oe24.TV-Interview

Udo-Kinder über neuen Hit: "Sind sicher, dass es dem Papa gefallen würde!"

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Mit dem bislang unveröffentlichten Song "Als ich fortging“ bewegt Udo Jürgens auch 10 Jahre nach seinem Tod die Herzen. Auf oe24.TV sprechen seine Kinder, Jenny und John Jürgens, jetzt kurz vor seinem 90 Geburtstag über den Hit, den Hype und Udos Vermächtnis. 

Mit „Als ich fortging“ liefern sie nun einen bislang unveröffentlichten Song ihres Vaters.
Jenny Jürgens:
Im Archiv wurde ein Song gefunden der Anfang der 80er Jahre als Demoband eingesungen wurde. Der hat damals thematisch nicht auf das Abum „Treibjagd“ (1985) gepasst. Und es ist unser Glück, dass der Archivar den gefunden hat. Das war ein großer emotionaler Moment.

 

Der Hype auf YouTube ist riesig.
John Jürgens:
Schon weit über eine Viertel-Million. Wahnsinn. Die Fans schreiben uns, wie ergriffen sie sind. Von „Ich weine“ bis „Gänsehaut“. Und uns erging es beim ersten Hören ähnlich: Da wussten wir: das berührt zutiefst und deshalb mussten wir aus diesem Song etwas machen.
Jenny: Man kann sich natürlich auch den Titel „Als ich fortging“ nicht ausdenken. Diese ganze Kombination. Jetzt zu diesem Zeitpunkt: der 90. Geburtstag und der 10. Todestag. Es ist für uns als Familie das große Jubiläumsjahr und deshalb heben wir jetzt unseren Vater nochmal so richtig ins Rampenlicht.

Bereitet es Schmerz oder Freude nun wieder ständig über ihren Vater zu sprechen? Oder ist es gar eine Therapie?
John:
Das bereitet einfach nur Freude! Und wir sind uns sicher, dass es dem Papa einfach nur gefallen würde, dass wir uns um die Musikveröffentlichungen kümmern. Wir stellen uns ja sehr oft die Frage: „Wie würde er damit umgehen?“
Jenny: Was man natürlich fühlt, ist eine große Verantwortung! Nur weil wir eine Familie sind, heißt das ja nicht, dass wir auch nur ansatzweise lapidar an etwas rangehen. Sondern immer mit höchstem Respekt. Immer mit einer großen Verantwortung.

Udo-Kinder über neuen Hit:
© sony music
× Udo-Kinder über neuen Hit:


Am Freitag kommt die neue Best Of CD „Udo 90“.
John:
Wir haben damit eine Auswahl aus über 500 veröffentlichten Singles getroffen. Und den Titel an seine großen Tourneen „Udo 70“ oder „Udo 80“ angelehnt und 90 Singles ausgewählt. Da geht es aber nicht um unsere Lieblingslieder, sondern darum sein großes musikalisches Schaffen der letzten 60 Jahre aufzuzeigen.

Worüber würde Udo heute singen?
Jenny:
Udo ist immer ein Mensch gewesen, der den Finger in die Wunden gelegt hat. Durchaus zart. Er hat das nie mit der Brechstange gemacht und, mit einer durchaus kultivierten Sprache. Und damit hat er die Leute erreicht. Er hat sich niemals gescheut zu sagen, was er denkt. Wenn er jetzt noch unter uns wäre, hätte er ordentlich Stoff: Die Welt ist ja nicht besser geworden. Und sie wird auch nicht besser.

Von Rechtsruck bis zu Trump.
Jenny:
Das wäre ein großes Problem für ihn gewesen. Mein Vater war gegen diese Dinge. Er war gegen Rassismus. Er war für eine hohe Form von Toleranz.
John: Und Vielfalt und Inklusion. Akzeptanz. Respekt. Ohne das kommen wir nicht aus auf dieser Welt. Und darüber hätte er in Interviews klar Worte gefunden Und in Liedern und Texten, so wie er es immer getan hat. Wir sind stolz darauf, dass Papa immer den Mut hatte, seine Meinung zu sagen. Und das rechnen ihm die Menschen auch heute noch hoch an, dass er seine Stimme erhoben hat.
Jenny: Ein Song wie „Geht hin und vermehret Euch“. Da war ich 15 und konnte in der Schule damit richtig abgeben! Das war nicht der Schlagerstar. Sondern ich habe gesagt „Guck Mal, mein Vater hat einen Song geschrieben, der auf dem Index steht!“ Das fand ich einfach mega.

Udo-Kinder über neuen Hit:
© zeidler
× Udo-Kinder über neuen Hit:


Wie werden sie am Montag den 90. Geburtstag ihres Vaters zelebrieren?
Jenny:
Wir sind ja verstreut und feiern nicht zusammen. Aber wir schreiben uns, verschicken auch lustige Fotos und sind uns dadurch mit dem Papa ganz eng verbunden. Der Geburtstag und der Todestag sind natürlich schon Mal ganz besondere Tage. Aber ich bin auch mal an ganz anderen Tagen traurig, denn die Trauer richtet sich ja nicht nach einem Datum. Sie kommt ja ganz unbewusst!
John: Ich gehe mit meiner Familie gerne in die Lokale, in die Papa gerne gegangen ist. Und deshalb werde ich mit meiner Frau und den Kinder in München in eines seiner Lieblingslokale gehen.

Udo-Kinder über neuen Hit:
© Getty Images
× Udo-Kinder über neuen Hit:

John und Jenny mit Papa Udo.

Freut es, dass Udo Jürgens auch 10 Jahre nach dem Tod die Menschen noch so bewegt?
Jenny:
Das ist alleine seine Strahlkraft, die bis heute über alles reicht und hat weniger mit uns zu tun. Wir müssen ja nichts präsentieren, was wir nicht toll finden. Wir lieben seine Musik und stehen auch hundertprozentig dahinter. Und deshalb ist das für uns auch so eine extrem hohe Leidenschaft.

Udo-Kinder über neuen Hit:
© Semmel-Concerts
× Udo-Kinder über neuen Hit:


Am 26. November kommt die virtuelle Konzert-Show „Da Capo Udo Jürgens“ in die Wiener Stadthalle.
Jenny:
Wir freuen uns schon auf diese Tour! Für uns war ganz wichtig, dass sein Bandleader Pepe Lienhard dabei ist. Er war ja 40 Jahre mit Papa unterwegs und sie waren auch privat sehr enge Freunde. Das ist für uns ein Indikator, dass wir dem hundertprozentig vertrauen können. Pepe und sein Orchester werden den neuen Song „Als ich fortging“ auch live im Konzert spielen.

Udo-Kinder über neuen Hit:
© zeidler
× Udo-Kinder über neuen Hit:

Jenny und John Jürgens beim oe24.TV-Interview mit Thomas Zeidler

Gibt es eigentlich noch weitere bisher nicht gehörte Songs, die man veröffentlichen könnte?

John: Es würde mich überraschen. Natürlich gibt es noch mehr im Archiv, aber es hat einen Grund gehabt, warum sie nicht veröffentlicht wurden. Er hat weit über 1000 Lieder geschrieben, dass da nicht jeder Song ein “Ich war noch niemals in New York“ sein kann ist auch klar. Bei „Als ich fortging“. war das anders. Wir wussten, da spürt man was! Bei den anderen Songs fehlt dieses Gefühl. Und deshalb darf man damit nichts machen. Das ist ganz, ganz wichtig.

Jenny: Es geht um Qualität nicht Quantität. So wie Papa das immer gelebt hat. 

Interview: Thomas Zeidler-Künz

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