Neue Anklage
O.J. Simpson muss wieder vor Gericht
07.09.2008
13 Jahre nach seinem Freispruch in einem Mordprozess muss sich der frühere US-Footballstar O.J. Simpson erneut vor Gericht verantworten.
Diesmal geht es um einen bewaffneten Raubüberfall, der im September vergangenen Jahres in Las Vegas verübt wurde. Gegen Simpson liegen zwölf Anklagepunkte vor.
Hotelzimmer mit Waffe gestürmt
Dem 61-Jährigen wird
vorgeworfen, zusammen mit fünf Komplizen das Zimmer zweier Andenkenhändler
in einem Hotel gestürmt und unter Androhung von Waffengewalt die Herausgabe
persönlicher Erinnerungsstücke im Wert von 100.000 Dollar (70.190 Euro)
gefordert zu haben. Simpson, der seine Unschuld beteuert, droht lebenslange
Haft.
Geschworene werden ausgewählt
Am Montag muss das Gericht in
Las Vegas zunächst die Geschworenen auswählen. Dabei muss es genau prüfen,
welche Gefühle die 500 Kandidaten für Simpson hegen. Der ehemalige Sportler
war mangels eindeutiger Beweise 1995 vom Vorwurf der Ermordung seiner
Ex-Frau Nicole Brown Simpson und deren Freundes Ronald Goldman
freigesprochen worden. Der Prozess hatte damals die Öffentlichkeit in den
USA in Atem gehalten, der Freispruch ist umstritten. Der Anwalt Gabriel
Grasso, der Simpson in dem Raubprozess vertritt, hofft auf eine junge Jury,
damit sich die Mitglieder nicht so gut an den Mordprozess erinnern können.
"Andererseits könnte das auch nachteilig für uns sein, denn einige Jüngere
wissen nicht einmal, dass O.J. ein Footballspieler war."
Nur Andenken als Sportler zurückgeholt?
Simpson hatte
ausgesagt, die Andenken aus seiner Zeit als Sportler seien ihm gestohlen
worden, er habe sie nur zurückholen wollen. Er habe nicht gewusst, dass zwei
seiner Komplizen bewaffnet gewesen seien, und habe nicht gesehen, wie die
beiden ihre Waffen in dem Hotelzimmer gezückt hätten. Einer der in dem
Zimmer anwesenden Andenkenhändler, Bruce L. Fromong, sagte, Simpson und
dessen Gang hätten Hunderte Objekte gestohlen, darunter sein neues
Mobiltelefon und auch Andenken an andere Sportler.
Vier sagten gegen Simpson aus
Vier der Komplizen haben sich
bereits Straferlass gesichert, indem sie bei der Staatsanwaltschaft gegen
Simpson und den sechsten Beteiligten, Clarence Stewart, aussagten. Zur
Entlastung seines Mandanten will Simpsons Anwalt Grasso unter anderem die
Glaubwürdigkeit der Komplizen und der angeblichen Opfer in Zweifel ziehen.
Im Gegensatz zu Simpson seien sie alle vorbestraft, sagte Grasso. Allerdings
könnte ein Tonbandmitschnitt des Überfalls, der von einem dritten
Andenkenhändler aufgenommen wurde, Simpson belasten, wie der Promi-Anwalt
David Chesnoff sagte. Simpsons Stimme sei auf dem Tonband zu hören -
entscheidend sei nun, ob die Stimme bedrohlich klinge.
"Nichts in einem O.J.-Fall ist normal"
Nach Ansicht von
Rechtsexperten würde so ein Fall normalerweise nicht vor ein Schwurgericht
kommen. "Aber nichts in einem O.J-Fall ist normal - weil es eben O.J. ist",
sagte die ehemalige Staatsanwältin Laurie Levenson, die den Simpson-Prozess
1995 für den Fernsehsender CBS beobachtete. Schließlich sei Simpson damals
trotz belastender DNA-Analysen freigesprochen worden. "So jemand kann kein
normaler Angeklagter sein." Es bestehe ein gewisser Druck, dass sich das
Justizsystem rächen müsse.