ beeinflusst haben. "Sie ist aber auch an gebrochenem Herzen gestorben. Davon bin ich überzeugt", so der Sänger. Plötzlich war niemand mehr da, der sich um die Kinder kümmern konnte. Der Vater war mit damals bereits 71 Jahren vollkommen überfordert und ertränkte seine Sorgen im Alkohol, während der junge Nik nach dem Verlust der einzigen Bezugsperson in eine tiefe Depression fiel.

Glück im Unglück
Die Kinder und das Haus verwahrlosten so stark, dass besorgte "Bürgerfrauen" schließlich die Fürsorge riefen. Die Kinder wurden einfach "abgeholt". „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich in meiner Angst an den Vater geklammert“, erinnert sich der Sänger. Doch der gerade zehnjährige Nik und sein jüngerer Bruder hatten großes Glück. Sie landeten bei einer Bauernfamilie im Gurktal. Die Wilplingers nahm die beiden Kinder liebevoll auf. Schnell lernte Nik seine neue Heimat, das Bauernhofleben und sogar die damit verbundene Arbeit lieben. Noch heute fühlt er sich magisch zum Landleben hingezogen.

Heute nennt er seine Zieheltern, die besten Eltern, die er sich wünschen konnte oder vzumindest "die zweitbesten Eltern, die ich mir wünschen konnte". Niks Kinder nennen sie heute Oma und Opa. Der leibliche Vater des Sängers starb 1989.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel